WZ-Mobil „Schwul oder nicht, ist doch egal“

Am WZ-Mobil in Willich wurde am Donnerstag über das homosexuelle Königspaar bei den Schützen in Düsseldorf-Bilk diskutiert.

WZ-Mitarbeiter Janis Beenen diskutierte am Donnerstag mit Passanten auf dem Willicher Markt.

Foto: Kurt Lübke

Willich/Kreis Viersen. Die Geschichte sorgt weit über die Stadtgrenzen von Düsseldorf für Aufsehen. Bei den Schützen im Stadtteil Bilk regiert ein schwules Königspaar. Damit hat der Dachverband des Königs ein massives Problem. Er gestattet dem homosexuellen König zwar sein Amt auszuüben, möchte aber, dass er bei offiziellen Anlässen nicht mit seinem Partner, sondern mit einer Frau an seiner Seite auftritt.

Anlässlich dieser Auseinandersetzung machte das WZ-Mobil am Donnerstag auf dem Willicher Markt Halt. Schließlich findet dort jedes Jahr eines der größten Schützenfeste im Rheinland statt. „Sollten die Schützen einen schwulen König akzeptieren?“ und „Wie muss sich das Schützenwesen dem 21. Jahrhundert anpassen?“ waren Fragen, die an der rollenden Redaktion diskutiert wurden.

Die Meisten fordern, dass die Schützenverbände einen schwules Königspaar akzeptieren sollen. So auch Dirk Richter: „Die Schützen sollten sich auf jeden Fall anpassen. Wobei ich mich frage, wie zeitgemäß das Schützenwesen überhaupt noch ist.“ Er habe kein Verständnis dafür, dass Brauchtumsvereine überhaupt hinterfragen, ob es ein homosexuelles Königspaar geben darf.

„Ehrlich gesagt, finde ich die Diskussion schwachsinnig. Ob schwul oder nicht, ist doch egal“, sagt Alissa Mertens. Dabei erhält sie volle Zustimmung von ihrer Großmutter, mit der sie den Wochenmarkt besucht.

Auch Marianne Ostermeier fordert, dass die Schützen ihre „strengen Wertevorstellungen“ lockern. „Gehen wir halt mit der Zeit“, lautet ihr Kommentar. Sie habe nichts gegen ein schwules Königspaar, sagt auch Mathilda Bossmann. Sie sei selber gläubige Katholikin, beharrt aber nicht auf dem Gesellschaftsbild der Kirche. Jeder solle leben, wie er möchte.

Dieter Koch sagt: „Die Schützen sollten toleranter sein.“ Es gebe wichtigere Themen zu besprechen, sagt Anni Ehrke. Sie sehe kein Problem in einem homosexuellen Königspaar: „Lass sie doch schwul sein. Wen stört das denn?“ In diese Kerbe schlägt auch eine 79-Jährige Willicherin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte: „Ich weiß nicht, warum darüber diskutiert wird.“ Jeder solle seine Sexualität ausleben dürfen, wie er es für richtig hält.

Karl-Heinz Tillmann ist „absolut für“ homosexuelle Königspaare: „Die Schützen sollten mit dem Zeitgeist gehen. Sonst marschiert bald kaum noch jemand mit.“ Er glaubt, dass insbesondere junge Leute für ein Umdenken in Brauchtumsvereinen sorgen können.

„Ich bin, was die angesprochene Thematik angeht, eher konservativ“, sagt Dieter Alberg. Als Mitglied des Männergesangvereins Cäcilia gehört er selber einer Gruppe mit langer Historie an. Die Schützen sollten an ihren Traditionen festhalten, sagt Alberg. Es komme nicht darauf an, verschiedene Lebensformen darzustellen. Einige Passanten tangieren die Belange des Brauchtums gar nicht. „Ich kann nichts dazu sagen. Mich interessieren die Schützen nicht“, winkt eine Dame ab. Ein anderer Herr sagt: „Ich bin in Willich geboren und aufgewachsen. Mit den Schützen habe ich aber nichts am Hut.“

Nicht nur auf dem Willicher Markt, sondern auch auf der Facebook-Seite der WZ wird darüber diskutiert, ob Schützen ein schwules Königspaar anerkennen sollten. „Traurig, dass man darüber im Jahre 2015 immer noch diskutiert. . .“, schreibt ein User. „Versteh das Problem nicht“, lautet ein anderer Eintrag. Ein weiterer Diskussionsteilnehmer äußert sich kritisch zur Haltung einiger Schützen, die einen schwulen König akzeptieren, aber gleichzeitig wollen, dass er mit einer Frau an seiner Seite auftritt: „Widerlich, der Schützenkönig darf schwul sein, braucht aber eine Bekannte, um nicht so zu wirken.“

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