Grefrather Schüler bauen eigenes Abluftsystem im Kampf gegen Aerosole Mögliche Lösung liegt in der Luft
Grefrath. · Grefrather Schüler bauen ein eigenes Abluftsystem im Kampf gegen Aerosole.
Intern heißt es „Olaf“, das eigens von den Schülern der Technik-AG kreierte Abluftsystem gegen Aerosole – benannt nach dem Tippgeber an der Grefrather Sekundarschule, der Schulleiter Christian Rütten auf eine ZDF heute Sendung aufmerksam machte. Thema der Sendung: Aerosole im Klassenzimmer. Forscher des Max-Planck-Instituts aus Mainz hatten ein effektives und günstiges Abluftsystem entwickelt und einen Prototyp an einer Mainzer Gesamtschule installiert. Begeistert von der Idee hielt der Grefrather Schulleiter Rücksprache mit Technik-Lehrer Tobias Schmitz und dem Hausmeister. Schnell wurden sie sich einig, dass das auch an der Sekundarschule realisierbar wäre.
„Da Corona durch Aerosole übertragen wird, müssen wir in unseren Klassenzimmern regelmäßig lüften. Aber jetzt kommt die kalte Jahreszeit auf uns zu und durch das Lüften wird es immer ungemütlicher. Mit dem Lüftungssystem müssen die Schüler weiterhin Masken im Unterricht tragen. Jedoch können wir auf das permanente Lüften verzichten“, erklärt Rütten.
Wer den Prototypen bauen solle, lag auf der Hand: die Neuntklässler des Technikkurses. „Die Schüler haben die Anlage selbst berechnet, alles eigenständig gebaut und sie konnten sich toll einbringen. Es kamen sogar viele Ideen für eine Weiterentwicklung des Modells von den Schülern“, sagt Techniklehrer Tobias Schmitz begeistert. Der Bau der ersten Anlage habe dabei lediglich drei Stunden gedauert.
Als Alternative simpel im
Aufbau und kostengünstig dazu
Das Prinzip dieser selbstgebauten Anlage ist simpel: „Die Kinder und Jugendlichen wärmen die Luft in ihrer Umgebung auf. Diese Luft steigt nach oben und wird dort von den großen Schirmen an der Decke angesaugt und aus dem Klassenzimmer transportiert“, erklärt Schmitz. Und Rütten ergänzt: „Mit diesem Lüftungssystem sollen über 95 Prozent der Aerosole aus den Räumen ins Freie gepustet werden. Der Vorteil hierbei ist, dass die Luft nicht einfach umgewälzt wird. Vielmehr kommt hier frische Luft von außen und die verbrauchte Luft wird abgesaugt.“
Doch nicht nur genial einfach im Aufbau, sondern auch kostengünstig ist das Abluftsystem. Gerade einmal 200 Euro hat das benötigte Material aus dem Baumarkt gekostet, bezahlt aus dem Schuletat als Unterrichtsprojekt. Im Vergleich dazu kosten professionelle Luftfilter-Anlagen etwa 3000 bis 4000 Euro.
Aktuell existiert ein Prototyp, der in einem der 25 Klassenzimmer der Grefrather Sekundarschule zum Einsatz kommt. Ziel ist es, insgesamt 40 Räume mit dieser Lösung ausstatten zu können – damit wäre dann zusätzlich die Grefrather Grundschule versorgt. „Das muss aber organisiert und natürlich auch finanziert werden. Dazu führen wir aber schon positive Gespräche mit unserem Schulträger, der Gemeinde Grefrath“, so Christian Rütten. Er ist zuversichtlich, dass es auch da noch „Luft nach oben“ geben werde. Wenn wissenschaftlich fundierte Messungen gewünschte Ergebnisse erzielen, wäre es also durchaus denkbar, dass „Olaf“ bald in weiteren Klassenzimmern Aerosolen den Kampf ansagen darf.