Wülfrath Hygieneartikel im praktischen Spender

Wülfrath · Schülerinnen des Gymnasiums können kostenlos Produkte für ihre Monatsblutung erhalten.

Die Schülerinnen Angelina, Sirinya, Vicky und Chantal (von links) sowie Esra Ünal probieren gemeinsam aus, wie die Hygienespender in den Mädchentoiletten funktionieren.

Foto: Tanja Bamme

Das städtische Gymnasium verfügt seit gut zwei Wochen über Hygieneartikelspender in den beiden Mädchentoiletten. Initiiert wurde die Aufhängung der Spender von Wülfrather Kinder in Not. Vorsitzender Wolfgang Peetz erinnerte noch einmal an die Anfänge der Idee. „15 000 Euro geben Frauen in ihrem Leben durchschnittlich für Hygieneartikel aus. Der Regelsatz für Gesundheitspflege liegt bei Familien, die finanzielle Hilfen beziehen, bei 8,22 Euro pro Person. In diesem Zusammenhang habe ich erstmalig von dem Begriff Periodenarmut gehört“, so Peetz, der sich dem Thema angenommen hat. Für den Vorsitzenden gehört die Versorgung mit Hygieneartikeln ganz klar zur Bildungsgleichheit. „Denn es soll Mädchen geben, die während ihrer Periode die Schule nicht besuchen, weil sie sich die Produkte nicht leisten können. Dem möchten wir entgegenwirken.“

Die beiden Spender, die jeweils Tampons und Binden für die Schülerinnen bereithält, sind als Pilotprojekt gedacht und könnten künftig an zahlreichen, öffentlich zugänglichen Stellen zu finden sein. Stefanie Reuter, stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums, kann die Idee nur gutheißen. „Jede Schülerin bekommt von uns einen Coin überreicht, mit dem sich die Spender bedienen lassen. Am Ende der Schulzeit wird dieser einfach wieder zurückgegeben“, erklärt sie.

Die Schülerinnen Vicky (16), Chantal (17), Angelina (14) und Sirinya (17) kümmern sich um den laufenden Betrieb und mussten die Spender sogar schon einmal auffüllen. „Dass Klassenkameradinnen nicht in die Schule kommen, weil sie sich die Produkte nicht leisten können, haben die Mädchen bisher zwar nicht vernommen, die Installation finden die Freundinnen trotzdem klasse. „Einmal hat eine Mitschülerin ihre Binden vergessen und konnte sich an den Spendern bedienen, anstatt nachfragen zu müssen“, verrät Sirinya. Bevor die zwei Automaten aufgehängt wurden, ist das Thema in der Schülervertretung diskutiert worden. Unterstützung gab es da auch von den Jungs. „Auch wenn diese natürlich nicht so ganz verstanden haben, was es für uns bedeutet, an die Produkte zu kommen“, gibt Vicky wieder und ergänzt, dass das Thema Monatsblutungen leider noch immer sehr schambehaftet betrachtet wird. „Es ist noch immer ein Tabuthema“, sagt sie.

Sorgen, dass mit den Artikeln Unfug getrieben wird oder sich Schülerinnen zur Vorratsbildung hinreißen lassen, haben sich bisher nicht bewahrheitet. „Da sind wir wirklich sehr glücklich drüber“, so Stefanie Reuter, die dem Verein Wülfrather Kinder in Not für die Möglichkeit dankt.

Auch die Sekundarschule soll künftig mit solchen Automaten ausgestattet werden. „Bisher gibt es nur einen deutschen Hersteller, der diese Automaten baut. In anderen Ländern, wie etwa Schottland, ist die kostenlose Bereitstellung von Hygieneartikeln schon lange Gang und Gebe“, weiß Wolfgang Peetz, der zusammenfasst, dass die erste Bestückung der Automaten sowie der Anschaffungswert sich auf insgesamt 1500 Euro belaufen.

Um den notwendigen Nachschub wird sich in Zukunft Esra Ünal kümmern. Die junge WG-Politikerin hatte das Projekt mit auf den Weg gebracht und betreut es künftig in enger Abstimmung mit der Schülervertretung. „Ich freue mich sehr, dass wir hier in Wülfrath den ersten Schritt wagen und Mädchen sowie Frauen mit den Produkten weiterhelfen können“, sagt sie.