Velbert Wie Blutegel Menschen mit Arthrose bei der Schmerz-Therapie helfen können

Velbert · Das Velberter Klinikum setzt auf die Tierchen – ihr Speichelsekret wirkt unter anderem schmerzstillend.

Blutegel werden in speziellen Farmen gezüchtet und gelten seit 2005 als zulassungspflichtiges Fertigarzneimittel.

Foto: Helios Klinikum Niederberg/Helios

Mit der Blutegel-Therapie erfreut sich eine traditionelle Behandlungsmethode wachsender Beliebtheit. Besonders Menschen, die unter Arthrose leiden, greifen häufig auf Schmerzmittel zurück. Die tierische Behandlungsform hingegen ist ganz natürlich. Blutegel sind eine vielversprechende Therapie-Option und kommen daher immer öfter neben der Physiotherapie, oralen Schmerztherapie, Gesprächs- und Entspannungstherapie im Rahmen der stationären multimodalen Schmerztherapie im Helios Klinikum Niederberg an der Robert-Koch-Straße zum Einsatz. 

Gelenkverschleiß führt zu
starken Einschränkungen

Das Kniegelenk ist eines der am meisten beanspruchten und deshalb auch am häufigsten geschädigten Gelenke des Menschen. Eine Gelenkabnutzung, eine sogenannte Arthrose, führt zu Symptomen wie Schmerzen bis hin zu Unbeweglichkeit. Knorpelgewebe kann sich nicht von allein regenerieren, deshalb leiden die Betroffenen unter starken Einschränkungen im Alltag. Zur Behandlung werden eine Vielzahl verschiedener Maßnahmen angeboten: von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten, über Einlagen, Krankengymnastik und verschiedenen Operationen bis hin zur Akupunktur des Knies.

„Eine hilfreiche, aber sicherlich nicht für jeden in Frage kommende Therapie, ist der Einsatz von Blutegeln. Das Speichelsekret der Egel enthält eine Vielzahl biologisch aktiver Substanzen und Enzyme. Diese wirken unter anderem antientzündlich, schmerzstillend, gerinnungshemmend und durchblutungsfördernd. Zusätzlich wird der Lymphfluss angeregt, erklärt Carolin Rademacher, Oberärztin der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Helios Klinikum Niederberg.

Auch Entzündungen werden deutlich reduziert

Zur Behandlung werden mehrere Blutegel auf das Knie gesetzt, die sich dort festsaugen und acht bis zehn Milliliter Blut saugen. Dabei hinterlässt der Blutegel in der Wunde Speichelsekret, das die verschiedenen Wirkstoffe enthält. Der bekannteste Wirkstoff ist das Hirudin – ein Eiweiß, das die Blutgerinnung stoppt. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Hirudin nicht nur der stärkste weltweit bekannte Blutgerinnungshemmer ist, sondern auch Gelenkentzündungen deutlich reduziert.

„Kurz nach dem Ansetzen von Egeln am Knie stellt sich bei vielen der Patienten eine deutliche Schmerzreduktion ein. Oft hält die Wirkung sogar mehrere Monate an“, ergänzt Carolin Rademacher.

Hirudo medicinalis, der medizinische Blutegel, wird seit Jahrhunderten zur Behandlung verschschiedener Erkrankungen eingesetzt. Natürlicherweise lebt er im Süßwasser und kommt in Europa, Nordafrika und Kleinasien vor. Blutegel werden in speziellen Farmen gezüchtet und gelten seit 2005 als zulassungspflichtiges Fertigarzneimittel. Sie unterliegen den gleichen hohen Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit, wie sie auch an alle anderen zulassungspflichtigen Arzneimittel gestellt werden.