Proteste gegen Landwirt: „Wir quälen die Tiere nicht“

Nach den Protesten vor seinem Grundstück nimmt der Viersener Landwirt Thomas Gartz in der WZ Stellung zu den Plänen.

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Viersen. Thomas Gartz (29) ist entsetzt über das, was ihm und seiner Familie gerade widerfährt — so haben schon hunderte Menschen vor seinem Grundstück demonstriert. Der Grund: Schweine.

Aber von vorne: Gartz ist Landwirt mit Leib und Seele. Schon 1703 bewirtschaften seine Vorfahren den Hof auf der Nette in Viersen-Dülken. Dieser liegt im landwirtschaftlichen Außenbereich. Gartz hat zurzeit nur Sauen und zieht Ferkel auf, bis sie 30 Kilo schwer sind, dann verkauft er sie.

Doch genau so kann es nicht weitergehen: „Die Mäster und der Ferkelmarkt fordern große Ferkelgruppen, welche die Familie Gartz so in Zukunft nicht mehr bieten kann“, sagt er. Er hätte gern diesen Bereich erweitert, weil ihm die Ferkelaufzucht, wie er betont, eine Herzensangelegenheit ist. Aber die Mengen an Ferkeln, die durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft gefordert sind, kann eine Familie allein nicht großziehen.

Also reifte der Plan, in Zukunft selbst zu mästen. „Ich habe mich da beraten lassen“, sagt er. „Auch aus Tierschutz-Sicht. Damit können die Tiere von der Geburt bis zur Schlachtreife in ein und demselben Betrieb bleiben, wodurch der Transport zum Schweinemäster wegfällt.“ So könne sichergestellt werden, dass in Zukunft das Schweinefleisch aus der Region für die Region kommt - und nicht aus dem Ausland, wo kein Einfluss auf die Haltung der Schweine genommen werden kann.

Mit den Planungen für seinen neuen Stall sei er sehr offen umgegangen, habe sogar selbst darauf bestanden, dass alles nicht nur im Amtsblatt, das nicht jeder liest, sondern auch in der Zeitung veröffentlicht werde. Von vielen Nachbarn hat er auch schon Unterstützung erfahren.

„Ein direkter Nachbar hat sich bereits die Mühe gemacht und ist zu anderen Ställen gefahren, hat dort die Umgebung erkundet, sich ein Bild vom Geruch gemacht, geschaut, wie viele Fahrzeuge dort an- und abfahren“, erzählt der Landwirtschaftsmeister. Dieser Mann sei zu ihm gekommen und habe bekräftigt, dass er sicher sei, nicht belästigt zu werden.

Andere Nachbarn und Naturschutzverbände sehen das anders und haben am Karnevalsdienstag vor seinem Grundstück gegen den Bau des Stalls für 2200 Tiere demonstriert (die WZ berichtete). Das trifft ihn und seine Familie hart. Er sei kein „Fleisch-Hersteller“, kenne alle seine Tiere und kümmere sich um ihr Wohlergehen. „Wir quälen die Tiere nicht, wir sorgen dafür, dass es ihnen gut geht.“ Nur ein Tier, das sich wohlfühle, gedeihe auch gut.

Und was die Geruchsbelästigung für die Nachbarn angehe, da sei modernste Technik in Sachen Absauganlagen geplant, die auch von namhaften Tierschutzverbänden befürwortet werde.

Er hofft, mit den skeptischen Nachbarn noch zu einer gütlichen Lösung zu kommen. „Ich bin an das Land gebunden, meine Familie lebt da. Ich würde doch nichts tun, was uns Menschen hier gefährdet.“ Dass ein neuer Stall gebaut werde, sei wichtig für die Sicherung seiner Existenz.

Ein Bauernhof mit ein paar Hühnern, drei Schweinen und einer Kuh, wie er in Bilderbüchern vorkomme, sei in heutiger Zeit nicht in der Lage, eine Familie zu ernähren.