Event in Viersen So lief das Tractor Pulling 2024

Viersen · Der Verein Tractor Pulling Dülken hatte zum 13. Tractor Pulling eingeladen. Die Giganten kamen bei den Gästen bestens an.

„Lady in Red“ mit 1600 PS: Sarah Jäger fährt den IGC International 706 Diesel in der Klasse 3,6 Tonnen.

Foto: Bianca Treffer

Rund 100 Starter in den verschiedenen Kategorien, Tausende von Zuschauern von jung bis alt, eine gute Stimmung, viel Fachsimpelei und jede Menge Spaß – so präsentierte sich am Wochenende das Tractor Pulling in Viersen-Bockert. Der Verein Tractor Pulling Dülken als Organisator hatte, begleitet von der Deutschen Trecker-Treck Organisation (DTTO), zu dem Event eingeladen, das Motorsportbegeisterte über Generationen hinweg fasziniert – wegen des Klimawandels aber nicht unumstritten ist.

Schon am frühen Samstagnachmittag wurde die Besucherzahl von 1000 Gästen überschritten, die das Spektakel aus Sport und Unterhaltung sichtlich genossen. Von der eigentlichen Zugstrecke vermischen sich so die „Full Pull!“-Rufe des Moderators Stefan Görtz mit denen der Besucher, die dicht an dicht hinter den Absperrungen stehen und zudem die aus Anhängern improvisierten Bühnen in Beschlag genommen haben. Fahrer für Fahrer wird voller Begeisterung angefeuert, wenn er seinen Traktormotor aufheulen lässt und versucht, den Bremswagen, an den er angekoppelt ist, so weit wie möglich über die 100 Meter lange Strecke zu ziehen.

„68,08 Meter!“, dröhnt die Stimme von Görtz über die Mikrofonanlage, kaum dass der gerade gelaufene Zugversuch abgeschlossen ist und das Gefährt vom Bremswagen losgekoppelt wird. Während der eine Traktor ausfährt, steht schon der nächste bereit. Der acht Meter lange tonnenschwere Bremswagen bezieht wieder Stellung und der neue Starter fährt seinen Traktor rückwärts, geleitet von den Einweisern, an ihn heran. Die Kette und das Drahtseil für den sogenannten Not-Aus werden eingehangen. Alles ist startklar für den Pull-Versuch. Der Fahrer steigt ein und lässt den Motor aufheulen. Das Röhren der Maschine steigert sich um etliche Dezibel. Schließlich setzen sich Hunderte von PS in Bewegung. Bis zu 80 Meter schafft er es, dann ist der Power raus. Loskoppeln, und der Bremswagen bewegt sich erneut rückwärts an den Start.

Währenddessen rollt ein Traktor mit Hobel über die Fläche, um alles für den nächsten Pull vorzubereiten. Sorgfältig wird die Bahn abgezogen, um danach nochmals kurz gewalzt zu werden. Immer wieder im Einsatz: Die Besprengung mit Wasser, um unnötiges Stauben zu verhindern. Aber es sind nicht nur allein die Pulls an sich, die begeistern. Die aufgemotzten Traktoren auf dem Gelände faszinieren die Besucher. Jeder kann durch das Fahrerlager gehen und sich die PS-Protze einmal aus der Nähe ansehen.

Gigantische Trucks rollen an, die die Traktoren transportieren. Kaum abgeladen, geht es zur Waage, an der Michael Heckmann im Einsatz ist. „Wir haben Fahrzeuge von 2,5 bis sieben Tonnen. Damit in jeder Klasse Wettbewerbsgleichheit herrscht, ist das Wiegen unabdingbar“, erklärt er. Vivien Vennemann beispielsweise muss ihr Gefährt abspecken. Ihr Deutz 6206 hat 270 Kilogramm Übergewicht. „Am vergangenen Wochenende ist das Getriebe auseinandergeflogen und wir mussten ein neues einbauen. Das ist schwerer als die alte Variante“, erklärt die Fahrerin. Für die junge Frau aus Rees heißt das: Gewichtsplatten vom Traktor nehmen, um das vorgeschriebene Gewicht in der Klasse Hobbysport 3,5 Tonnen zu erreichen.

Vennemann, die schon zweimal Deutsche Meisterin in ihrer Klasse war, ist schon lange bei dieser Art des Motorsports dabei und hat den Deutz, der Original einmal 60 PS hatte, auf rund 250 PS mitgetunt. Auch Sarah Jäger aus Selm geht an den Start. Sie steigt in der Klasse 3,6 Tonnen Supersport auf den IGC International 706 Diesel mit 1600 PS. Der rote Gigant namens „Lady in Red“ ziert ein ebensolches Bild. „Mein Mann ist schon seit 25 Jahren dabei. Für mich ist es die zweite aktive Saison“, erzählt Jäger, die im vergangenen Jahr Deutsche Vize-Meisterin wurde und zu den Top Ten vom Europa-Cup gehört.

So unterschiedlich die Traktoren sind, eins ist für alle gleich. Es geht nur hochreiner, CO²-neutraler Dieselkraftstoff in den Einsatz. Er wird rein aus Bioabfällen hergestellt. „Jeder Starter wird zuvor kontrolliert. Wer den Spezialkraftstoff nicht fährt wird disqualifiziert“, berichtet Laura Riße vom Verein Tractor Pulling Dülken.