Wülfrath: Theater steht auf der Kippe
Die neue Abo-Reihe kann nicht geplant werden, solange die Zukunft der Stadthalle weiter ungewiss ist.
Wülfrath. Als am vergangenen Wochenende in der Stadthalle der letzte Vorhang für die Abo-Spielzeit 2009/2010 gezogen wurde, blieb eine Frage unbeantwortet: Gibt eine neue Theater-Abo-Reihe? Während auf künstlerischer Seite das Interesse dafür vorhanden ist, kann der Partner Stadt nur mit den Schultern zucken und auf die ungeklärte Situation im Spielort Stadthalle hinweisen.
Das Landestheater Burghofbühne aus Dinslaken - seit Jahren ein verlässlicher Kulturdienstleister in Wülfrath - zeigte zum Finale der Saison die romantische Komödie "Das verflixte siebente Jahr". Darin beginnt der 39-jährige Verlagsmitarbeiter Richard Sherman eine Affäre mit seiner 17Jahre jüngeren Nachbarin.
Durch das quirlige und naive Model, überaus lebendig gespielt von Stefanie Obermaier-Staltmeier, bemerkt Sherman erst, wie sehr er seine Frau Helen eigentlich liebt. Das Stück ist vor allem bekannt durch die Verfilmung von Billy Wilder, in der er Marilyn Monroe in einem weißen Rock über einen Luftschaft stellte.
Auch diese Szene wurde in der Stadthalle gezeigt und war eingeleitet von einem Countdown gelungen inszeniert. Mitverantwortlich für den guten Auftritt war Abendspielleiter Cornelius Demming, der die persönliche Bindung zum Wülfrather Publikum betont: "Die Abende hier sind durch die treuen und aufmerksamen Abo-Kunden immer sehr speziell. Es ist schon ein wenig unser eigenes Publikum geworden."
Doch wie geht es nach dieser letzten Vorstellung mit dem Wülfrather Schauspiel weiter? Das Interesse der Zuschauer zeigt nach etwas schwächer besuchten Winteraufführungen - "Der letzte Tag auf Erden" zählte zum Beispiel gerade 80 Besucher - wieder nach oben. 112 waren es diesmal.
Laut Martina Lux-Sawatzki vom Kulturamt der Stadt sei auch die Abonnentenzahl immer gestiegen. "Wir wissen selbst noch nicht, ob das Wülfrather Theater in dieser Form eine Zukunft hat. Natürlich wünschen wir uns, dass es weitergeführt wird", hofft sie.
Dabei ist das Kulturamt natürlich abhängig von der Entscheidung der Politik, ob die Stadthalle gehalten werden kann. Die Zuschauer würde es freuen. "Früher gab es hier noch mehr Vorstellungen, und die Stadthalle war brechend voll. Heute sind wir froh, dass es das Wülfrather Theater überhaupt noch gibt", sagen Margund und Gerd Adamowski, die ihr Spielzeitabo voll genutzt haben, und fügen hinzu, "die kleinen Hallen der Kreisstädte sollten unbedingt erhalten bleiben."
Geradezu verliebt in den Spielort Wülfrath hat sich auch Thorsten Weckherlin, Intendant der Burghofbühne. Im WZ-Gespräch lässt er keinen Zweifel aufkommen, dass er an einer Fortführung der "Theater-Ehe" interessiert wäre. Er regt an, "dass wir uns bald zusammensetzen, damit wir darüber sprechen wie es weiter gehen kann".
Er verweist darauf, dass Wülfrath Sonderkonditionen bereits erhält. "Wir erhalten keine Festgage, sondern nur das Eintrittsgeld." Er persönlich habe schon im Kopf, was in einer neuen Abo-Reihe gespielt werden könnte. "Zum Beispiel "Die Kindertragödie", die hatte am Wochenende in Dinslaken Premiere", sagt Weckherlin.