Vereinsheim als Kulturtreffpunkt Der Musik eine Bühne geben
Tönisberg · Michael Foehde, die „gute Seele“ des Fußballclubs VfL Tönisberg, will das Vereinsheim als Kulturstätte etablieren.
Der 62-jährige Michael „Micky“ Foerde bezeichnet sich selbst als die „momentan gute Seele“ beim VfL Tönisberg. „Ich bin über 50 Jahre im Club, habe die goldene Ehrennadel“, sagt der selbstbewusste Mann, der nach seiner aktiven Zeit beim VfL Tönisberg dessen erste Mannschaft von der Kreisliga A bis hinauf in die Landesliga geführt hat und auch andere Teams wie den SV St. Tönis in eine höhere Spielklasse führte.
Vor fünf Monaten übernahm er das Vereinsheim – und verfolgt jetzt einen ehrgeizigen Plan.
„Ich habe schon immer eine Affinität zur Musik gehabt, habe 1986 noch Freddie Mercury in Köln mit meinen Kumpels in Tönisberg gesehen. Wir haben für guten Rock Geld ausgegeben, sind für solche Konzerte auch immer viel gereist.“
Und in seiner Zeit hätte es für junge Leute die Möglichkeit zum Treffen gegeben. „Früher gab es in Tönisberg das Jugendheim, wo wir uns mit unseren Freunden getroffen haben. Da gab es Disco. Das war oben am Berg gegenüber der alten Aral-Tankstelle, das gibt es heute nicht mehr. Heute ist das alte Schulgebäude, wo das Jugendheim drin war, aufgearbeitet. Da sind jetzt Wohneinheiten drin.“
Im Hinterkopf schlummerte bei dem begeisterten Musikfan deshalb immer die Idee, „wenn du mal im Ruhestand bist, und ich bin das seit einem Jahr, was mit Musik zu machen, auch wenn ich selbst kein Instrument spiele.“ Mit der Übernahme des Vereinsheims als Pächter und Vereinswirt bot sich die plötzliche Gelegenheit, diese Gedanken Wirklichkeit werden zu lassen. „Ich möchte gerne diese Kapazitäten hier nutzen wie den Saal hier, wo wir jetzt stehen.“
Live-Musik, wenn auch nicht auf so großer Bühne, und in Tönisberg überhaupt mal ein Angebot auf Kulturbasis zu machen, das ist sein Anliegen. „Nicht nur eine Stereo-Anlage anmachen, sondern alles in echt hören, der Musik eine Bühne geben. Warum sollen die Tönisberger nicht auch hierher kommen, Freitag und Samstag auch hier mal was erleben können.“
Der Hand-in-Hand-Cup, der größte Charity-Fussballcup in NRW, habe ihm gezeigt, dass es für Projekte „nur Leute geben muss, die mit anpacken und dann geht´s.“ Der Vereinsheimspächter ist sich sicher, dass ihm Leute dabei zur Hand gehen werden. „Wir sind eine große Community, wir sind stark hier in Tönisberg.“
Am 13. Mai soll es den ersten musikalischen Aufschlag an der Schaephuysener Straße 14 mit den „Belsonics“ geben. „Wir bauen eine kleine Bühne auf, bauen Licht auf und lauschen den Klängen der örtlichen Musik.“ Drei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug, das sei „genau mein Ding. Da freue ich mich als alter Rocker drauf.“ Die Autogramme der fünf Musiker will er sich auf dem Ankündigungsplakat schreiben und sich dann einrahmen. „Das ist für mich der erste Schritt in eine neue Welt“, merkt man ihm die Vorfreude an. „Da beginnt für mich eine Riesenzeit – und hoffentlich auch für die anderen.“
Noch sieht der zukünftige Konzertraum etwas rummelig aus mit seinen alten Stühlen und der alten Zwischenwand, die erkennbar auch schon bessere Tage gesehen hat. „Wir werden für das Event alles rausräumen, damit genug Stehplätze mit Stehtischen da sind. Wie früher, wo man nicht gesessen hat, singt und tanzt und Gas gibt.“
Der Antransport der Bühne, die aus acht Elementen bestehen wird, soll am Tag vor dem ersten Konzert am Freitag erfolgen.
Danach will er versuchen, jeden Monat oder jeden zweiten Monat mindestens einen Live-Auftritt vor Ort zu organisieren. „Das kann ja auch mal ein DJ sein, wo wir sagen, lass mal feiern und ab geht die Katze.“ Mit solchen eigenständigen Terminen abseits der Festivitäten wie Karneval will er punkten.
Und das Vereinsheim selbst wird zukünftig ein neues Bild erhalten, da der Verein es modernisieren will. „Der Boden und die Fliesen gehen raus, die Zwischenwand wird wiederhergestellt, dann der Konferenzraum für den VfL oder andere Veranstaltungen genutzt, und die Gaststätte umgestaltet. Wir bekommen eine neue Theke, die für Kellner durchlässig ist, vorne an der Spitze zur Türe. Da braucht man nicht die Umwege laufen. Es kommt auch draußen ein Terrassenanbau hin. Vom Sitzungssaal soll man raus auf die Terrasse gehen können.“
Das Ganze soll im Mai beginnen und drei bis vier Wochen dauern. Viel wird da auch in Eigenregie passieren, ist er sich sicher. „Wenn die „alten Herren“ im Klub hören, hier wird gebaut, dann packen die mit an. Und auch alle anderen - hier ist Verein, hier ist Leben.“ Danach hat der Ort auch ein ganz anderes Flair, was dem Vereinsleben und den Veranstaltungen zugutekommen soll.
Dass sich das Vereinsheim langfristig als Kulturstätte etablieren wird, erwartet Foerdes nicht zwingend, aber hofft er schon. „Die Tönisberger haben immer gezeigt, dass sie ein offenes Ohr für Sachen haben.“ Was ihm Hoffnung macht, ist, dass das erste Konzert der „Belsonics“ schon jetzt zur Hälfte ausverkauft ist. Aber Foerde gibt sich ganz entspannt. „Das ist meine erste Veranstaltung. Ich muss ja auch erstmal selber gucken, wie hier das Handling ist, stehen alle richtig, ist die Musik zu laut, zu leise, wie bewegt sich der Schall im Raum? Ich bin da auch noch Newcomer, habe noch viele „wirre“ Ideen.“
Sein Gedanke ist: lieber anpacken und machen als viel erzählen. „Man kann auch mal Fehler machen, vielleicht habe ich beim Konzert ja auch das falsche Bier. Daraus gilt es zu lernen. Sonst bleibt man stehen, wo man ist.“