Serie: „Im Märzen der Bauer ...“ Kartoffeln müssen weich fallen
Kempen. · Auf den Feldern der Landwirte wird es leerer. Aktuell bestimmt die Kartoffelernte das Bild. Dazu ist die Rot- und Weißkohlernte in vollem Gang. Rüben und Rote Bete schließen sich an.
Die Tage werden kürzer, die Arbeit nimmt zu. Das ist zumindest bei den Landwirten der Fall, die einen Schwerpunkt im Kartoffel- sowie beim Rot- und Weißkohlanbau haben. Die Ernte dieser landwirtschaftlichen Kulturen läuft auf Hochtouren.
Nachdem bei den Kartoffeln die Krautabtötung vorgenommen wurde, die Kartoffeln in der Erde nachgereift sind und eine feste Schale gebildet haben, kommen nun die Roder im Einsatz. „Ein Roder nimmt immer zwei Reihen gleichzeitig mit. Er hebt den ganzen Damm aus“, erklärt Landwirtin Carolin Schleupen. Die ausgemachten Kartoffeln laufen über verschiedene Siebbänder, auf denen die Erde ausgesiebt wird. Das Laub geht indes über ein Krautband weg. Alle Roder besitzen einen sogenannten Verlesetisch, an dem noch von Hand nachsortiert werden kann, um Steine, weitere Fremdkörper, aber auch grüne Knollen zu entfernen. Anschließend geht es vom Roder in den Schüttbunker, wo die Kartoffeln gesammelt werden. Es folgt eine Umfüllung auf die Anhänger.
Beim Umladen muss schonend gearbeitet werden, damit die Kartoffeln keine blauen Flecken bekommen. Wenn eine Kartoffel zu hart fällt, gibt es nämlich solche. Kartoffeln leben. Die Flecken bilden sich nach rund zwölf Stunden. Die blauen Flecken haben zwar keinen Einfluss auf den Geschmack, sehen aber nicht schön aus. „Daher arbeiten wir entweder mit Fallsegeln, die den Schwung wegnehmen, oder legen Matratzen auf den Hängern aus“, informiert Schleupen.
Ist der Hänger voll, erfolgt der direkte Transport in die sogenannten Flächenlager. Anders als in den Kistenlagern, in denen die Speisekartoffeln in Kisten liegen, die für den Verkauf im Einzelhandel bestimmt sind, lagert in den Flächenlagern die Industrieware lose – Kartoffeln, aus denen Pommes, Chips oder weitere Fertigprodukte hergestellt werden. In den Flächenlagern befinden sich entweder Lüftungskanäle mit Löchern, oder es handelt es sich um Spaltenböden, durch die die Luft zugeführt wird.
Eine gute Durchlüftung der Kartoffeln ist wichtig, wobei „wir vier Phasen der Durchlüftung haben“, sagt Schleupen. Die erste Phase ist die Abtrocknung. Die frisch aus der Erde gekommenen Erdäpfel sind teilweise feucht, und das bietet Fäulniserregern wie Pilzen eine gute Unterlage. Daher müssen die Kartoffeln möglichst schnell abtrocknen. Die zweite Phase dient der Wundheilung. Wenn leichte Beschädigungen vorliegen, verkorkt die Schale bei Temperaturen von zwölf bis 15 Grad. Die Kartoffel schützt sich quasi selber. Bei der dritten Phase wird die Abkühlung auf die Lagertemperatur von sieben bis neun Grad eingeläutet. Die Stapeltemperatur muss auch erreicht werden, damit bei den Erdfrüchten keine Keimstimmung einsetzt. In Phase vier heißt es, die Temperatur für die Dauerlagerung zu halten. In den Flächenlagern befinden sich an verschiedenen Stellen Temperaturfühler, die am Computer die Temperatur anzeigen. Über den Computer kann die Belüftung des gesamten Lagers gesteuert werden.
„Auch wenn die Lüftung computergesteuert ist und man darüber viele Informationen erhält, so muss der Stapel trotzdem immer im Auge behalten werden. Regelmäßige Kontrollgänge sind ein Muss“, sagt Landwirt Heinz-Wilhelm Tölkes. Zur Belüftung in den Flächenlagern wird Außen- wie auch Umluft eingesetzt.
Neben der Kartoffelernte ist die Rot- und Weißkohlernte in vollem Gang, die ebenfalls in den meisten Betrieben komplett technisiert abläuft. Die Ernte der Roten Bete wie auch der Rüben schließt sich in den nächsten Tagen an. Auch hier wird gerodet. Während die Aussaat für die Wintergerste schon abgeschlossen ist, läuft noch bis Mitte November die Aussaat des Winterweizens. „Die Kulturen, die dann auf den entsprechenden Feldern stehen, stellen kein Gras dar, wie viele Menschen fälschlicherweise annehmen. Es ist das Getreide für die Ernte 2021“, sagt Schleupen.
Daneben gibt es aber auch Ackergras, das im September ausgesät worden ist. Für den Laien ist es schwer zu unterscheiden, ob es nun Gras oder Getreide ist, was auf den Feldern in zartem Grün wächst. Wichtig ist in beiden Fällen: Es handelt sich um ein Lebens- beziehungsweise Futtermittel und damit um eine Fläche, die nicht dem Freizeitvergnügen dient. Daneben säen die Landwirte Grünland nach. Die feuchten und kühleren Tage sind ein idealer Zeitpunkt, um auf den Wiesen nachzuarbeiten.