Evangelische Kirchengemeinde St. Tönis Kinder bauen ihre eigenen Katamarane

St. Tönis. · Wegen der Corona-Pandemie musste die evangelische Kirchengemeinde St. Tönis für ihr Ferienprogramm umplanen. Statt nach Schweden zu fahren, bauen 20 Jugendliche Katamarane, die sie am Freitag auf der Niers testen wollen.

Eigentlich wären die Jugendlichen nach Schweden gefahren, nun bauen sie auf der Wiese am Gemeindezentrum Katamarane.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

St. Tönis statt Schweden: Eigentlich wären die Teilnehmer der Ferienaktion der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis nach Skandinavien gefahren, aber die Corona-Pandemie hat die Pläne durchkreuzt. Nun befinden sie sich auf der großen Wiese hinter dem Gemeindezentrum und bauen Boote. Die Jugendlichen sind mit Eifer bei der Sache.

„Ist das so in Ordnung?“, möchte Jan wissen. Gerade hat der 15-Jährige die Rückenlehne an dem Holzsitz in eine leicht abgeschrägte Position gebracht. Marius lehnt sich an, dann nickt der 25-jährige Betreuer. Johanna schmiergelt derweil Palettenholzstücke glatt. „Die sind für den nächsten Sitz. Es soll sich schließlich keiner einen Splitter einholen, wenn man darauf sitzt“, sagt die 14-Jährige. Wiebke bohrt weitere der breiten Holzleisten an die Querstreben für den nächsten Sitz. Aus den ausgeschnittenen Kunststofffässern und Holzsitzen sollen am Ende Katamarane werden.

20 Kinder im Alter zwischen
13 und 16 Jahren nehmen teil

Die Idee zum Alternativprogramm hatte der Jugendleiter und Diakon Volkmar Büscher. Er habe das irgendwo einmal gesehen, allerdings mit Auslegerkanus, erinnert er sich. Büscher plante für Katamarane um, wobei es der Zufall wollte, dass er von einer Tönisvorster Firma die dafür benötigten Kunststofftonnen günstig kaufen konnte. Mit der Stichsäge machten sich die 20 Kinder und Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahre ans Werk: Zunächst schnitten sie die Fässer und Sitzkonstruktionen passend aus, dann fügten sie es mit dem Innenleben
zusammen.

Gelächter ist beim Team Lorena, Amelie, Lena und Jasmin zu hören. Betreuer Tim hat über die Rückenlehne seines Sitzes in der Mitte des Katamarans ein weißes T-Shirt gezogen. Auf dessen Rückseite ist ein Hai mit dem Spruch „Keep calm and swim fast“ (etwa: Bleib ruhig und schwimm schnell) abgebildet. „Die Idee, diese Boote zu bauen, ist einfach nur Klasse. Ich freue mich schon auf die Fahrt auf der Niers, wenn wir die Boote ausprobieren werden“, sagt Lorena. Es mache irre Spaß, besonders das Konstruieren, schließt sich Lisa an. Zudem lerne man den Umgang mit den diversen Werkzeugen und Materialien, sagt die 14-Jährige. „Es ist ein toller Ersatz für die Freizeit in Schweden“, lautet die Meinung von Wiebke.

Büscher, der eine Ausbildung als Schreiner gemacht hat, bevor er Sozialarbeiter und Diakon wurde, gibt derweil Tipps für den Bugbau. Die Dreieckskonstruktion für die Wasserverdrängung ist nicht einfach umzusetzen. „Aber wenn man es so gut erklärt bekommt, kriegt man es selber hin“, sagt Jannis, der aufmerksam Büschers Erläuterungen lauscht. Nach dem Bug wollen sie sich an die Konstruktion der Paddel machen.

Für Freitag steht die Jungfernfahrt auf dem Programm. Dafür radeln die Teilnehmer zur Niers, während die selbstgebauten Boote mit den Fahrzeugen der Gemeinde dorthin transportiert werden. An der Süchtelner Anlegestelle wird zu Wasser gelassen. „Ob wir bis Oedt fahren oder eine Station weiter bis Wachtendonk, das entscheiden wir spontan, wenn wir auf der Niers sind“, sagt Büscher. Alle sind gespannt, wie die Katamarane ihre Feuertaufe bestehen werden, und hoffen zudem, dass der Tiefgang der Niers für die Boote reichen wird.