Velbert Junge Menschen sind nicht gegen Covid-19 immun

Velbert · Sören Lutz, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Velberter Helios Klinikum Niederberg, erklärt, warum auch Kinder- und Jugendliche eine mögliche Corona-Erkrankung unbedingt ernst nehmen sollten. „Unsere Kinder sind nicht immun“, sagt Lutz.

Das Coronavirus trifft immer häufiger auch jüngere Menschen mit teils schweren Verläufen.

Foto: Helios Klinikum Niederberg/Thomas Oberländer/Helios

„Der Körper von Kindern und Jugendlichen hat genauso wenig Erfahrung mit der Covid-19-Erkrankung wie der eines Erwachsenen. Nur das Immunsystem scheint damit besser zurecht zu kommen, sodass bislang nur wenige Symptome bekannt sind.“

Kinder und Jugendliche können das Virus demnach übertragen. Der Besuch bei Großeltern oder anderen älteren Menschen sei daher derzeit nicht ratsam. Eine Übertragung ist auch ohne Symptome möglich. Leider sind sich nicht alle jungen Menschen der Risiken bewusst. Trotz des sich verbreitenden Coronavirus lässt sich seit einigen Tagen beobachten, was passiert, wenn der Wunsch nach Normalität das eigene Verantwortungsbewusstsein übersteigt: Teenager verabreden sich in großen Gruppen über die Sozialen Netzwerke in Parks, an öffentlichen Plätzen oder zu Hause. Das Gebot der Stunde lautet für Merdiziner Sören Lutz aber weiter: „Social distancing“ – verantwortungsvolles Abstandhalten.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) appelliert an junge Menschen, sich während der Corona-Krise an die strengen Ausgangsbeschränkungen zu halten. „Sogenannte Corona Challenges sollten zwingend unterlassen werden. Die Coronaviren von anderen von Handläufen aufzulecken und gegebenenfalls seine eigenen darauf zu hinterlassen kann sogar als Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz angezeigt werden“, warnt der Mediziner.

Schwere Pneumonien mit Lungenversagen und Tod

Gibt es Unterschiede zwischen der Krankheit bei Erwachsenen und der Krankheit bei Kindern und Jugendlichen? Für jüngere und gesunde Menschen bedeutet eine Infektion mit dem Virus in der Regel keine Lebensgefahr. Kinder und Jugendliche weisen eher typische Erkältungssymptome auf. Doch auch hier sind schwere Krankheitsverläufe möglich. Laut Robert-Koch-Institut sind die Krankheitsverläufe unspezifisch, vielfältig und variieren stark. „Dokumentiert sind vollkommen symptomlose Verläufe bis zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod. Es gibt derzeit noch keine Daten, die generelle Rückschlüsse zulassen“, so Sören Lutz. Das Gerücht, dass Kinder angeblich gegen das neue Coronavirus immun sind, ist falsch. Allerdings reagieren Kinder weniger heftig auf das Virus als Erwachsene.

Was können Kinder und Jugendliche speziell tun beziehungsweise was sollten sie im Hinblick auf Risikogruppen beachten? „Bei ihnen gelten die gleichen Empfehlungen wie für Erwachsene. Wichtig ist regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife und das mindestens 20 Sekunden lang. Bei haushaltsfremden Personen sollte auf Händeschütteln und andere Berührungen verzichtet werden. Menschenansammlungen gilt es zu meiden und einen Mindestabstand von rund 1,50 Metern zu anderen Personen einzuhalten. Die derzeitig bundesweite angeordnete Isolierung sollten auch Kinder- und Jugendliche sehr ernst nehmen. Denn nur durch Isolierung können wir erreichen, dass sich das Virus nur langsam ausbreiten kann“, rät Sören Lutz.

(HBA)