Im Rahmen des Salonfestivals Johanna Gastdorf liest über das Alte Land
Kempen. · Beim Salonfestival widmete sich die Schauspielerin einem Roman von Dörte Hansen.
Inmitten von Musterküchen, Anrichten, auf Hockern, Sesseln und Couches hatten die Gäste im Küchenstudio Bülles im Kempener Arnoldhaus mit einem Glas Wasser oder Wein Platz genommen, um Johanna Gastdorf zu erleben. Die bekannte Schauspielerin war beim Salonfestival eingeladen, aus ihrem Lieblingsbuch vorzulesen. Sie wählte einen Roman von Dörte Hansen.
„Mein Mann ist die Leseratte“, berichtete die Schauspielerin, „er schiebt mir die Bücher rüber.“ So entdeckte Gastdorf Dörte Hansen – ein Nordlicht wie sie: „Ich komme ja aus Hamburg und bin sonntags ins Alte Land gefahren, Äpfel kaufen und Häuser gucken.“ Und sie entdeckte den Roman „Altes Land“.
Die Figuren im Buch sind oft liebenswerte Verlierertypen
Zunächst aber zeigte Gastdorf den Zuhörerinnen und Zuhörern ein Foto der Autorin. „So wie Dörte Hansen da guckt“, sagte die Vorleserin, „so ist das Buch.“ Wie sie da guckt: sympathisch, mit einem verschmitzten Lächeln und einem offenen Blick.
Gastdorf hatte sich gründlich vorbereitet: In ihrem Buchexemplar steckten jede Menge Klebezettel, handschriftlich hatte sie in einem Notizheft die Informationen vermerkt, die sie den Gästen zwischen den gelesenen Passagen gab. „Es gibt so viele Figuren in diesem Buch“, sagte Gastdorf, die alle auf ihre Weise liebenswert seien. Und oftmals scheiterten: „Dörte Hansen begleitet ihr Scheitern liebevoll“, beschrieb die Schauspielerin den Umgang der Autorin mit ihren Protagonisten.
Gastdorf beschränkte sich im Wesentlichen auf einen Erzählstrang, in dem zwei Hauptfiguren, nämlich Vera und ihre Nichte Anne, eine wichtige Rolle spielen. Vera lebt seit 60 Jahren auf dem Hof im Alten Land, wo sie mit fünf Jahren als Flüchtlingskind ankam. Nun ist ihre Nichte dorthin „geflohen“, vor einem untreuen Mann. Die zwei Frauen finden langsam zusammen. „Altes Land“ ist ein Roman über Flucht jeglicher Art, ein Roman über die Suche nach und das Finden von Heimat, es ist ein Roman über ganz spezielle Typen, wie sie vielleicht nur der Norden hervorbringt.
Diese Typen erwachten zum Leben, als Johanna Gastdorf in ihrer unangestrengten, dennoch eindringlichen, lapidaren, aber charmanten Weise las. Und nicht nur die gesprochenen Worte malten ein Bild der Menschen – manchmal war es ein einziger Blick, mit dem Gastdorf ganze Bände sprach.
„Ein schönes Weihnachtsgeschenk“ sei das Buch, ermunterte Gastdorf die Gäste zum Kauf und zum Lesen des Buches. Appetit auf den Roman hat sie an diesem Abend in jedem Fall gemacht. Das hörte man nicht zuletzt in den Pausengesprächen der Gäste.