Tiefbauamt: Ein Macher nimmt Abschied
33 Jahre lang hat Hans-Peter Pfeiffer das Tiefbauamt der Stadt geleitet. Jetzt geht er in den Ruhestand.
Wülfrath. Den Ort fürs Abschiedsfoto könne er sich auswählen? Seine Entscheidung steht schnell fest. „Vor dem alten Rathaus. Solange es noch steht“, sagt Hans-Peter Pfeiffer — und schmunzelt.
Er weiß, dass so eine Wahl Raum für Spekulationen lässt. „Ich will gar nicht kommentieren, ob die Entscheidung richtig oder falsch war, zum Dienstleistungszentrum zu ziehen. Aus meiner Sicht hat sich mit dem Zeitpunkt vieles verändert, nicht nur zum Guten.“
Pfeiffer kann das beurteilen. 37 Jahre ist er bei der Stadt Wülfrath, davon 33 Jahre als Leiter des Tiefbauamtes. Heute hat er seinen letzten Arbeitstag.
Pfeiffer ist 65 Jahre alt. In der Verwaltung war er immer ein Macher. Sein Vorgehen hat er selbst als „zielorientiert, aber auch improvisierend“ skizziert — lösungsorientiert eben. „Wülfrath ist eine kleine Stadt“, sagt er. Da müsse bei der Realisierung von Projekten oder dem Umsetzen von Beschlüssen das Gefühl der Menschen vor Ort berücksichtigt werden.
Ein Beispiel sei das Müllentsorgungssystem — mit einer Sack- und Tonnenvielfalt, die es vermutlich kein zweites Mal in NRW gibt. „Aber es hat sich bewährt. Und der Bürger akzeptiert es. Warum also daran rumdoktern?“, steht er Änderungswünschen aus der Politik, aber auch von neuen Verwaltungskollegen skeptisch gegenüber.
Der Bauingenieur hatte sein erstes Wülfrather Großprojekt in den frühen 1970er-Jahren — damals noch als Bauleiter eines Düsseldorfer Tiefbauunternehmens: Er baute den „Eiskanal“ — die innerörtliche Umgehungsstraße. Und dann der Wechsel in den öffentlichen Dienst. „Eine bewusste Entscheidung.“
Der Reiz an der Wülfrather Aufgabe: „Das war diese große Vielfalt.“ In einer kleinen Kommune sei in einem kleinen Amt Vielseitigkeit gefragt. Und ein Blick ins Portfolio seiner Verantwortung im Tiefbauamt belegt das: Abfall- und Abwasserwirtschaft, Bauhof, Straßenreinigung, Parkanlagen, ÖPNV und der Fuhrpark der Stadt — inklusive Dienstwagen der Bürgermeisterin.
Dass er ohne Wehmut, sondern mit großer Freude auf das, was nun kommt, ausscheidet, hat damit zu tun, „dass die Balance von Verwalten und Gestalten aus dem Gleichgewicht gekommen ist“. Pfeiffer: „Verwalten statt gestalten — so ist das heute.“ Und das klingt dann doch frustriert.
Der Wandel habe mit dem Umzug von der Goethestraße in das heutige Rathausgebäude begonnen. „Früher hatten wir als Rathaus-Mitarbeiter mehr Nähe zur Innenstadt, sind mittags auch mal gemeinsam raus gegangen“, sagt er. Das fehle heute. Noch stärker aber sei der Einfluss des neuen Finanzmanagements.
„Damit ist eine Regelungswut eingezogen, die jede gestalterische Freiheit nimmt, auch wenn diese schon wegen mangelnder Gelder immer gering war. Mal auf dem kurzen Dienstweg etwas für den Bürger zu tun, das geht nicht mehr.“ Irgendjemand halte immer den Daumen drauf.
Bei seinem Abschied im Rat wünschte der scheidende Tiefbauamtsleiter der Politik eine „glückliche Hand und Gottes Segen“. Die Arbeit mit der Politik und den Ausschüssen habe er immer geschätzt. „Das wird mir auch fehlen“, sagt er im WZ-Gespräch — „diese Diskussionen, diese Kontakte“. L
angeweile wird er nicht haben. Ein Füllhorn an Hobbys sorgt dafür. Wandern, Segeln, Reisen. . . Und seine Leidenschaft Familienforschung will er intensivieren. Und politisch? Er hat das SPD-Parteibuch. Ob er aber in seiner Heimatstadt Essen politisch aktiv wird? „Im Plan war das mal. Aktuell ist es nicht.“ Die Prioritäten ändern sich. Vielleicht geht es erst einmal für mehrere Monate nach Neuseeland. „Gut möglich.“