Wirte sind sauer: Fußball wird ein teures Vergnügen

Der Bezahlsender „Sky“ verlangt rund 40 Prozent mehr Gebühren. Einige Kneipiers zeigen daher bald keine Bundesliga mehr.

Kempen/Grefrath/Nettetal. Die Einführung des „totalen Rauchverbots“ in NRW war für Gaststättenbetreiber schon ein Schlag. Viele Kneipiers beklagten massive Einnahmeverluste — in Kempen haben bereits zwei Betreiber angekündigt, aus diesem Grund ihren Laden dicht zu machen.

Jetzt müssen die Wirte den nächsten Tiefschlag wegstecken. Ab September erhöht der Pay-TV-Sender „Sky“ erneut deutlich die Preise für das Abo. Rund 40 Prozent müssen Wirte mehr zahlen, um weiterhin Bundesliga- und Champions-League-Fußball zeigen zu dürfen. Für einige ist das nicht mehr zu stemmen.

„Das rechnet sich für eine kleine Kneipe wie unsere nicht mehr“, sagt Josef Simons vom „Op dön Tömp“ in Lobberich. Anstatt monatlich 230 Euro sollte ihn das Abo nun 380 Euro kosten. „Eindeutig zu viel“, sagt er, Zwar habe es sich bereits in 2012 fast nicht mehr gelohnt — die Bedenken, „Kunden zu verlieren, waren da aber noch zu groß“, so Simons.

Jolanta Pientka von der Kneipe „Zum Wasserturm“ in Lobberich will zwar weiter Fußball anbieten, doch auch sie ist bedient. „Das ist traurig und unverschämt zugleich. Eigentlich lohnt sich das nicht mehr“, sagt sie. Anstelle von 320 Euro zahlt sie demnächst 408 Euro pro Monat. „Ich weiß nicht, ob ich die Mehrkosten überhaupt wieder reinkriege.“

Auch Dino Tonel, der das „Falko“ am Kempener Buttermarkt betreibt, muss deutlich mehr bezahlen. Statt 500 verlangt „Sky“ nun 600 Euro pro Monat von ihm. „Das ist endgültig die Schmerzgrenze für mich“, sagt Tonel. Zwar lohne es sich aufgrund der Mehreinnahmen bei Fußballspielen noch, doch dürfe „Sky“ es nicht überreizen. „Ich kann meine Kollegen verstehen, die hier die Reißleine ziehen“, sagt er. Es gebe jedoch keine Alternative, da Sky ein Monopol habe. Die Getränkepreise will Tonel dennoch nicht anheben. „Das geht alles auf unsere Kappe.“

Noch keine Mitteilung über eine Preiserhöhung hat Michael Pomplun von „Zum Fürsten Blücher“ am Grefrather Markt erhalten. „Sollte das der Fall sein, dann lassen wir das wohl mit ,Sky’“, sagt Pomplun. Die Kosten-Nutzen-Rechnung sei heute schon „äußert knapp bemessen“. Und da die Gladbacher Borussia aus dem DFB-Pokal ausgeschieden ist, fehlen für die neue Saison bereits mehrere umsatzstarke Abende.

Nicht von der Preiserhöhung betroffen ist dagegen Hans-Gerd Wagner, Betreiber des Vereinsheims des VfL Tönisberg. Da der Klub den Vertrag direkt mit „Sky“ schließt, kostet das Fußball-Abo rabattierte 153 Euro pro Monat. „Mehr würde ich nicht bezahlen, da wir weniger Gäste als eine Altstadt-Kneipe haben“, sagt Wagner. Zudem gibt es für Vereinsheime einen zweiten Vorteil: Das Abo kann für den Juli, wenn die Liga Sommerpause macht, abbestellt werden.

Beim Münchener TV-Sender erklärt man die Änderungen der Preise für Kneipen damit, dass die vorherige Berechnung allein über die Größe der Gaststätte zu eindimensional sei. „Jetzt beziehen wir unter anderem Bevölkerungsdichte und die Sportaffinität der Menschen in der Region ein. Damit wird das System gerechter“, sagt eine „Sky“-Sprecherin. Weitere Preiserhöhungen im kommenden Jahr werden nicht ausgeschlossen. Die „Sky“-Sprecherin: „Das Sportgeschäft unterliegt stetigen Veränderungen.“