216 Kilometer Zeelink-Gas-Pipeline: Bauarbeiten in der Region haben begonnen
Tönisvorst/Willich · Das Unternehmen Zeelink hat mit den Arbeiten für das Teilstück einer über 200 Kilometer langen Erdgasfernleitung begonnen. Ein Ortsbesuch zwischen St. Hubert und Tönisvorst.
Die Zeelink-Vertreter hielten sich bei der Pressekonferenz zum Baubeginn ihrer Erdgasfernleitung in der Region so eng an ihre Präsentation wie die Baggerfahrer auf den Feldern jenseits der L362 (St. Töniser Straße) an ihre Baupläne.
Gut sichtbares Arbeitsergebnis der Baggerschaufeln zwischen St. Hubert und Tönisvorst/Höhenhöfe sind mehr als zwei Meter hohe Erddämme, die neben einer 34 Meter breiten Trasse aufgeworfen, festgeklopft und geglättet werden. Sie sehen aus wie eine überdimensionierte Furchen-Hügel-Abfolge auf einem Spargel-Acker.
Die Bezirksregierung Düsseldorf hat den Planfeststellungsbeschluss für diesen Bauabschnitt im Januar erteilt. Der Eingriff in den Mutterboden ist nach dem Anlegen von Rohrlagerplätzen in der Nähe (zum Beispiel beim Edelstahl-Werk Outokumpu in Krefeld) und dem „Holzeinschlag“ nun sichtbarer Baubeginn.
44 Kilometer lang ist das hiesige Etappenstück der Fernleitung. Sie führt zwischen St. Hubert im Norden westlich an Hüls vorbei in Richtung Tönisvorst, dann weiter zwischen Willich und Meerbusch und östlich an Möchengladbach vorbei in Richtung Glehn.
Neue Erdgasfernleitung ist insgesamt 216 Kilometer lang
In Tönisvorst sind vor allem Landwirte, Wirtschaftswege und der Kreisel an der Markant-Tankstelle betroffen. Die Trasse ist Teil der insgesamt 216 Kilometer langen Erdgasfernleitung Zeelink von Lichtenbusch an der belgisch-deutschen Grenze bis Legden bei Ahaus. 2021 soll die Leitung in Betrieb gehen. Zeelinks Partner sind die Thyssengas GmbH (Erdgastransportnetz-Gesellschaft) und Open Grid Europa (Fernleitungsnetz-Betreiber).
Den einführenden Satz, diese Leitung sei „ein wesentliches Projekt der politischen Energiewende“ wollte Projektleiter Franz-Josef Kißing inhaltlich nicht vertiefen. Nur so viel: Ab 2030 stehe L-Gas nicht mehr ausreichend zur Verfügung. Daher sei die Umstellung auf H-Gas notwendig (siehe Info-Kasten). So werde die Versorgung von fünf Millionen Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden gewährleistet.
Kißing und Kollege André Graßmann lieferten jede Menge Zahlen zum Mammutprojekt. Auf den 216 Kilometern werden 2000 Stahlrohre der Firma Mannesmann in Salzgitter (Durchmesser ein Meter, Wanddicke 17 Millimeter) verlegt. Ein Rohr ist 18 Meter lang und wiegt zwischen acht und neun Tonnen. Insgesamt werden 100 000 Tonnen Stahl verbaut.
Die Trasse wird etwa zweieinhalb Meter tief ausgehoben. Über der verlegten und verschweißten Rohrbahn kommt eine sogenannte „Mindestabdeckung“ von einem Meter, in der Regel 1,20 Meter. In diese Tiefe, so Kißing, gelange kein Pflug. Er betont das auch, weil der Trassenverlauf zwischen St. Hubert und Glehn zu 98 Prozent landwirtschaftlich genutztes Gebiet passiert.
Andere Leitungsabschnitte, beispielsweise im Raum Aachen, beherbergten durch Infrastruktur und Bevölkerungsdichte mehr Konfliktpotential als in diesem sogenannten Baulos.
Untersuchung auf Kampfmittel und archäologische Funde
Der komplette Trassenverlauf wird auf Kampfmittel untersucht. Bisher hat Zeelink die Hälfte der Fläche begutachtet und 400 Kilogramm Schrott zu Tage gefördert. „Kein Bombenfund bisher.“ Ob Archäologen dem Boden Schätze abringen werden, muss sich zeigen. Voruntersuchungen laufen.
Die Rohre, die vor Ort mit speziellen Biegemaschinen auch jeder Trassenkrümmung gerecht werden, müssen zunächst überirdisch aneinandergereiht und dann verschweißt werden. Die Gesamtlänge der Schweißnähte wird 40 Kilometer betragen.
Jede Naht wird per Ultraschall überprüft und geröntgt, muss später außerdem einer Tüv-überwachten Stressdruckprüfung standhalten. „Die Rohre müssen absolut dicht sein“, betont Oberbauleiter Lothar Strümpel. Die Trasse darf später nicht bebaut werden. Tiefwurzelndes Gehölz wird beseitigt. „Unsere Leitungen werden regelmäßig abgelaufen und abgeflogen“, so Strümpel.
In St. Hubert und Glehn speist Zeelink Gas in andere Fernleitungen ein, wie eine Hauptschlagader, die von dort in angepasster Bar-Zahl in weitere Netze geht.
Entlang der Gesamttrasse musste Zeelink das Gespräch mit 2300 Grundstückseigentümern und Bewirtschaftern suchen. Landwirte, die während der Bauzeit bis Oktober Ertragseinbußen hinnehmen müssen, werden entschädigt.
Die Pipeline soll vor allem durch offene Gräben gelegt werden. Insgesamt stehen 32 grabenlose Querungen (etwa an der A 52) an, die durch Tunnelverlegungen „überbrückt“ werden.
Ängste von Bürgern vor der Gasleitung sah Kißing als unbegründet an, auch wenn er einräumte, dass es „eine 100prozentige Sicherheit nicht gibt“. Aber es sei viel gefährlicher, gleich ins Auto zu steigen und nach Hause zu fahren.
Die Zeelink GmbH & Co. KG kommuniziert das Bauvorhaben und seine Fortschritte fortlaufend.