Wülfrath Autobauer sucht sein altes Schmuckstück
Wülfrath. · Der Wülfrather Manfred Bauer hat vor 60 Jahren ein eigenes Auto konstruiert und gebaut. Heute stellt sich der 84-Jährige die Frage, was aus dem Wagen geworden ist.
Der sportliche Zweisitzer mit dem Kennzeichen „D-ET 55“ war Ende der 50er Jahre nicht nur in Wülfrath eine Sensation, sondern machte auch überregional Schlagzeilen. „Hinter dem Steuerrad saß ein junger Mann. Er lenkte seinen Wagen elegant in eine Parklücke am Straßenrand. Kaum blieb ihm Zeit, den Zündschlüssel abzuziehen und auszusteigen, da wurden die ersten Fragen abgefeuert“, heißt es im Jahr 1961 in der Zeitschrift „Rasselbande“, die einem Auto, das damals in Wülfrath gebaut wurde, gleich eine ganze Doppelseite gewidmet hat.
Mit dem jungen Mann ist Manfred Bauer gemeint. Ein Wülfrather, Anfang 20, der sich damals für seine Meisterprüfung als Karosseriebauer ein ambitioniertes Ziel gesetzt hatte: Er wollte ein selbst gebautes Auto abliefern. Mit viel Eifer und Liebe zum Detail machte er sich ans Werk. In der Werkstatt des Vaters bastelte er nach Feierabend sowie an Wochenende und entwarf einen Wagen, der weltweit sonst wohl auf keiner Straße fuhr. So diente beispielsweise ein VW-Fahrgestell als Grundlage, die Innenausstattung war schwarz-weiß – dabei half ein Polstermeister – besonderer Hingucker war die Heckflosse, deren Flügel ein verchromtes „B“ wie Bauer zierte. Mehr als 2000 Arbeitsstunden investierte der Geselle damals. Mit der Marke Eigenbau absolvierte er schließlich seine Meisterprüfung mit der Note „sehr gut“ und wurde Deutschlands jüngster Karosseriebaumeister.
Der junge Wülfrather ahnte zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, was er mit seinem Sondermodell auslösen würde. Fast schon wie ein Filmstar wurde der Autobauer empfangen, der eigentlich gar nicht so gern im Mittelpunkt stand. „Wenn ich auf der Kö in Düsseldorf geparkt habe, kam schnell eine ganze Traube von Menschen, die sich das Auto angesehen haben. Ich musste mir Platz schaffen“, erinnert sich Manfred Bauer. „Ich war es nachher leid, dass ständig Leute um das Auto herum standen.“
Also fasste der Autonarr schließlich schweren Herzens den Entschluss, sein Werk zu verkaufen. Für 7000 Mark erwarb es damals der Mettmanner Tankstellenwart Günter Mohaupt, der von allen eigentlich nur „Bobby“ genannt wurde. „Das war für mich damals viel Geld“, erinnert sich Mohaupt. Über die Karosserie-Werkstatt des Vaters hatten sich die beiden jungen Männer kennengelernt. Mohaupt, der schon immer ein Autoliebhaber gewesen ist, bewunderte den ungewöhnlichen Zweisitzer. „Irgendwann kam Manfred Bauer zu mir und fragte, Bobby, interessierst du dich für das Auto?“ Schnell konnten sich die beiden Männer auf einen Preis einigen. „Die Summe war zwar höllisch viel Geld für mich, doch es hat viel Spaß damit gemacht.“ Als gelernter Tankwart legte Mohaupt natürlich auf die Pflege des Fahrzeugs besonders viel Wert. „Das Auto konnte damals 100 Liter Benzin fassen, das ist selbst heutzutage noch viel“, erinnert sich der frühere Tankwart. Auch er hat beobachtet, dass der Wagen stets im Fokus von Schaulustigen stand.
„Irgendwann kam ein Tankstellenkunde zu mir, der wissen wollte, wem das Auto gehört. Die nächste Frage war direkt: Verkaufen sie das?“, erzählt Mohaupt.
„Bereits am nächsten Tag hat der Düsseldorfer Kunde das Auto abholt.“ Was dann mit dem Fahrzeug passiert ist, weiß der heute 80-Jährige nicht, der immer noch selbst Auto fährt. „Ich habe mal gehört, dass der Wagen in Aachen gesichtet wurde, aber das ist auch schon lange her.“ Manfred Bauer ist mit 63 Jahren in Ruhestand gegangen, hat damals alles in Wülfrath verkauft und lebt seitdem auf Teneriffa. Den Schritt bereut der heute 84-Jährige nicht. „Das Klima tut mir gut“, betont der rüstige Senior. Das einzige, was er vermisst und von der Insel nicht gut nachverfolgen kann, ist der Verbleib seines Autos. Manfred Bauer hofft nun, dass sich der jetzige Besitzer meldet oder zumindest jemand weiß, wo das Auto aus Wülfrath hingekommen ist. Manfred Bauer wüsste es einfach gerne in guten Händen.