Karneval Einfach nur feiern und fröhlich sein

Kempen · Für die Narren der KG Weiß & Blau Kamperlings wird 2020 ein besonderes Jahr. Die Gemeinschaft wird 60 Jahre alt.

Heiko Päplow (l.) und Günter Vida lachen über das Foto mit dem kleinen Ziegenbock.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Die Zwergziege haben wir zum 25. geschenkt bekommen. Davor hatten wir einen Zwergesel. Wusstest du das?“, fragt Günter Vida Heiko Päplow. Der Präsident der KG Weiß & Blau Kamperlings zeigt auf eines der Bilder, die er zum WZ-Gespräch mitgebracht hat. Das mit dem Esel wusste der KG-Vorsitzende nicht. Hannibal war dessen Name. Gelebt hat das Tier in den 60ern in einem der großen Gärten in Kamperlings. „Er war bei den Sitzungen dabei. Mit Schippe und Besen war man dann immer hinter ihm her“, lacht Vida. Der Ziegenbock war ein Geschenk zum 25-jährigen Bestehen der KG. Er wurde aber weggeben, da eine Betreuung für das Tier nicht möglich war. Beide Karnevalisten hoffen, dass es zum 60-Jährigen, das 2020 gefeiert wird, kein tierisches Geschenk geben wird.

60 Jahre also. Wie war das denn so im Jahr 1960? Vida und Päplow können nicht auf eigene Erinnerungen zurückgreifen, weil sie selbst jünger als ihr Verein sind. Auch lebende Gründungsmitglieder gibt es nach ihrer Kenntnis nicht mehr. Aber dafür Chroniken und Protokolle. Man habe damals eigentlich nur feiern wollen. Das Fanfarencorps Blau-Weiß habe es schon gegeben und so wurde in Anlehnung die KG Weiß & Blau gegründet. Außerdem würde sich das gut im Schlachtruf reimen: „KG Weiß & Blau Kamperlings Helau“, so Vida.

Mehrere Umzüge für
Feiern und Sitzungen

Zu den ersten Sitzungen und zu Altweiber seien die KG-Mitglieder – bei der Gründung waren es – noch „über die Felder nach Klixdorf gestampft“, erzählt Vida. Dann wurde ein Zelt aufgestellt, wo heute der Parkplatz von St. Josef ist. „Damals stand noch die alte Kirche. Als sie abgerissen und neu gebaut wurde, musste die KG wieder weg“, sagt Vida. Also ging es an die Wiesenstraße. Wo heute das Haus Wiesengrund steht, waren ein Feld und ein Wendehammer. „Doch die Musik war zu laut. Ein Anwohner, ausgerechnet ein Richter, hatte sich beschwert. Da hatten wir keine Chance.“ Und so musste die KG-Karawane weiterziehen. Dieses Mal ging es zum Schmeddersweg. Mehrere Jahre lang konnte das Zelt hinter der Köhlerhalle aufgebaut werden. Vida erinnert sich noch an ein Jahr, in dem es zur Hochzeit des jecken Treibens geschneit hatte: „Das unbeheizte Zelt war dafür nicht geeignet. Also mussten wir die Holzwände von außen mit Folie isolieren. Sand wurde aufgehäuft, damit sie fest saß und auch Wind und Schnee nicht von unten ins Zelt kommen konnten.“ Manche Mitglieder hätten sich für die Um- und Aufbauten Urlaub genommen. „Jeder hat seine Connections spielen lassen, um Material zu beschaffen. Solche Aktionen würde man heute nicht mehr so hinbekommen.“

100 Liter Erbsensuppe
für den Rosenmontagszug

Mit zwei Sitzungen in der Session war die KG Kamperlings gestartet. Nach und nach sind eine Damen- und Seniorensitzung dazu kommen. Dann ein Altweiberball, freitags Jugendgruppe, samstags Karnevalstreiben und montags dann der Rosenmontagszug. 100 Liter Erbsensuppe aus der Mülhausener Klosterküche seien dafür schon mal geordert worden. Nicht zu vergessen Hoppeditzerwachen und seine Beerdigung. Besonders beeindruckend muss bei Letzterem die Vorstellung von „Käthe Nösemis“ als Klageweib gewesen sein. „Sie ist jammernd mitgezogen, hat sich über den Hoppeditz geschmissen. Das war eine tolle Sache“, sagt Vida. „Die Prinzengarde hat dann vor Jahren angefragt, ob sie nicht Hoppeditz-Beerdigung übernehmen könnten“, erklärt Päplow. Im Zuge der guten Zusammenarbeit habe man eingewilligt. Beide KG-Funktionäre sehen sich aber nicht in Konkurrenz zu den anderen Kempener Karnevalsvereinen: „Bei guter Abstimmung kommen wir uns nicht ins Gehege.“

Die KG Weiß & Blau Kamperlings heute: Das sind 140 Mitglieder, von denen 60 aktiv mitmachen. Es gibt den Elferrat mit zurzeit 14 Männern, die Garde, die Frauentanzgruppe Blue Angels, die Piranhas, 16 tanzende Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren, und die Männer von „Schneeglöckchen reloaded“ lassen das Ballett der ersten Schneeglöckchen wiederaufleben. Diese Gruppen sind ein wichtiger Bestandteil der Sitzungen. Um das Programm von vier bis fünf Stunden attraktiv zu gestalten, werden Kräfte von außerhalb dazu gebucht. „In der Nachbarschaft gibt es Talente, die, bevor sie auf den großen Bühnen auftreten, üben müssen“, erklärt Päplow. Dies und die direkte Ansprache ohne Beteiligung einer Agentur, spare Geld und man habe so schon einige spätere Große gesehen und gehört. Denn so eine Sitzung koste den Verein gerne mal 7000 Euro. Päplow und Vida bedauern, dass die KG keinen eigenen Büttenredner mehr hat. „Herbert Lindackers war unser letzter.“ Er war auch der erste und einzige Prinz, den die KG hervorgebracht hat. „Dann gehört man für drei Jahre dem KKV. Meistens kehrt man dann auch nicht mehr zurück“, sagt Vida. So sei es auch mit Lindackers gewesen.

Ein Grund, warum er seinen Prinzentraum nicht verwirklicht. Ein weiterer: Seine Frau Andrea träumt nicht von einer Kariere als Karnevalsprinzessin. Und ohne sie mag Vida nicht antreten. Mit ihr zusammen hat er in den 1980er Jahren in der Garde getanzt. „So bin ich in die KG reingerutscht. Meine Schwägerin war dort Tanzlehrerin und es fehlte ein Tanzpaar.“ Schnell habe er sich im Vorstand und später als Präsident engagiert. Die Gemeinschaft der Mitglieder gefällt ihm besonders. Päplow war zuerst im Krefelder Karneval unterwegs. „Die hatten mich gefragt, obwohl ich schon seit 1972 in Kempen gewohnt habe.“ Die Gretchenfrage wurde ihm dann aber doch noch vom Elferrat der KG im Vereinslokal „Kamperlings Eck“ gestellt. Seitdem ist Heiko Päplow dabei.

Drei Termine in
der Jubiläumssession

Die Jubiläumssession der KG Weiß & Blau Kamperlings hat noch drei Veranstaltungen in petto: den Jubiläums-Empfang am 12. Januar für geladene Gäste, das karnevalistische Dinner am 14. Januar und die Motto-Sitzung „Schaurig Schön“ am 1. Februar (siehe Kasten). Das Dinner ist eine Premiere für die KG. Päplow: „Das ist ein neues Format, das andere in der Umgebung nicht haben. Wir hoffen, dass es so gut angenommen wird, dass wir auch ein zweites Mal in der nächsten Session starten können.“ Karten für die beiden Termine gibt es noch.