Kreis Viersen Caritas kritisiert hohe Zahl der Geringverdiener im Kreis Viersen
Kreis Viersen. · Jeder vierte Arbeitnehmer verdient weniger als 2200 Euro. Bei 3500 Menschen im Kreis Viersen reicht das Einkommen nicht zum Leben.
Im Kreis Viersen müssen knapp 3500 Menschen ergänzend zu ihrem Arbeitslohn Hartz-IV-Leistungen beziehen, weil das Erwerbseinkommen allein nicht reicht. Darauf weist der Caritasverband für das Bistum Aachen hin und beruft sich auf den aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW.
387 Menschen im Kreisgebiet, die in Vollzeit arbeiten, sind laut Arbeitslosenreport auf ergänzende, steuerfinanzierte Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Hinzu kommen im Kreis Viersen weitere 909 „Aufstocker“, die in Teilzeit arbeiten sowie 1373 „Aufstocker“, die als Minijobber nicht mehr als 450 Euro im Monat verdienen.
Im März 2019 gingen laut dem Report 3482 Hartz-IV-Bezieher im Kreis Viersen einer Erwerbstätigkeit nach. Das entspricht 26,3 Prozent aller Erwerbsfähigen im Hartz-IV-Bezug im Kreis. „Diese Menschen sind als sogenannte Aufstocker auf ergänzende, steuerfinanzierte Hartz-IV-Leistungen angewiesen“, sagt Roman Schlag, Referent für Arbeitsmarkt- und Armutsfragen beim Caritasverband. „Diese Zahlen zeigen: Obwohl die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordtief ist, gibt es auch die Kehrseite: Viele Menschen haben zwar eine Arbeit, können aber von ihrem Lohn nicht leben“, sagt Schlag. Die Gesellschaft dürfe sich nicht damit abfinden, dass so viele Menschen auf ergänzende Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen seien. Schlag: „Wenn Unternehmen Niedriglohnpolitik auf dem Rücken der Beschäftigten und auf Kosten der Steuerzahler betreiben können, muss der Staat gegensteuern.“
Das sieht auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) so. Geschäftsführer Karim Peters spricht von einem „Alarmsignal“. 40 Stunden die Woche arbeiten – und trotzdem reicht’s am Monatsende nicht: „Im Kreis Viersen arbeiten rund 13 400 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn“, sagt er, beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. Damit liege knapp jeder vierte Arbeitnehmer (22,4 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2203 Euro brutto im Monat.
„In Bäckereien, Konditoreien, Fastfood-Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten besonders hoch“, berichtet der Gewerkschafter. Er fordert: „Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen.“ Auch im Kreis Viersen zahlten immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif, so Peters. „Statt mit dem Tariflohn von 12,50 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit eine Familie
durchbringen?“