Bahn schleift leeren Pkw mit
Dülken. Freitagabend, gegen 23.45 Uhr: Ein Güterzug der niederländischen Gesellschaft Husa ist unterwegs in Richtung Venlo. In Höhe des Bahnhofs Dülken sieht er einen Pkw auf den Gleisen stehen.
Trotz der sofort eingeleiteten Notbremsung — der Zug ist zu diesem Zeitpunkt etwa 60 Stundenkilometer schnell — erfasst die Lokomotive den Renault Clio und schleift ihn mehrere hundert Meter mit. Feuerwehr und Rettungsdienst rücken an, denn man vermutet eine schwerstverletzte Person. Als die Rettungskräfte aber am Fahrzeug eintreffen, ist es leer. Auch eine Suche entlang der Gleise bleibt erfolglos. Der Lokführer ist sicher, dass das Fahrzeug schon auf den Gleisen stand, als er heranrollte.
Der Clio ist in den Niederlanden zugelassen, in Evertsoord, einem Ortsteil von Horst aan de Maas, westlich von Venlo. Als dort Polizeibeamte bei der Halterin klingeln, ist diese erstaunt. Ihr Wagen stehe doch vor der Tür, erklärt sie zunächst. Da ist er natürlich nicht. Deshalb vermutet man zunächst einen Diebstahl. Ein wenig Licht kommt in die Angelegenheit, als Polizisten, die in Dülken in der Nähe des Unfallorts suchen, auf ein Auto mit jungen Leuten stoßen, unter denen sich der ältere Sohn der Halterin befindet.
Die Ermittlungen stehen aber ganz am Anfang. Absicht oder Unglück? War der junge Mann überhaupt daran beteiligt. Hier müssen die verschiedensten Behörden Hand in Hand arbeiten. Die Bundespolizei — zuständig auch für die Bahn — ermittelt wegen eines Eingriffs in den Bahnverkehr, die Kreispolizei wegen Verkehrsunfallflucht. Involviert ist auch die Polizei in Limburg, da das Auto von dort stammte.
Feuerwehr und ein örtliches Abschleppunternehmen bargen schließlich den völlig zerstörten Clio mit Hilfe eines Krans. Dafür mussten die Wehrleute zunächst einige kleine Bäume und Sträucher beseitigen, um einen Zugang für den Kran zu schaffen. Gegen zwei Uhr stand das beschlagnahmte Auto auf dem Abschleppwagen. Die Bahnstrecke zwischen Viersen und Venlo blieb nach dem Unglück für mehrere Stunden voll gesperrt.