Velberter schreibt Buch über Trauer

Dieter Klemps neues Werk beschäftigt sich mit Ritualen und Abläufen von Beerdigungen, aber auch mit den Friedhöfen der Stadt.

Velbert. „Kann man über das Thema Trauer und Tod mit vielen Menschen sprechen und das dann in einem Buch veröffentlichen?“ fragte Dieter Klemp. „Ein schwieriges Unterfangen, aber warum nicht“, so die fast einhellige Antwort aus dem Bekannten und Familienkreis des Velberters, der bereits über mehrere Themen geschrieben hatte, die selbstverständlich sind, die aber nicht groß hinterfragt werden. So hatte der ehemalige Ingenieur der für Hoch- und Tiefbau interessante Geschichten über die Velberter Brücken und das Wasser in der Stadt zusammengetragen.

Foto: Ulrich Bangert

In dem im Selbstverlag herausgegeben Buch „Wie die Velberter mit Tod und Trauer umgehen“ hat der Autor mit vielen Menschen gesprochen, die tagtäglich mit dem Tod umgehen, etwa mit Ärzten, Polizisten, Feuerwehrmännern, Seelsorgern, Bestattern, Friedhofsgärtnern und Menschen in Trauer, die gerade einen nahen Angehörigen verloren haben. Neben Ritualen und Abläufen einer Beerdigung zeigt er, wie Velberter Künstler das Tod und Trauer in Bilder und Skulpturen umsetzen.

Klemp weiß bei einem einem Rundgang über alle Friedhöfe der Stadt interessante Fakten und die oder andere Anekdote zu berichten. So hat der katholische Friedhof St. Antonius auf Tönisheide nur 600 Gräber, der benachbarte evangelische Friedhof weist 2486 Grabstellen. Die erste Beerdigung erfolgte am 7. Januar 1894. „Ein Friedhof ist für die Lebenden, nicht für die Toten, sondern nur deren Ruhe. So die Auffassung des Friedhofsgärtners Wilbert Hager, der sich an einen Vorfall in den 1970er jahren erinnert: Beim Herablassen eines Sarges fiel einem Sargträger der Zylinder vom Kopf in offene Grab und kam unter dem Sarg zu liegen. Nach der Beerdigung wurde der Sarg wieder hochgehoben und der Hut rausgeholt — der Sargträger versah seinen Dienst bis ins hohe Alter von 90 Jahren.

Tragisch endete vor 20 Jahren ein Vorfall mit einem Sargträger auf dem Friedhof an der Bahnhofstraße in Velbert. Kurz nach der Ausübung seiner Tätigkeit erlitt er einen Herzinfarkt und fiel kopfüber auf den Sarg im Grab. Anwesende leisteten Erste Hilfe bis der Rettungswagen kam. Eine Woche später fand auf dem Friedhof wieder eine Beerdigung statt — diesmal für den Sargträger.

Kaum einer weiß, dass der Friedhof der Pfarrgemeinde St. Mariä Empfängnis 1040 eine Schenkung des Grafen Friedrich Wilhelm von Wendt war, begrenzt durch die Wald- und Parklandschaft des Marienbergs. Die Friedhofskapelle wurde durch den Architekten des Mariendoms, Gottfried Böhm, entworfen und 1983 geweiht. Der Glockenturm gehörte ursprünglich zu der Kirche „Christi Auferstehung“, die im Siepen abgerissen wurde.

Mit 5700 Grabstellen ist der Friedhof der Evangelische-Reformierten Gemeinde an der Siebeneicker Straße einer der größten in Velbert, allerdings sorgt die Hanglage immer wieder für Schwierigkeiten. Wenig im Bewusstsein liegt der jüdische Friedhof weit außerhalb des Ortes am Zwingenberger Weg. Von 1791 bis 1929 wurden dort Bestattungen vorgenommen. Später wurde ein Ehrenmal für russische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter errichtet.

Neben den Grabstätten beschreibt Dieter Klemp die Gedenkstätten der Opfer von Krieg und Gewalt. Ein eigenes Kapitel widmet er dabei dem „blinden Rudi“. So nannte der Nevigeser Volksmund das Denkmal, das 1930 zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs im kleinen Park an der Tönisheider Straße aufgestellt wurde. Die Augen des fünf Meter hohen Kämpfers aus der Werkstatt Bildhauers Ernst Müller-Blensdorf war den Nazis nicht heroisch genug, dem Künstler warf man mangelnde Verbundenheit mit dem Kriegertum vor. Nachdem der Führer die entarte Kunst scharf geißelte, waren die Tage des „blinden Rudis“ in Neviges gezählt.

Doch trotz des ernsten Themas ist das Buch keineswegs traurig: „Mich interessieren die Menschen“, so das Motto von Dieter Klemp.