Nach Tod von Mitgründer Aus für das „Eier mit Speck“-Festival in Viersen
Viersen · Eine Ära geht zu Ende: Das beliebte Open-Air-Festival „Eier mit Speck“ in Viersen wird eingestellt. Das teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. In den sozialen Netzwerken wurde das Aus heftig kommentiert.
Im kommenden Juli wird es kein „Eier mit Speck“-Festival am Hohen Busch in Viersen geben – und auch nicht im Juli 2023. „Wir haben uns sehr schweren Herzens dazu entschieden, das ,Eier mit Speck’-Festival nicht mehr weiter fortzusetzen“, erklärten die Veranstalter am Donnerstagmorgen. Hintergrund sei der plötzliche Tod des Festival-Mitgründers Christoph „Tappi“ Tappeßer Anfang August.
„Die Entscheidung ist in den letzten Wochen gereift und wir haben es uns wahrlich nicht leicht gemacht – aber ein ,Eier mit Speck’ ohne Tappi ist für uns nicht das, was es einmal war“, schrieben die Organisatoren des beliebten Musikfestivals auf ihrer Facebookseite. Innerhalb einer Stunde wurde der Beitrag mehr als 150 Mal kommentiert – viele drückten ihr Verständnis aus und bedankten sich für „all die schönen Momente, die wir auf eurem Festival genießen durften“, wie einer schrieb. Ein anderer erklärte: „Eine Ära geht zu Ende.“
Erste Ausgabe des
Festivals war im Juli 2006
Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) teilte auf Anfrage mit: „Mit dem Ende des ,Eier mit Speck‘ Festivals verliert Viersen eine herausragende und prägende Veranstaltung. Das Festival hat enorm viel zum guten Ruf unserer Stadt als Ort mit gleichermaßen lebendigem wie familiärem Kulturleben beigetragen.“ Die Zusammenarbeit mit dem Team und mit Tappi sei stets vertrauensvoll und konstruktiv gewesen. „Den Verlust dieser tollen und für Viersen so wichtigen Veranstaltung bedauere ich auch persönlich sehr. Dennoch verdient die Entscheidung der Veranstaltenden, das Festival ohne seinen Gründer und Motor nicht fortzusetzen, unser Verständnis. Wir sagen danke für die vielen schönen Jahre.“
Die erste Ausgabe von „Eier mit Speck“ war im Juli 2006, die letzte 2019. 2020 und 2021 fiel das Festival Pandemie-bedingt aus. Rund 5000 Besucher kamen vor zwei Jahren Ende Juli zum Hohen Busch, knapp 30 Bands spielten, etwa 150 ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz – vom Bühnen-Aufbauer bis zum Eier-mit-Speck-Brater. „Das war für uns immer so was wie eine Familie“, erläuterte Mitveranstalter Jürgen Haigh am Donnerstagmittag auf Anfrage. Jetzt ohne Tappi weiter zu machen, „das ist für uns nicht möglich“, ergänzte er. In ihrem Facebookpost hatten die Organisatoren erklärt: „Ein weiteres Festival ohne unseren fehlenden Kompagnon würde sich einfach in so vielerlei Hinsicht falsch anfühlen. Wir blicken auf 14 tolle Jahre, auf großartige Momente und gemeinsame Erinnerungen zurück.“ Viele Besucher schätzten das Festival wegen seiner familiären Atmosphäre, zu der auch das namensgebende Frühstück – Eier mit Speck – gehörte. „Wir danken an dieser Stelle nochmal all den tollen Leuten die das ,Eier mit Speck’ einzigartig in der Festivallandschaft gemacht haben – unzähligen Helfern, Sponsoren, Partnern, der Stadt Viersen, Feuerwehr und DRK, den Bands und nicht zuletzt Euch Besuchern“, schrieben die Speckis – und: „Denkt beim Frühstück mal gelegentlich an uns!“
Einer dieser „unzähligen Helfer“ ist Daniel Ingmanns. Seit 2012 sei er ehrenamtlich Aufbauhelfer beim Festival gewesen, „das hat einfach Spaß gemacht, dafür habe ich zwei Wochen Urlaub pro Jahr geopfert“, erzählte der 39-Jährige. Als er hörte, dass es kein „Eier mit Speck“ mehr geben soll, sei er sehr traurig gewesen: „Ich musste erstmal kräftig schlucken, das ist ein Verlust.“ Das Festival sei sehr familiär gewesen, ein Teil der Aufbau-Crew habe sich auch zu anderen Gelegenheiten getroffen. „Auf jeden Fall wird Viersen jetzt um einiges leiser“, ergänzte Ingmanns, und: „Ohne ,Eier mit Speck’ fehlt gerade für die jüngere Generation ein Aushängeschild für Viersen.“ Schließlich sei das Festival überregional bekannt, „ich habe da unter anderem schon mit Besuchern aus Dänemark und Schweden gesprochen“. So weit war die Anreise zum Hohen Busch für Annerose Pannwitz nicht: Die 58-Jährige kommt aus Nettetal, war Stamm-Besucherin. „Das war so ein schönes kleines familiäres Festival“, sagte sie. „Wir sind mit 35 bis 40 Leuten da gewesen, fast von Anfang an immer auf dem selben Zeltplatz.“ Dass es „Eier mit Speck“ nun nicht mehr gibt, sei richtig traurig: „Wir werden das sehr vermissen“, ergänzte die Inhaberin der Kneipe Quartier Latin in Kaldenkirchen. Pannwitz ist selbst Veranstalterin, etwa des Festivals Spring Jam. „Ich finde, ,Eier mit Speck’ war immer perfekt organisiert“, sagte sie.