Uhu Uwe ist ein lautloser Begleiter

Die Wald-Station von Uta Wittekind und Rainer Erdinger am Wülfrather Zeittunnel bietet Wanderungen mit dem Raubvogel an.

Foto: Achim Blazy

Wülfrath. Wenn Uhu Uwe seine Schwingen ausbreitet, ist die Bewegung lautlos, aber ein starker Windstoß ist zu spüren. Der zwei Kilogramm schwere Europäische Uhu thront auf einem Felsen neben dem Zeittunnel. „Uhu“ macht Falknerin Uta Wittekind aus Wülfrath, und der mit dem Neanderland-Siegel ausgezeichnete Uhu antwortet.

Der Vogel mit den orange-leuchtenden Augen ist nicht der einzige Bewohner der Volieren am Zeittunnel. Sie und ihr Kollege Falkner Rainer Erdinger betreiben dort seit 2010 eine Wald-Forscher-Station und bieten das ganze Jahr über Greifvogel- und Eulenwanderungen an. In der Station gibt es noch Schleiereule Hanni, Wüstenbussard Merlin und die Afrikanischen Weißgesichts-eulen Elvis und Miss Cilly. Familienwanderungen werden regelmäßig angeboten, auch private Führungen können gebucht werden. Teilnehmer können die Vögel auf dem Handschuh tragen, sie streicheln und viel Wissenswertes über die gefiederten Waldbewohner erfahren. Wittekind und Erdinger veranstalten auch ein waldpädagogisches Angebot für Familien, bei dem Feuerkunde gelehrt, Hütten gebaut und Kräuter gesammelt und bestimmt werden.

Uta Wittekind, Mutter einer Tochter, arbeitet nebenberuflich in der Wald-Station, im Gespräch wird deutlich, dass die Falknerei ihre Leidenschaft ist: „Uwe ist vor sieben Jahren zu mir gekommen. Damals war er wenige Wochen alt. In der freien Wildbahn werden Uhus 30 Jahre alt, bei mir kann Uwe bis zu 60 Jahre alt werden.“ Große Ausflüge in die Umgebung mache der Uhu nicht. „Im Steinbruch brütet ein Uhu-Pärchen, das würde zu Revierkämpfen führen“, erklärt die Falknerin, die hauptberuflich die Ogata der Lindenschule leitet.

Uta Wittekind, Betreiberin der Wald-Station, über die Nester, die Uhu Uwe ihr in der Balz baut

„Dabei hätte Uwe keine Chance, weil er nie gelernt hat, sich zu verteidigen.“ Uta Wittekind und ihr Kollege Rainer Erdinger besuchen auch Schulen mit ihren Eulen. Ehrenamtlich machen sie Mädchen und Jungen im Kinder-Hospiz eine Freude, wenn sie Uwe mit auf die Station bringen.

Auch bei der Neueröffnung des Zeittunnels am Sonntag, 10. Juni, sind die Greifvögel dabei. Interessierte können sie bei dieser Gelegenheit kennenlernen. Ihre Falkner-Ausbildung hat Uta Wittekind bei dem Angermunder Falkner Franz Schnurbusch gemacht. „Ich habe mich dort um den Uhu gekümmert. Da wurde mir klar, dass ich das machen will“, erinnert sich Wittekind. Das die Wald-Station ins Leben gerufen werden konnte, ist ihr zu verdanken. „Ich habe einfach beim Zeittunnel angerufen und nachgefragt. Die Stadt war sehr offen für die Idee“, erzählt sie. Im April wurden sie und Uhu Uwe sogar von Torsten Sträter vom WDR Fernsehen besucht, der eine therapeutische Wanderung mit Uwe durch den Wald unternommen hat. Vor allem seit diesem Medienevent hätten Wittekind und Uwe „gut zu tun“.

Auch Elvis und Cilly sind spannende Zeitgenossen. Die kleinen, nur 250 Gramm schweren Eulen, haben in diesem Frühjahr gebrütet. „Leider waren die Eier nicht befruchtet“, sagt die Falknerin. „Aber wir versuchen es weiter.“ Bussard Merlin, der streng dreinblickt, darf in der Jagdsaison im Herbst und Winter über der Kalkstadt kreisen und kommt auch zurück. Geschichten wie diese und vieles mehr über das Jagdverhalten und die Sehkraft der Tiere erfahren Interessierte bei den Wanderungen.

Uhu Uwe ist trotz seiner imposanten Erscheinung handzahm. Seine Herzdame ist und bleibt Uta Wittekind. In der Balzzeit baut er ihr sogar Nester. „Eier legen kann ich allerdings nicht, das versteht Uwe nicht so ganz“, sagt die Wülfratherin lachend und streichelt über das braungefleckte Gefieder. Ein sympathisches Duo.