Corona im Kreis Viersen Anteil freier Intensivbetten liegt unter 17 Prozent

Kreis Viersen. · Die Zahl der Covid-19-Patienten, die in Krankenhäusern behandelt werden muss, ist so hoch wie nie. Der Anteil an den Intensiv-Patienten liegt im Kreis Viersen mittlerweile bei 29 Prozent.

Im März hatte das Allgemeine Krankenhaus (AKH) Viersen zusätzliche Kapazitäten von Intensivbetten und Beatmungsgeräten (auf dem Foto in grün) geschaffen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die zweite Welle der Corona-Pandemie wird zur Herausforderung für die sechs Krankenhäuser im Kreis Viersen. In dieser Woche meldete das Kreisgesundheitsamt 44 Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern, so viele waren es seit Beginn der Pandemie noch nie. Auf den Intensivstationen waren am Dienstag 31 von 37 Betten belegt – damit liegt der Anteil der freien Betten unter 17 Prozent. Nicht alle Betten sind mit Corona-Patienten belegt. Ihr Anteil klingt mit 27 Prozent gering, 25 Prozent gilt jedoch als kritischer Wert. „Die Lage ist ernst“, sagt Thomas Axer, Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Viersen. In seinem Haus wurden am Dienstag 26 Covid-19-Patienten behandelt, fünf von ihnen auf der Intensivstation. „Am Wochenende wurde es bei uns schon eng, waren unsere vorgesehenen Isolationskapazitäten nahezu erschöpft“, berichtet der Klinik-Chef.

Eine hohe Zahl an Covid-19-Erkrankten belaste die Infrastruktur der Krankenhäuser. Das lieg auch am deutlich längeren Verlauf von Covid-19, erklärt Axer. „Die Patienten liegen zehn, zwölf oder 14 Tage; erst nach dem Zeitraum lässt sich erkennen, ob sie über dem Berg sind oder intensivmedizinisch behandelt werden müssen.“ Zum Vergleich: Bei einer normalen Grippe mit schwerem Verlauf kommt es oft schon nach vier bis sechs Tagen zu einer deutlichen Erholung.

Auch aus einem ganz praktischen Grund sind Covid-Patienten für die Krankenhäuser ein Problem. Sie müssen isoliert von den anderen Patienten untergebracht werden. „Das ist eine logistische Herausforderung“, berichtet Axer.

Die Zahl der Intensivbetten selbst sei noch das geringste Problem. „Wir hätten genug Bettenkapazitäten für doppelt so viele Patienten“, betont Axer. „Es gibt keinen Grund zur ­Panik.“

Allerdings seien Covid-19-Patienten deutlich betreuungsintensiver als normale Patienten. Das betreffe nicht nur die Intensivpatienten, sondern auch die Sars-CoV-2-Infizierten, die auf einer „normalen Station“ liegen. Axer nennt ihr Verhalten zurückhaltend „weniger kooperationsbereit“. Was er meint: Durch die stark eingeschränkte Lungenfunktion haben Covid-19-Patienten das Gefühl, zu ersticken. Entsprechend panisch sind sie. Werden sie mit einer Gesichtsmaske beatmet, schlagen sie sich die auch mal aus dem Gesicht. „Sie benötigen eine enge Betreuung“, sagt Axer. Zumal auch die Handhabung der Maske personalintensiv sei. Sitzt die Maske richtig? Arbeitet die Maschine zur Unterstützung der Atmung des Patienten richtig? „Ständig muss jemand da sein, der das ärztlich und pflegerisch betreut.“

Noch pflegeintensiver sind die Covid-19-Patienten auf der Intensivstation, insbesondere, wenn sie über einen Schlauch in der Luftröhre beatmet werden müssen. „Dann ist es von Vorteil, wenn der Patient in Bauchlage und mit etwas abgesenktem Kopf liegt“, erklärt Axer. So könne Sekret, das sich in der Lunge ansammelt, besser ablaufen. Problem: Oft liegen die Intensiv-Patienten im künstlichen Koma. Sie auf den Bauch zu drehen, ohne dass der Schlauch verrutscht, könne nur durch genügend Personal sichergestellt werden. „Da braucht man schon vier Mann“, erklärt der Klinik-Chef.

Und noch in einem weiteren Punkt ist der Aufwand mit den Corona-Patienten größer: Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte müssen zu jeder Zeit Schutzkleidung tragen – FFP2-Masken, Kittel. Axer: „Diese ganzen Punkte in Kombination machen die Behandlung extrem aufwendig.“