Velberts närrische Schulpolitik schafft es bis in den Karnevalszug
So politisch wie selten zuvor kommentierten die Zugteilnehmer in Tönisheide gestern das aktuelle Geschehen.
Velbert. Da schlug die Politik kräftig durch: Beim Karnevalsumzug auf Tönisheide hatte sich eine ganze Reihe von Fußgruppen und Wagen zweier aktueller Themen angenommen. Der anstehende Bürgerentscheid zum Erhalt der Realschule fand sich ebenso wieder wie die seit langem für Tönisheide geforderte öffentliche Toilette: „Da der BZA es nicht kann, legen wir jetzt selber Hand an“ stand auf dem improvisierten, rollenden Dixi-Klo.
An erster Stelle setzte sich aber ein schwer in die Jahre gekommener Bollerwagen in Bewegung: Mit der Aufschrift „So fing es 1972 an“ erinnert die alte Holzkarre alljährlich an die Anfänge des Tönisheider Zuges.
Die ersten Narren hatten sich bereits eine halbe Stunde vor Beginn die besten Plätze längs der Straßen gesichert. Rund 4000 waren es laut Polizeischätzung, die die 28 Wagen und Fußgruppen mit „Helau“ begrüßten und mit einem Regen aus Kamelle, Schokolade oder Popcorn bedacht wurden.
Die Realschule rührte mit ihren Truppen die Werbetrommel — mit alten Wahlkampfplakaten von CDU („Volks- und Mittelschule für alle!“) und SPD („Zurück zur Weimarer Schulform“), während die Grünen mit quietschgrünem Gefährt die zweite Gesamtschule propagierten.
Zweifelsohne die farbigste Truppe stellte die Grundschule: „GGS — da fliegen wir drauf“ verkündete die bunt kostümierte Kinderschar, die dank ihrer Luftballons auch in der hintersten Reihe erkennbar war.
Politisch oder nicht, jede einzelne Gruppe wurde von den Jecken bejubelt — und den Jüngeren war es sowieso egal: „Hauptsache, es gibt was Süßes“, meinte der zehnjährige Timo, der schon den nächsten Schokoriegel im Blick hatte. Eva-Maria Diers-Nowak begleitete ihre Nichte Lucia-Marie und deren Eltern: „Der Zug hier ist so schön familiär“, sagte die Nevigeserin.
40 Wagen und Fußgruppen ziehen am Rosenmontag (Aufstellung 13.00 Uhr) ab Friedrichstraße durch Velbert.