Ein Jahr Coronaschutzimpfung im Kreis Viersen „Die Impfkampagne kommt gut voran“

Kreis Viersen · Mit dem Verlauf der Impfkampagne sind der Kreis Viersen und die Kassenärztliche Vereinigung zufrieden: Viele Menschen nutzten die Möglichkeit, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Für Kinder gibt es weitere Termine.

Mit mobilen Impfaktionen an wechselnden Orten versucht der Kreis Viersen, möglichst viele Menschen zu erreichen – wie hier bei einer Impfaktion bei McDonald’s in Tönisvorst.

Foto: Rüdiger Bechhaus

(biro) Die Impfkampagne im Kreis Viersen kommt nach Einschätzung des Kreises Viersen und der Kassenärztlichen Vereinigung gut voran. Vor einem Jahr wurde das Impfzentrum des Kreises im früheren Cornelius-Hospital in Viersen-Dülken eingerichtet, Ärzte starteten die ersten Impf-Aktionen zunächst in Senioren- und Pflegeheimen. Anfang April kamen Arztpraxen als Impfstellen hinzu.

Zum Jahresende ist das Fazit der Verantwortlichen positiv: „Das Angebot des Impfzentrums wird sehr gut angenommen, die Abläufe haben sich eingespielt“, teilt die Koordinierende Covid-Impfeinheit (KoCI) des Kreises Viersen auf Anfrage mit. Die Nachfrage nach Terminen im Impfzentrum ist aktuell groß: „Die vorhandenen Termine, die derzeit vorab online vereinbart werden müssen, sind schnell ausgebucht.“, heißt es vom Kreis. Doch aufgrund von Stornierungen oder erweiterten Kapazitäten seien häufig mehr Slots verfügbar. Ähnliches könne man auch von den mobilen Impf-Aktionen berichten, die weiterhin „einen sehr guten Zuspruch“ erhielten.

Ebenso positiv schätzt der Kempener Mediziner Arndt Berson, Leiter der Kreisstelle Viersen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, den Verlauf der Impfkampagne ein. „Insgesamt können wir mit dem Geleisteten im Kreis Viersen ganz zufrieden sein, wenn wir daran denken, wo wir vor einem Jahr standen.“ Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei groß, die Nachfrage in den Praxen wie im Impfzentrum da. Die Koordination der Impfungen laufe inzwischen viel strukturierter als zu Beginn, berichtet Berson, auch von den anfänglichen Unsicherheiten sei in den Arztpraxen nichts mehr zu spüren. Das Impfzentrum in Dülken sei „ein großer Erfolg“, wenngleich es ein Fehler gewesen sei, es im September vorübergehend zu schließen, „aber das war ja politisch gewollt“.

Rückblickend erinnert Berson an viele Unsicherheiten und Unwägbarkeiten, die die Impfungen im zweiten Corona-Jahr begleiteten – auch bei Medizinern. „Anfangs wussten wir zwar, dass wir sechs Dosen aus einem Vial ziehen konnten, durften aber nur fünf verimpfen“, nennt er als Beispiel. „Dann hieß es, wir dürften so viel Impfstoff bestellen, wie wir wollten, und dann gab es viel zu wenig.“ Anfangs habe man um jede einzelne Impfdosis gekämpft, so Berson – „und noch heute tun wir uns schwer damit, eine Dosis zu verwerfen, und telefonieren lieber so lange, bis wir jemanden gefunden haben, der sich impfen lassen will.“

Mehr als 50 Prozent der 298 695 Einwohner im Kreis Viersen haben inzwischen eine Booster-Impfung erhalten. Das geht aus den Statistiken hervor, die das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) führen. Wie der Kreis Viersen am Mittwoch mitteilte, wurden nach Daten des RKI im gesamten Jahr 2021 im Impfzentrum des Kreises und bei mobilen Impf-Aktionen insgesamt 107.500 Erstimpfungen, 114 452 Zweitimpfungen und 61 064 Booster-Impfungen verteilt (Stand: 29. Dezember 2021).

In den Arztpraxen im Kreis Viersen starteten die Coronaschutzimpfungen am 5. April. Bis zum 28. Dezember wurden in 171 Praxen im Kreis Viersen nach Angaben der KVNO insgesamt 311 527 Impfungen durchgeführt, davon 102 448 Erstimpfungen, 109 880 Zweitimpfungen sowie 99 199 Booster-Impfungen. Auch die Impfungen von Kindern zwischen fünf und elf Jahren werden inzwischen gut angenommen: Wie der Kreis mitteilte, wurden im Dezember bereits 1200 Kinder dieser Altersgruppe gegen das Coronavirus geimpft, weitere Impftermine sind für Anfang Januar geplant.

Die Gruppe der Ungeimpften sei „sicher noch zu groß“, sagt Mediziner Berson. Um jeden zu erreichen, habe man versucht, die Impfungen möglichst niederschwellig anzubieten, auf Supermarktparkplätzen etwa und ohne Termin, „mehr kann man ja fast nicht tun.“ Mit einer Impfpflicht tue er sich schwer, so Berson: „Eine Pflicht fördert manchmal auch die Abwehrhaltung.“ Besser sei es, Menschen davon zu überzeugen – aus gesellschaftlicher Solidarität und der Überzeugung, dass man anders aus der Pandemie nicht herauskomme. Um mehr Menschen zu erreichen, wünsche er sich eine weitere feste Impfstelle im Osten des Kreises Viersen, etwa in Kempen: „Ich glaube, dass es für die Leute gut ist, wenn sie eine konkrete Anlaufstelle haben.“