Begleiter auf dem letzten Weg
Martin Berghausen hat sich für eine ungewöhnliche Ausbildung entschieden.
Willich. „Ich habe keine Angst, sondern Respekt vor dem Tod“, sagt Martin Berghausen. Einige Tote hat der 21-Jährige in seinen jungen Jahren in der Familie, aber auch bei seiner nahezu dreijährigen ehrenamtlichen Tätigkeit in einem „Lebenshilfe“-Wohnheim in Krefeld gesehen.
Für den Willicher hat gerade ein neuer Lebensabschnitt begonnen: Martin Berghausen lässt sich im Bestattungshaus J. Beenen zur Fachkraft ausbilden. Dabei hatte Martin nach seinem Realschul-Abschluss, dem Berufs-Kolleg und einem Freiwilligen Sozialen Jahr, bei dem er sich überwiegend um einen an Parkinson erkrankten Patienten kümmerte, die Wahl, konnte Ausbildungen als Zerspanungsmechaniker, Netzwerk-Integrator oder Autolackierer beginnen. Doch er entschied sich für das Bestattungswesen.
„Ein interessanter und überhaupt nicht langweiliger Beruf“, sagt er. Martin freut sich darauf, mit Respekt und nötiger Distanz die Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Seit dem 1. August ist er nun Bestatter-Azubi.
Über den neuen Lehrling freut sich sein Chef Alfred Hülsmann. 1994 hat er gemeinsam mit Ehefrau Elisabeth Beenen-Hülsmann den Betrieb seines Schwiegervaters übernommen. Nach der Geschäftsübergabe baute Alfred Hülsmann das dann auf Bestattungen spezialisierte Unternehmen kontinuierlich weiter aus, ließ sogar eine Trauerkapelle mit Platz für etwa 80 Trauergäste anbauen. „Und wir denken derzeit über Erweiterungen bei Verwaltung und Technik und über die Schaffung weiterer Arbeitsplätze nach“, sagt der 57-Jährige.
Alfred Hülsmann, der seit 2004 Bestattermeister ist, führt den Vorsitz beim Kreisverband Viersen des nordrhein-westfälischen Bestatterverbandes. Und der Willicher hat einen Wunsch: „Die Bestatter müssten sich noch stärker fachlich qualifizieren und auch Auszubildende einstellen.“ Derzeit sei er im Kreis Viersen der einzige, der ausbildet.
Im Vergleich zu seinen Anfängen als Bestatter ist Alfred Hülsmann aufgefallen, dass die Beerdigungen sich im Laufe der Zeit weg von streng religiösen Ritualen gewandelt haben. Individuelle Wünsche gehören heute zum täglichen Geschäft: „Angehörige eines passionierten Urlaubers an der See wünschten, dass wir einen Teil unserer Kapelle mit Sand und den entsprechenden Utensilien ausfüllten, wie Fischereinetz, Rettungsring oder kleinem Leuchtturm.“ Ein anderes Mal musste Hülsmann den Sarg höchstpersönlich ins 2500 Kilometer enfernte Sizilien bringen.
Der frischgebackene Azubi Martin Berghausen hat in dieser Woche seine erste „Amtshandlung“ erledigt und die Beurkundungsunterlagen bei der Behörde abgeholt. Mit der Bezahlung ist er zufrieden, im ersten Ausbildungsjahr sind es monatlich 350 Euro, dann 420 und im dritten 470 Euro.