St. Hubert: Weizenernte für die Schweine Weizenfelder warten aufs Mähen
St. Hubert · Um seinen Schweinen täglich frisch gemahlene Körner anbieten zu können, baut Konrad Gleumes Weizen und Gerste an.
Wie der passionierte Kaffeetrinker auf frisch gemahlene Bohnen schwört, so schwört Konrad Gleumes auf frischgemahlene Körner für seine Schweine. Jeden Tag wird das Futter frisch angemischt mit gemahlenem Weizen und Gerste. Die Gersten-Ernte ist für dieses Jahr im Silo, der Weizen ist in diesen Tagen dran. Doch dies ist das Ende der Geschichte, ihren Anfang hat sie etwa neun Monate vorher.
„Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember kann Weizen, in dieser Region ist es sogenannter Winterweizen, gesät werden. Der braucht Frost für sein Wachstum“ berichtet Gleumes, der seinen Betrieb mit Ferkelproduktion und Schweinemast an der Stendener Straße hat. Auf insgesamt 68 Hektar Land pflanzt er auf 24 davon Weizen an. Und zwar Futterweizen, für seine Tiere. In guten Jahren kann der Landwirt auch einen Teil der Ernte verkaufen. „Es gibt verschiedene Stufen beim Weizen. C steht für Futterweizen, B für Back- und A für Aufmischweizen. Der hat eine bessere Backqualität und E steht für Eliteweizen“, erklärt der 47-Jährige, der zertifiziertes Saatgut kauft. „Das ist aufbereitet und auf seine Keimfähigkeit überprüft“, die mit einer 96 bis 97-prozentigen Sicherheit garantiere, dass aus dem Samenkorn später auch was wird. „Um pilzliche Erreger abzuwehren, ist es zudem mit einem Fungizid gebeizt, das einmal in der Erde, eine dünne Pulverschicht hinterlässt, die später vom Korn aufgenommen wird“, erklärt Gleumes. Mit der Sähmaschine, die an den Schlepper angehängt wird, werden die Samen in zwei Zentimeter Tiefe in der Erde abgelegt und wieder mit Erdreich bedeckt.
In St. Hubert gibt es hauptsächlich sandige Böden. Das Getreide wird schneller reif. Die Winterfeuchtigkeit hilft beim Wachstum auf dem eher trockenen Boden. „Die viel gelobte Kempener Platte mit dem guten Lehmboden gibt es hier nicht“, sagt Gleumes. Die Saatgutbeize gibt den Anschub im Winter. Im Frühjahr erhält das Getreide weitere Hilfe in Form von Dünger, hauptsächlich Stickstoff, der sich in der Gülle von Gleumes Schweinen findet. „Das geschieht aber nur einmal. Danach wird mineralischer Dünger eingesetzt.“ Was das Getreide ebenfalls noch benötigt, ist ein sogenannter Halmfestiger, der zu hohes Wachstum verhindert. Höher als 50 Zentimeter sollten die Halme nicht werden, da sie sonst bei Schlagregen nicht standhaft bleiben und auf den Boden gedrückt werden. Und auch gegen Unkraut und Pilze wird gespritzt. Kein Schädling, aber dennoch schlecht für die Ernte, sind die Gänse, die hier am Niederrhein überwintern. „Bis zu 2000 hatten wir schon hier. Die fressen die zarten Triebe und können einen enormen Schaden anrichten“, sagt der St. Huberter. Einige fühlten sich mittlerweile so wohl in der Gegend, dass sie blieben und ihre Brut großzögen. Bejagen dürfte man sie aber nicht, so dass die Landwirte keine Handhabe gegen die Vögel hätten. Aber es gebe eine Entschädigung aus der Staatskasse für die entstandenen Ernteausfälle.
Ab Mitte Juli wird dann geerntet. Gleumes selbst hat keine der sehr teuren, drei Meter breiten und vier Meter hohen Mähmaschinen. Diese - inklusive Fahrer - mietet er bei einer Loharbeitsfirma. „Die Halme werden in etwas zehn Zentimeter Höhe über dem Boden abgeschnitten. Die ganze Pflanze wandert dann in den Dreschkorb, wird ausgeschlagen und vom Stroh getrennt“, erklärt Gleumes. Das geschehe über Siebe und mit Unterstützung von Wind. Beides ließen die Körner durch das Sieb fallen und das Stroh bliebe auf dem Sieb. Das Stroh dient später zum Einstreu für Tiere und wird von Gleumes vom Feld in die Scheune gebracht. Der Weizen kommt in einen Tank und wird ebenfalls auf den Hof gebracht. Dort kommt er in ein zweites Silo – neben die Gerste. Der Rest wird in einem abgetrennten Teil der Scheune, einem sogenannten Schüttlager, gelagert. Wird mehr geerntet als Gleumes selbst braucht, verkauft er seinen Weizen an den Landhandel. Normalerweise erntet Gleumes an die 100 Doppelzentner. „Doch im trockenen Jahr 2018 waren es keine 90“, sagt der Landwirt und hofft, dass der Ertrag 2019 wieder besser ausfällt.