Wülfratherinnen tanzen gegen Gewalt
Wülfrath beteiligte sich erstmals an der internationalen Aktion „One Billion Rising“.
Wülfrath. Auch wenn der Heumarkt am Nachmittag schon im Schatten liegt, legen viele der Frauen ihre Jacken ab. So lässt es sich leichter tanzen. Der Grund für das gemeinsame Tanzen am gestrigen Nachmittag ist allerdings ein ernster. Bei der weltweiten Aktion „One Billion Rising“ — also „Eine Milliarde erhebt sich“ — geht es den Teilnehmerinnen darum, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
Laut einer Statistik der Vereinten Nationen wird nach wie vor ein Drittel aller Frauen weltweit Opfer von Gewalt — sei es in Form von Misshandlungen im häuslichen Umfeld, sexuellen Übergriffen, Vergewaltigung oder andere Formen von Missbrauch. Ein Drittel aller Frauen weltweit — also knapp eine Milliarde Menschen. „Im Herbst hatten wir die Gewaltaktionswoche, und am Ende dieser Woche kam die Idee, bei der nächsten dieser Tanzaktionen mitzumachen“, sagt Gudula Kohn, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wülfrath.
Und schon beim ersten Mal kommen einige Teilnehmerinnen - und auch ein paar männliche Tänzer — zum Heumarkt, um ein Zeichen zu setzen. Knapp 30 Personen tanzten mit, etwa noch einmal so viele blieben stehen und interessierten sich für das Treiben in der Innenstadt. „So viele hätte ich gar nicht erwartet“, sagt die Frauenbeauftragte.
Zum Lied „Break the Chain“ — oder „Spreng’ die Ketten“ — wird auf der ganzen Welt getanzt. Eine Probe gab es am Vortag im Wülfrather Rathaus unter der Anleitung von Andrea Berster-Lingk vom Jugendamt. Sie macht auch bei der Aktion die Vortänzerin. Ein paar Passantinnen entscheiden sich dann auch noch spontan mit einzusteigen. Ein paar alte Hasen — oder Häsinnen — sind aber auch dabei. Nach zwei Runden tanzen werden die Jacken wieder angezogen und sich aufgewärmt. „Ich finde es wichtig, zusammenzustehen und sich gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen“, sagt Katja Dude. Und Spaß hat es auch gemacht. Annemieke Bodsch ist nicht zum ersten Mal bei „One Billion Rising“ dabei. „Die letzten drei Jahre bin ich nach Schwelm gefahren, um dort mitzumachen“, sagt die Wülfratherin. Sie findet es toll, dass sie jetzt auch in Wülfrath mitmachen kann.
Wülfrath ist eine von 160 deutschen Städten, die sich an der Aktion beteiligt haben, weltweit sind 199 Länder dabei. „Toll, dass ihr alle gekommen seid“, sagt Kohn zu den Tänzerinnen und Tänzern, die heute ihre Helden sind. „So schwappt dieses globale Gefühl auch ein bisschen hierher über.“ Das Gefühl, das sie meint: Das lassen wir Frauen uns nicht mehr länger gefallen.