Niederkrüchten Waldbrand flammt immer wieder auf
Niederkrüchten. · Rund 200 Hektar Fläche sind im niederländischen Nationalpark De Meinweg verbrannt. Naturschützer hoffen, dass es mehr die Heide und weniger den Wald getroffen hat. Bei den Tieren sind Schlangen und Eidechsen in Gefahr.
Am meisten freut Franz Heinrich Jansen, als stellvertretender Kreisbrandmeister am Dienstagnachmittag vor Ort, die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Auch Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong habe jede Hilfe angeboten. Doch die Einsatzzentrale auf dem Vorfeld des einstigen Militärflughafens in Elmpt ist bestens versorgt. Von dort aus kann man die weißen Qualmwolken des Waldbrandes im niederländischen Nationalpark De Meinweg sehen. Sie sind nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt.
Sorgen macht der Feuerwehr, dass der starke Wind das Feuer immer wieder anfacht. Mehrmals glaubte man bereits, das Feuer unter Kontrolle zu haben. Auch der Hubschrauber der Bundespolizei mit dem Löschkorb wollte am Mittag schon abdrehen, als das Feuer aufloderte und Hektik entstand, weil das Feuer auf den Reitstall Venhof zulief. Wechselhafte Winde aus Süd- und Nordost erschweren die Löscharbeiten und machen sie auch für die Einsatzkräfte gefährlich.
Bisher sind bereits 170 Hektar verbrannt, am Abend werden es 200 Hektar sein, so Jansen weiter. Vor allem die Heidelandschaft sei nach ersten Erkenntnissen auf niederländischer Seite betroffen, weniger Hochwald An der Brandbekämpfung waren rund 1000 Feuerwehrleute aus Deutschland und den Niederlanden im Schichtbetrieb beteiligt. Am Dienstag gab es kein Feuer auf deutscher Seite, am Montag waren zehn Hektar verbrannt.
Das Feuer im deutsch-niederländischen Grenzgebiet war nach Angaben der niederländischen Behörden am Montag Mittag aus unbekannter Ursache im Nationalpark De Meinweg ausgebrochen. Das Gebiet liegt auf niederländischer Seite nahe dem Ort Herkenbosch im Südosten des Landes. Auf deutscher Seite grenzt es an mehrere Waldgebiete in der Nähe von Niederkrüchten im Kreis Viersen.
Die örtlichen Feuerwehren wurden von Kräften aus Düsseldorf, Neuss, Duisburg, Wesel, Mülheim, Kleve, Mettmann, Essen und Oberhausen unterstützt, sagte eine Kreissprecherin am Dienstag. Am Nachmittag kamen Löschzüge aus Remscheid, Solingen und Wuppertal zum Einsatz. Treffpunkt war der ehemalige Militärflughafen, von dort wurden sie von Lotsen der Motorradstaffel der Malteser an ihre Einsatzorte gebracht.
Leo Reyrink, Geschäftsführer des Naturschutzgebietes Maas-Schwalm-Nette, kann von seinem Büro in Roermond die Rauchwolken sehen. Es war bekannt, dass De Meinweg ein Gebiet mit hohem Risiko ist, weil es dort kein Wasser gibt. So wurden zur Prävention verschiedene Wasser entnahmestellen ausgebaut. So wird Löschwasser aus dem siebeneinhalb Kilometer entfernten Fluss Schwalm in die Brandregion gepumpt. Spezialfahrzeuge der Feuerwehren Essen, Düsseldorf, Duisburg und Oberhausen verlegten dazu eine Schlauchleitung mit Pumpstationen zu einem Weiher namens Melickerven, der auf der Staatsgrenze liegt. Dort konnten kleinere Löschfahrzeuge dann Wasser entnehmen und den Brand bekämpfen. Pro Minute würden mehrere Tausend Liter Wasser gepumpt.
Bürgermeister Kalle Wassong lobt die hervorragende Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen der niederländischen und den deutschen Feuerwehren. Auf Niederkrüchtener Seite wurde die Schwalm auf Höhe Kamerickshof aufgestaut und mit einer Schlauchverbindung wird der See Blanke Water mit Wasser versorgt, von wo aus Hubschrauber und Tankfahrzeuge ihr Löschwasser aufnehmen.
Landrat bedankt sich
bei den Einsatzkräften
„Mein herzlicher Dank an alle Einsatzkräfte! Der schwierige Einsatz war sehr gut koordiniert und die Feuerwehrleute haben erstklassig zusammengearbeitet“, sagt Landrat Andreas Coenen, der sich am Montag mit Niederkrüchtens Bürgermeister Karl-Heinz Wassong vor Ort ein Bild vom Einsatz gemacht hat. „Es macht sich bezahlt, dass wir dieses Szenario vor kurzem geübt haben.“ Erst im September hatten die Kreis-Feuerwehren einen ähnlichen Einsatz in Niederkrüchten simuliert.
Der Brand vernichtet nicht nur die Vegetation, sondern tötet auch die Tiere, die nicht schnell weglaufen oder fliegen können. Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen, dass viele Vögel noch nicht zum Brüten da seien, dagegen könnten Heidelerchen, Baumpieper oder Schwarzkehlchen betroffen sein. Am Schlimmsten habe es Schlangen und Eidechsen getroffen, fürchtet Reichmann. Grenzüberschreitend gebe es ein Vorkommen von seltenen Kreuzottern.
Sein Kollege, der Biologe Peter Kolshorn, sieht Säugetiere und Vögel nicht gefährdet, sondern Kleintiere. Ein Förster habe ihm von blanken Böden in der Heide berichtet. Doch die Pflanzenwelt erhole sich schnell. Nach ein, zwei Monaten komme die Heide zurück. Wenn Wurzel und Bäume mitverbrannt sind, dauere es etliche Jahre, bis sich die Natur regeneriert habe.
Vom Nationalpark De Meinweg sind mit bisher 170 Hektar rund zehn Prozent des geschützten Gebietes betroffen. Leo Reyrink kann im Moment nur aus der Ferne zuschauen. Er ist traurig, dass es wieder brenne. Noch könne er sich kein genauers Bild vom Schaden machen, aber er hofft, dass größtenteils die Heide betroffen sei und nicht alte Waldbestände mit Bäumen, die 80 bis 100 Jahre alt seien. Die Heidevegetation wachse schnell nach.
Doch auf dem Flugfeld in Elmpt geht es nicht um das Danach. Noch brennt es, noch ist nicht alles unter Kontroll. Trotzdem war stellvertretender Kreisbrandmeister Jansen guter Dinge, dass die Ausbreitung des Feuers mit vereinten Kräften gestoppt werden könne. Eine Straße vor dem Reiterhof könne zum Riegel werden. Jansen lobt auch besonders die Feuerwehrkräfte aus Niederkrüchten, die durch ihre Ortskenntnis sehr geholfen hätten. Auch die sechs Lotsen der Malteser auf ihren Motorrädern hätten sehr zum Gelingen beigetragen. Vor Ort im Wald seien jeweils 300 Kollegen. Am Dienstag wären Feuerwehren aus Belgien ebenfalls zur Hilfe gekommen. Die Verständigung zwischen Brand- und Feuerwehr habe gut geklappt. Man kenne sich von früheren Übungen. hb