Weihnachtsmarkt ohne Zukunft
Zum vorerst letzten Mal fand der Markt der evangelisch- reformierten Gemeinde statt.
Neviges. Trotz des zeitweisen regnerischen Wetters zog der etwas andere Weihnachtsmarkt der evangelisch-reformierten Kirche zahlreiche Besucher an. „Als echter Nevigeser muss man einfach hierhin“, ist Hans Trinkl überzeugt und beißt mit sichtlichem Appetit in die Bratwurst. „Das ist die Leckerste weit und breit“, behauptet er. Für Markus Dywicki ist der Budenbummel selbstverständlich: „Das ist Heimat, das ist ein bisschen wie ankommen“, beschreibt der Sohn der Küsterin, der am Kirchplatz im Herzen von Neviges groß geworden ist. Nun wohnt der Student in der Nachbarstadt Wuppertal und genießt das vorweihnachtliche Treiben, wo er früher selber in der Bude des CVJM Waffeln backte: „Es ist immer wieder das Gleiche, aber immer gleich schön.“
Zustimmung kommt von Jana Wald und Christin Nickel am Stand der jungen Erwachsenen aus der Gemeinde. Neben Kuchen am Stiel und Pralinen bieten sie Schmuck an. „Alles selbst gemacht. Im vergangenen Jahr waren die Ohrringe am ersten Tag fast ausverkauft.“ Der Stand von Monika Schlinghoff gehört seit Jahren zu dem alternativen Weihnachtsmarkt wie das Tannengrün zum Advent. Ihre Socken sind als Geheimtipp besonders begehrt, bestehen sie doch zu 100 Prozent aus der Wolle von den Alpaca-Schafen, die am Bleiberg an der Grenze zu Velbert auf der Weide stehen. „Die Strümpfe sind sehr warm, sind aber nur was für die Couch, weil sie in Schuhen schnell ein Loch an der Ferse bekommen“, rät die Aktivistin der Rumänienhilfe.
Detlef Gruber, Pfarrer, zum Ende des Weihnachtsmarktes in seiner jetzigen Form
Neben den Socken dürften vielen Kindern der Schokobrunnen in Erinnerung geblieben sein. „An einigen Tagen war es so kalt, dass er mehrmals eingefroren ist.“ Der Erlös des etwas anderen Weihnachtsmarktes kommt zu Zweidritteln der Rumänienhilfe zu Gute, der Rest wird diesmal nicht für soziale Zwecke eingesetzt, sondern für die Finanzierung der Renovierung der Stadtkirche, die 1,3 Millionen Euro kostet. 100 000 Euro mussten durch Spenden aufgebracht werden, 2000 Euro fehlen noch, wie Pfarrer Detlef Gruber weiß.
In einer Andacht mit dem Kirchenchor und dem Kammerchor Hardenberg wurde allen gedankt, die an dieser Mammutaufgabe mitgewirkt haben. Im nächsten Jahr wird es diesen Weihnachtsmarkt nicht mehr geben (siehe Info-Box). „Wir haben nicht mehr genug Leute für die viele Arbeit, vor allem für die Tätigkeiten, die man nicht sieht“, muss Pfarrer Gruber feststellen.
Markus Dywicki, Besucher
Er meint dabei nicht nur den Aufbau der Holzhütten, sondern all die administrativen Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Abstimmung mit dem Ordnungsamt. Heinrich Haas, der für den Bürgervereins Hardenberg-Neviges Glühwein ausschenkt, kann davon ebenfalls ein Lied singen: „Wir haben auch immer weniger Freiwillige, die bei uns tatkräftig mitmachen. Du hast nirgends Nachwuchs, und die Älteren, die noch könnten, machen nichts.“
Dieter Scholten vom SV Union Velbert kann diesen Trend auch im Sport bestätigen: „Es gibt immer weniger Leute, die sich im Ehrenamt engagieren.“