Kreis Viersen Viersens Corona-Station ist startklar
Viersen. · Das AKH Viersen hat die vergangenen Tage genutzt, um sich für den „Tag X“ vorzubereiten. 93 Betten stehen für Corona-Patienten bereit. Darunter 25 auf der Intensivstation.
Im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Viersen ist die Corona-Station startklar. Der Aufwachraum des OP-Saals ist binnen zwei Tagen komplett zu einer Corona-Intensivstation umgebaut worden. Unter Hochdruck haben Pfleger, Ärzte, Techniker noch bis zum Wochenende Drucker, Computer, alte und neue Absaug-Geräte, Stapel von roten Plastikeimern für Infektions-Sondermüll herbeigeschafft. Beatmungsgeräte stehen neben den Betten, einige waren schon ausrangiert und wurden nun für den Ernstfall reaktiviert. Neue sind bestellt. „Aber die haben eine Vorlaufzeit von zwölf Wochen“, sagt Geschäftsführer Thomas Axer. Noch sind die Betten mit Plastikfolien überzogen.
Zehn Intensivplätze entstehen in diesem hermetisch abgeriegelten Bereich. Insgesamt könne die Zahl der Intensivbetten in der Klinik sogar von derzeit zwölf auf 25 mehr als verdoppelt werden, sagt Axer. Mitarbeiter wurden für die Intensivpflege nachgeschult. „Wir können ab jetzt starten“, sagt der Chefarzt für Anästhesie, Frank Schleibach. An die Corona-Intensivstation schließt sich Tür an Tür eine Corona-Normalstation mit demnächst 68 Betten an. Zug um Zug wird dafür die OP-Station mit frisch operierten Patienten freigeräumt. Das AKH Viersen folgt damit dem Drängen der Bundes- und Landesregierung, so gut es geht auf eine weitere rasche Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie vorbereitet zu sein. Eine Verdoppelung der derzeit bundesweit rund 28 000 Intensivplätze hatten Bund und Länder als Zielmarke ausgegeben.
Die Zahl der Infizierten steigt auch in NRW sprunghaft an. Viersen liegt nicht weit von dem am stärksten betroffenen Kreis Heinsberg. Auch Krankenhaus-Mitarbeiter kommen aus Heinsberg. Sie sind alle getestet. „Unsere höchste Priorität ist, keine infizierten Mitarbeiter hier zu haben“, sagt Chefkardiologe Nico von Beckerath.
Auf keinen Fall soll es so kommen wie in Italien, wo viele Ärzte und Pfleger sich aus Mangel an Schutzmaterial mit dem Virus ansteckten und Patienten aus Mangel an Ressourcen und Betten teilweise nicht mehr behandelt werden können. „Diese Situation werden wir mit aller Kraft verhindern“, sagt der Chefarzt für Innere Medizin, Karsten Woelke.
Die Viersener Klinik hat die Dramatik einer Corona-Epidemie schon Ende Januar erkannt, als viele noch dachten, das Virus sei weit entfernt in China. Die Klinik versuchte, sich mit Kitteln, Masken, Desinfektionsmitteln einzudecken. Doch inzwischen ist kaum noch etwas zu bekommen. „Heute haben wir noch einen Vorrat für zwei bis maximal vier Wochen“, sagt Geschäftsführer Axer. Seit einigen Wochen sind auch Medikamente kontingentiert.
Doch wann wird der „Tag X“ eintreten? Die Ärzte rechnen. Wie groß die Welle wird, kann niemand abschätzen. Fünf bis sechs Prozent der Corona-Erkrankten werden nach Schätzungen Intensivpatienten. Häufig würden Patienten erst am zehnten bis zwölften Tag der Infektion Intensivfälle, sagt Lungenfacharzt Woelke. Bei den schweren Fällen trete drei bis vier Wochen nach der Erkrankung der Tod ein, sagt Kardiologe Beckerath. Es klingt hart: Die Liegezeiten der Intensivpatienten werden lange dauern.
Planbare Operationen wurden verschoben, Besucher dürfen die Klinik nicht mehr betreten. Die Klinik erwartet Einnahmeverluste, da weniger Patienten aufgenommen werden, um Platz für die Corona-Patienten zu schaffen. „Wir haben das ganze Geschäft reduziert, um schlagkräftig zu sein, wenn der Tag kommt“, sagt Woelke.
Noch herrscht Ruhe vor dem Sturm. „Aber ich rechne damit, dass das schlagartig kommt“, sagt Axer. Schon in den nächsten Tagen könnten „sehr schnell behandlungsbedürftige Patienten“ kommen. „Das hören wir auch aus Heinsberg.“ dpa