Kommunalwahl in Viersen Kandidaten stellen sich Erstwählern

Viersen. · Viersens Bürgermeisterkandidaten der Ratsfraktionen haben sich den Fragen der rund 120 Zwölftklässler des Albertus-Magnus-Gymnasiums gestellt. Wie soll die Schule der Zukunft aussehen? Wie wichtig ist Klimaschutz?

Die Bürgermeisterkandidaten der Viersener Ratsfraktionen diskutierten mit den Zwölftklässlern.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Klimaschutz und Digitalisierung an Schulen: Das waren die bestimmenden Themen bei der Podiumsdiskussion am Dienstag in der Aula des Bischöflichen Albertus-Magnus-Gymnasiums in Viersen. Martina Maaßen (Grüne) etwa kündigte an, sie möchte den Klimaschutz zur „Chefinnensache“ machen und Frank a Campo (FDP) betonte, Schule, Bildung und Digitalisierung seien „wirklich Herzensthemen“ für ihn. Es war ein Termin, den sich keiner der fünf Bürgermeisterkandidaten der Ratsfraktionen entgehen ließ — hier konnten sie sich persönlich mit einer großen Gruppe Erstwähler austauschen, für sich werben, ihre Ziele vorstellen.

Neben Maaßen und Campo saßen die amtierende Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD), Christoph Hopp (CDU) und Simon Männersdörfer (Linke) auf der Bühne. Rund
120 Zwölftklässler verfolgten die Podiumsdiskussion, ein paar von ihnen griffen selbst ein, stellten Fragen. Doch vor allem der 17-jährige Kian Maliglowka und die 18-jährige Jasmin Rum führten durch den Vormittag: Sie moderierten und stellten die Fragen, die sie und ihre Mitschüler des Leistungskurses Sozialwissenschaften erarbeitet hatten.

Fragen wie: „Welche Ziele haben Sie in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit?“ Sie werde Angefangenes weiterführen und sich um Themen kümmern, „die mir am Herzen liegen“, sagte Anemüller dazu — und zählte unter anderem Klimaschutz, Radwegeverbesserung und den Ausbau der Digitalisierung an Schulen auf. Männersdörfer würde den sozialen Wohnungsbau in den Blick nehmen, Hopp die Digitalisierung an Schulen vorantreiben und ebenso wie a Campo in der Stadtverwaltung Arbeitsabläufe ändern. Denn Genehmigungsverfahren im gewerblichen Bereich, etwa für Baugenehmigungen, gingen nicht schnell genug. Maaßen würde in den ersten 100 Tagen Klimaschutzmaßnahmen angehen, sich zum Beispiel aber auch dafür einsetzen, dass Viersen ein Jugendparlament bekommt.

Maaßen will für Viersen
ein Jugendparlament

Bei einer Wählerwanderung hatte a Campo zuletzt gemahnt, ansiedlungswilligen Unternehmen dürften keine klaren Vorgaben gemacht werden im Hinblick auf klimaschonende Maßnahmen — so, wie es Maaßen fordert. Die Schüler wollten nun von ihm wissen: „Warum geht in dem Bereich Wirtschaft vor Klimaschutz?“ A Campo antwortete, wenn man vorschreibe, es könnten sich nur Industrieunternehmen ansiedeln, die hohe Standards erfüllen, „dann kommen einfach keine Unternehmen mehr“. Männersdorf entgegnete: „Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich an Emissionsstandards zu halten, wollen wir gar nicht haben.“ Die Wirtschaftsunternehmen seien viel weiter, „als wir in unserem Klein-Klein hier denken“, sagte Maaßen. „Warum sollen wir nicht mit den Unternehmen in den Diskurs gehen?“ Anemüller betonte, „wir tun schon sehr viel in dem Bereich“, es werde bereits „sehr flächenschonend“ vorgegangen. „Natürlich muss man eine klimafreundliche Wirtschaftspolitik betreiben“, sagte Hopp. „Aber die Klimapolitik muss auch wirtschaftsfreundlich sein.“

Von Anemüller wollten die Schüler hören, wie sie in Klimaschutz investieren wolle. Die amtierende Rathaus-Chefin zählte den Radwegeausbau auf, der Wald werde weiter aufgeforstet, der Bahnhof „als verkehrlicher Stützpunkt“ ausgebaut, etwa mit Photovoltaik und Fahrradboxen. Bis wann die Stadtverwaltung klimaneutral sein soll, sagte sie aber nicht. Maaßen hingegen sagte, bis 2030 sei das zu schaffen. Es gebe schon gute Ansätze in der Verwaltung, „aber es fehlt aus grüner Sicht der große Wurf“.

Wie er sich die Schule der Zukunft in Viersen vorstellt, wollten die Zwölftklässler von Hopp wissen. „Architektonisch ausgestaltet“ solle sie sein, „ein hoch digitalisierter Wohlfühlort“ — an dem Schüler zu kompetenten Nutzern der modernen Medien werden. Ein Schüler merkte an, da seien eher die Lehrer das Problem. Anemüller sagte, „wir sind jetzt gut dabei, die digitale Ausstattung an unseren Schulen umzusetzen“. Es bedürfe auch der Offenheit der Lehrer und der Haltung der Schule, wie sie dann damit umgeht.

A Campo befand: „Wir sollten erstmal raus aus der Schule der Vergangenheit.“ Auch auf die Sanierung der Sanitäranlagen an Schulen gingen die Kandidaten ein — a Campo geht sie nicht schnell genug, Anemüller betonte, es sei schon einiges passiert. Männersdörfer wollte das Thema nicht so in den Mittelpunkt stellen: „Ich denke, ihr kommt hier nicht für den Toilettengang hin“, sagte er zu den Schülern. Schön aussehen sollten die Schulklos aber schon, entgegnete eine Schülerin.