Hans Meier, Leipziger Bergsteiger, Geograf und Forscher, und der österreichische Alpinist Ludwig Purtscheller schafften den Aufstieg auf den Kilimandscharo gemeinsam als Erste. Am 6. Oktober 1889 stand Meyer auf dem höchsten Punkt des Berges und soll „Hurra, Hurra, Hurra“ gerufen haben. Der 65-jährige Viersener Klaus Strohschein ist am 11. Februar dieses Jahres die letzten Meter zum Gipfel des höchsten Bergs, Kibo, gerannt, hat, dort angekommen, die Arme in die Höhe gereckt und ähnlich gejubelt wie Meyer 136 Jahre vor ihm.
Peter Kamps, 69 Jahre alt, folgte seinem Freund Strohschein auf den Fuß. „Ein unbeschreibliches Glücksgefühl“ sei es gewesen, da oben auf dem Gipfel des höchsten Vulkans und Berges Afrikas gestanden zu haben, erzählten die beiden jetzt. Allein das Empfinden, „es“ aus eigener Kraft geschafft zu haben, das sei toll gewesen. Auch wenn, wie Kamps sagt, das Gefühl für das große Erlebnis noch gar nicht richtig bei ihm angekommen sei.
Sechs Tage dauerte der Aufstieg auf den Kibo, auch Uhuru-Peak genannt. Zur besseren Akklimatisierung wurde nach dem Motto „steige hoch und schlafe niedrig“ gewandert. Gestartet wurde an einem Tag im Shira II Camp auf 3840 Metern Höhe. Die Wanderer stiegen zum Lavatower auf 4600 Meter und schliefen dann im Barrango Camp auf 3800 Metern. Die Etappen dauerten bis zu 10 Stunden und waren bis zu 16 Kilometer lang. „Es war schon anstrengend“, sagen Kamps und Strohschein, „anstrengend und schön. Einfach ein einmaliges Erlebnis.“
Die beiden Freunde waren allein mit einer Gruppe von Begleitern unterwegs. Zwei Bergführer und zwölf Träger aus Tansania bildeten die Mannschaft. „Die Menschen sind auf diesen Verdienst angewiesen, da sie keine anderen Einkommensmöglichkeiten haben“, erklärt Strohschein. Diese Männer leisteten Erstaunliches: Sie tragen das benötigte Mobiliar für die Crew und die beiden Wanderer aus Deutschland mit sich. Dazu gehören Zelte, Stühle, Isomatten, die gesamte Kücheneinrichtung und Getränke und Speisen für knapp zwei Wochen. Jeder Träger habe mindestens 20 Kilo Gepäck getragen. „Manchmal war die Gruppe der Träger sogar vor uns am Etappenziel“, erinnern sich Peter Kamps und Klaus Strohschein. Sie selbst gingen „im Schneckentempo“ den Berg hinauf. „Wir sind Schritt für Schritt gegangen, haben nicht darüber nachgedacht, wie mühsam, wie steil der Anstieg ist. Das klappte gut“, erklärt Strohschein. Das langsame Tempo half außerdem gegen eine mögliche Atemnot in der sauerstoffärmer werdenden Luft.
Zur Vorbereitung auf die Besteigung hatten Kamps und Strohschein an den Wochenenden vorher viele Wanderungen unternommen. Außerdem sind sie den Monschau-Marathon gegangen. Beide trainierten zusätzlich im Fitnessstudio. Alles für das Ziel, es auf den Gipfel zu schaffen. Bei dem Weg dorthin gab es während der einzelnen Etappen keine Pausen. Die Gefahr, auszukühlen, sei bei etwa minus 10 Grad zu groß. Wasser oder einen Energieriegel nahmen sie im Gehen zu sich. Abends und morgens wurden die Wanderer gut bekocht. „Es gab einfach alles: Pommes, Bulgur, Couscous, Nudeln, Gemüse, Fleisch, Geflügel, Suppe, Obst – und es schmeckte wirklich gut“ schwärmen sie.
Die Verständigung verlief mit einem Bergführer auf Deutsch, mit dem anderen auf Englisch, die übrigen sprachen Suaheli. „Pola pola“, den Ausdruck hat sich Strohschein gemerkt. Das heißt langsam. Und „asante“ für danke. Übernachtet wurde in einem kleinen Zelt. Müde genug, um bald auf den einfachen Matten in den Schlaf zu finden, waren die beiden Bergsteiger eigentlich immer.
Und dann war es endlich so weit. Am 11. Februar morgens um 3.30 Uhr machten sich Strohschein und Kamps lange vor Sonnenaufgang auf die letzte Etappe auf den Uhuru-Gipfel, 5895 Meter hoch. „Der letzte Tag war der anstrengendste“, so Strohschein. Vor allem die anfängliche Dunkelheit, gegen die sie nur eine Stirnlampe trugen, erschwerte das Wandern über das Geröll. Aber um 13 Uhr hatten sie es geschafft. Eine halbe Stunde lang genossen sie das Gefühl, angekommen zu sein, genossen den Blick, hatten Zeit und Muße, Fotos zu machen. Da die meisten Wanderer die letzte Etappe zum Gipfel schon um Mitternacht beginnen, hatten Kamps und Strohschein durch den zeitversetzten Start die Gelegenheit, in Ruhe den Gipfel genießen zu können. Dann erfolgte ein kurzer Abstieg in den Krater, wo sie übernachteten – ein weiteres Highlight.
Am Schluss des Aufenthalts gab es ein Fest, auf dem die gesamte Mannschaft Klaus Strohschein und Peter Kamps feierten und – im wörtlichen Sinne – hochleben ließen. Für die Menschen aus Tansania war es eine Besonderheit, einen 69-Jährigen auf den Gipfel begleiten zu dürfen. Das hatten sie noch nicht so häufig erlebt. „Wir kamen als Fremde und gingen als Freunde“, sagen Kamps und Strohschein heute.
Die Familien von Peter Kamps und Klaus Strohschein sind froh, sie wieder heil zurückzuhaben, Handynachrichten konnten zwischendurch keine verschickt werden. Und jetzt? Welcher Berg kommt als Nächster? „Ich war noch nie auf der Zugspitze“, sagt Kamps. Aber klar ist: Der Kilimandscharo ist ein „einmaliges Erlebnis, das kann ich nicht mehr toppen.“