Die Give-Box Viersen: Ein Häuschen mit Facebook-Seite

Seit einem Jahr gibt es die Give-Box in Viersen. Sie wurde schon verwüstet, doch das Positive überwiegt, so die Verantwortlichen.

Viersen. Der niedliche Strampler ist bereits nach wenigen Sekunden weg: Eine junge Mutter hat für ihr Baby zugegriffen.

Auch ein Zelt — ordentlich verpackt — findet einen erfreuten Abnehmer. Ob Fondue-Set, Bilder von Hobbykünstlern, „Herr der Ringe“-Spiel oder Garderoben-Spiegel aus den 60er Jahren — die Viersener Give-Box ist eine Fundgrube der besonderen Art.

Seit rund einem Jahr steht sie in der Fußgängerzone vor der Freiwilligenzentrale. Die Idee: Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden, aber noch funktionstüchtig sind, kommen in die Box und sind dann gratis zu haben.

Jeder kann Dinge abgeben und/oder abholen. Im Idealfall hält es sich die Waage. Solche Boxen stehen auch in anderen Städten in der Region, etwa in Mönchengladbach.

In Viersen war das Projekt des Betreuten Wohnens für Menschen mit geistiger Behinderung (LVR-HPH-Netz West) nach einem sechsmonatigen Testlauf verlängert worden; auch das Ordnungsamt hatte wieder sein Okay gegeben.

Die Ein-Jahres-Bilanz ist gut: „Wir haben zwar auch schon unliebsame Erfahrungen gemacht, aber das Positive überwiegt bei weitem“, sagt Teamleiterin Kristine List. Die 46-jährige Viersenerin, beim LVR-HPH-Netz West tätig, betreut die Give-Box zusammen mit anderen Mitarbeitern sowie Kunden des Betreuten Wohnens.

Zu den unliebsamen Erfahrungen gehört die Verwüstung des Häuschens durch Unbekannte. Doch kaum hatte Kristine List die traurigen Fotos davon ins Internet gestellt, kam spontan Unterstützung aus der Bevölkerung. Hilfe gibt es immer wieder. Einmal stand plötzlich ein Mann mit einem Akku-Schrauber in der Box, um etwas zu reparieren, sagt List.

„Die Facebook-Seite war eine gute Idee“, sagt die Betreuerin. Die Give-Box hat in dem sozialen Netzwerk schon mehrere Dutzend Freunde. Je nach „Posting“, also Online-Nachricht, werden bis zu 700 Menschen erreicht. Kristine List pflegt die Seite. „Ich brauch’ mal eben mein iPad“, sagt sie und kontrolliert den aktuellen Stand im Netz.

Nicht nur digital läuft es gut, auch der „Warenumschlag ist wirklich enorm“, wie die Teamleiterin betont. „Manchmal gucke ich morgens nach, und am Nachmittag sieht es in den Regalen schon wieder ganz anders aus.“

Aber auch wenn die Give-Box inzwischen einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erreicht hat — gelegentlich sorgt das außergewöhnliche Häuschen noch für Verwirrung. So haben es zwei ältere Damen schon für einen Geräteschuppen des Grünflächenamts gehalten — schließlich liegt der Casinogarten in unmittelbarer Nähe.