Stolperfallen sollen weg
Die SPD unternimmt den nächsten Anlauf, die Matten vom Markt zu entfernen.
Die meisten Passanten nehmen die Matten erst gar nicht wahr, die auf dem Nevigeser Wochenmarkt die Kabel auf dem Boden abdecken. Bis plötzlich der Schuh hängenbleibt. Das Tückische: An den Rändern wellen sich die Matten bei Feuchtigkeit und werden zur Stolperfalle.
Marktkundin Helmtrud Perschall (60) kennt die Problematik, die besonders ältere Bürger betrifft. „Den Rollator meiner Mutter muss ich über die Matte heben. Sie selbst kommt da nicht drüber“, sagt sie.
Seit mindestens zehn Jahren versucht die Politik, das Problem aus der Welt zu räumen. Der Knackpunkt sind die Kosten. Es wäre schließlich durchaus möglich, die Kabel ins Erdreich zu verbannen. Ein solcher Versuch, daran erinnert sich Rainer Hübinger, Vorsitzender des Bezirksausschusses Neviges, sei in der Vergangenheit daran gescheitert, dass sich die Händler dagegen wehrten. Die Kosten sollten nämlich auf sie umgelegt werden.
Marktbetreiber Gerd Wieschermann, der mit seinem Geflügelwagen seit 35 Jahren in Neviges steht, ist auch heute noch dagegen: „Wie soll ich das gegenfinanzieren?“ Wenn es nach ihm ginge, sollte man die Kabel einfach an Haken über den Markt hinweg führen. „Aber das dürfen wir ja nicht, weil dann die Feuerwehr nicht mehr durch kommt“, sagt er. Und: Ein richtiges Problem seien diese Matten auch nicht. „Die, die sich beschweren, sind immer die Gleichen. Und die kaufen hier gar nicht ein“, sagt Wieschermann. Rechtlich sind die Händler auf der sicheren Seite. Auf dem Papier ist die Sicherung der Kabel ausreichend.
Doch weil die Beschwerden nicht abreißen, will die SPD jetzt noch einmal einen Anlauf wagen, um das Mattenproblem ein für allemal zu lösen. Im nächsten Bezirksausschuss soll ein Antrag vorliegen, der noch einmal die unterirdische Stromversorgung fordert.
Dieses Mal soll die Stadt allerdings selbst für die Kosten aufkommen — sprich der Steuerzahler. Hübinger sagt: „Im Gegensatz zu den anderen Märkten der Stadt hat der Nevigeser Markt kaum Probleme. Nur diese Matten — das müssen wir doch jetzt mal lösen können.“
Die Bauarbeiten müssten die TBV erledigen. Vorstand Ralph Güther äußert Bedenken: „Eins ist klar: Wenn wir das in Neviges machen, dann kommen die anderen auch“, sagt er. Die anderen sind die Langenberger, die ebenfalls Matten auf ihrem Markt einsetzen. Ein einziger unterirdischer Stromkasten koste laut TBV-Rechnung rund 3000 bis 4000 Euro. Und mit einem ist es nicht getan.
Bis die finanzielle Frage geklärt ist, müssen es die Marktbesucher Elvira Orbach gleich tun. Obwohl sie mit dem Rollator unterwegs ist, sind die Matten für die 89-Jährige kein Problem. Sie zuckt mit den Schultern: „Ich weiß ja Bescheid und gebe einfach Acht.“