Meinung Abscheulich und widerlich
Da habe „der Kay“ sich in Rage geredet. So kommentierte ein Parteikollege den Aufruf des AfD-Abgeordneten Kay Gottschalks, türkische Geschäfte zu boykottieren. Mit dieser „Rage“ ist eine solch widerliche Entgleisung, die mit dem Aufruf der Nazis, jüdische Geschäfte zu boykottieren, zu vergleichen ist, aber nicht zu entschuldigen.
Auch wenn Kay Gottschalk dies einen Tag später per Pressemitteilung versucht hat. Es ist verabscheuenswürdig, dieses Nazi-Vokabular zu verwenden. Und es ist eine bodenlose Frechheit, die Türken in Deutschland pauschal zu Erdogan-Anhängern zu machen.
Ebenso verabscheuenswürdig sind Gottschalks Aussagen mit Blick auf den ohne Frage unsinnigen Antrag, AfD-Mitglieder beim HSV ausschließen zu wollen. Diese Idee aber mit dem Ausschluss jüdischer Fußballer zwischen 1933 und 1945 zu vergleichen, zeugt von historischer Gleichgültigkeit und ist einfach nur plump-populistisch. Das Schicksal der Juden in Europa während des Nationalsozialismus ist mit nichts zu vergleichen. Punkt.
Mit den Aussagen über türkische Mitbürger und zum AfD-Streit beim Hamburger SV hat sich Kay Gottschalk offensichtlich von seinem gemäßigten Image, das er sich im Schatten der gestürzten AfD-Granden Petry und Pretzell erarbeitet hat, verabschiedet. Viel lieber greift er nun in die Gauland’sche Rhetorik-Kiste: Beifall im rechten Lager erzeugen, Empörung bei Andersdenkenden ernten und sich dann entschuldigen. So sei das ja nun nicht gemeint gewesen. Der zweite stellvertretende Bundesvorsitzende ist ganz nah an AfD-Chef Gauland. Nun ist es an den demokratischen Parteien des Deutschen Bundestags, die sogenannte Alternative für Deutschland endlich inhaltlich zu stellen.