Wahrzeichen in Viersen Die Narrenmühle wandert in Einzelteilen in die Werkstatt

Viersen. · Das Dülkener Wahrzeichen wird zurzeit demontiert. Nach der Restauration soll es wieder aufgebaut werden.

Arbeiter einer niederländischen Firma zerlegen die Flügel.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Etwa zwei Stunden dauerte es, bis der erste Mühlenflügel in seine Einzelteile zerlegt war – nur die rund acht Meter lange Stahlrute, an der die Holzstreben befestigt waren, blieb übrig. Auch den zweiten Flügel der Narrenmühle, die als Wahrzeichen Viersen-Dülkens gilt, demontierten die beiden Mitarbeiter des niederländischen Mühlenbaubetriebs Beijk am Dienstag in rund zehn Metern Höhe. Flügel drei und vier folgten am Mittwoch, die Einzelteile wurden vor Ort gelagert. Anders ergeht es dem hölzernen, rot-grün angestrichenen Mühlenhaus: Es wird zerlegt, in die niederländische Werkstatt transportiert und dort restauriert. „Aber das ist nochmal eine ganz eigene Aktion, dafür gibt es noch keinen Termin“, sagt Ralf Lentzen, Leiter des zentralen Gebäudemanagements der Stadt.

Mitte März haben die Handwerker damit begonnen, im Mühlenhaus die Wandverkleidung abzubauen. Vorher hatten Mitglieder der Dülkener Narrenakademie, die in der Mühle ein Museum betreibt, ihre Exponate abgeholt. Im nächsten Schritt wird nun der äußere Teil zerlegt – der gemauerte Rundbau unter dem Holzhaus bleibt aber stehen. Etwa sechs Monate lang werde die Mühle in den Niederlanden restauriert, außerdem befasse sich eine Fachfrau damit, mehr über die Historie des Wahrzeichens herauszufinden, erläutert Lentzen. So analysiere sie zum Beispiel, in welchen Farben die Mühle früher angestrichen war. Im Oktober solle die Narrenmühle wieder aufgebaut
werden.

Wie stark die Mühle tatsächlich beschädigt ist, das zeigten erst die Analysen in der Werkstatt, erklärt Lentzen. Die 1809 errichtete Bockwindmühle ist derzeit nur standsicher, weil eine Stahlkonstruktion die von Schädlingen befallene Unterkonstruktion stützt. Ende Mai 2017 waren die Schäden bei einer routinemäßigen Kontrolle der Stadt aufgefallen. Im Sommer 2018 stellte darüber hinaus ein Gutachter fest, dass auch das Fachwerk der Seitenfassaden restauriert werden muss, weil mehrere Tragbalken, Pfosten und Diagonalstreben verfault sind. Ursache: Feuchtigkeit und eindringendes Wasser.

Für die Restauration gibt es Fördermittel vom Land

Wenn das Holzhaus abgebaut ist, bleibe die Unterkonstruktion in der Mitte stehen, werde dann in einer weiteren Aktion herausgezogen und ebenfalls in die Werkstatt gebracht, erklärt Lentzen. Die Treppe hingegen wird nicht restauriert: „Sie wird nach modernen Sicherheitsvorgaben durch eine breitere, längere, mit flacheren Stufen ersetzt“, sagt Lentzen. „Damit ist es Brautpaaren dann auch erlaubt, sich oben im Weisheitssaal trauen zu
lassen.“

Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung damit gerechnet, dass die Restaurierung rund 460 000 Euro kosten würde – mittlerweile geht sie von 105 000 Euro Mehrkosten aus. Diese Mehrkosten müsse im Grundsatz die Stadt tragen, informierte Anfang März ein Stadtsprecher. Es seien aber bereits Gespräche über eine Ausweitung der Landesförderung geführt worden. Das Land fördert die geplante Sanierung bisher mit 423 900 Euro.