Aufklärungskampagne: Kinder sollen sich wehren
Mit Flyern und Plakaten sollen junge Besucher ermutigt werden, über sexuelle Übergriffe zu reden.
Viersen/St. Tönis. Sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche geschehen immer wieder. Gerade das Schwimmbad ist ein Ort, an dem Täter aktiv werden. Das will und kann der Bäderbetrieb der Niederrheinwerke in Viersen nicht leugnen.
Klaus Knoche, Leiter der Bäderabteilung, stellte jetzt eine vorbeugende Aufklärungskampagne der Niederrheinwerke vor. „Das macht meines Wissens nach noch kein anderer Bäderbetrieb.“
Dabei will der Bäderbetrieb nicht allein auf Kameraüberwachung setzten. Mit deren Hilfe konnte einer der Übergriffe aus dem Vorjahr aufgeklärt werden.
Der Täter hatte im Familienbad Ransberg auf der Rutsche von hinten an den Busen gegriffen und wurde mit Hilfe der Videos identifiziert, die von den Kameras an der Rutsche aufgezeichnet wurden. Solche Kameras gibt es auch in den Garderobengängen, sie dürfen aber nicht überall aufgehängt werden.
„Manchmal erfahren wir erst durch die Polizei oder die Presse davon, wenn so etwas in unseren Bädern passiert“, sagt Knoche. Entsprechend versuchen jetzt Plakate und Flyer, die die Niederrheinwerke zusammen mit dem Kinderschutzbund und dem Aktionskreis gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen im Kreis Viersen entwickelt haben, Kinder dazu zu ermuntern, sich schnell an die Mitarbeiter in den Schwimmbädern zu wenden. Immer, wenn sie sich unangenehm „angeglotzt“, „angequatscht“ oder „angefasst“ fühlen — wie es auf den Plakaten heißt.
„Dann kann man den Täter auch schnell fassen und aus dem Verkehr ziehen“, sagt Knoche, wohlwissend dass es den Kindern schwer fällt, über solche Dinge zu sprechen.
„Es hat mich sehr mitgenommen, auf dem Video zu beobachten, wie unauffällig sich Täter und Opfer nach dem Rutschen trennten und dass das Mädchen nicht geschrien hat“, sagt er. Auch dazu wollen die Plakate ermuntern, die seit Dienstag in den Bädern aushängen.
Der Aktionskreis hat außerdem versucht, die insgesamt 60 Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren und in konkreten Maßnahmen zu schulen. „Sie achten jetzt darauf, wenn Leute überaus lange in den Duschen bleiben oder Erwachsene plötzlich mit Kindern spielen, die alleine ins Bad gekommen sind und sprechen sie an, wenn sie auffällig lange in Richtung eines Kindes starren“, sagt Knoche.