NRW Ein Bücherschrank für Vorst
Vorst · Vorst nennt jetzt einen Bücherschrank sein Eigen. Entdecken, lesen und tauschen ist ab sofort angesagt. Bürgermeister Uwe Leuchtenberg kann sich ein solches Angebot auch für St. Tönis vorstellen.
Kaum ist die lange weiße Schleife gelöst und das champagnerfarbene Tuch fällt zu Boden, da bleiben auch schon die ersten Passanten auf dem Vorster Markt neugierig stehen und schauen. „Ein Bücherschrank. Was für eine tolle Idee. Das ist eine große Freude für mich. Ich lese sehr gerne und habe auf der anderen Seite so viele Bücher, die ich anderen Menschen gerne zur Verfügung stellen möchte“, sagt Genowefa Beckers, die sofort den Schrank ansteuert und ihre Augen über die frisch eingeräumten Buchtitel schweifen lässt. Vorst nennt jetzt auch einen Bücherschrank sein Eigen.
Bücherschrank steht vor der Seniorenbegegnungsstätte
Direkt vor der Seniorenbegegnungsstätte „Alte Post“, zwischen Baum und Blumenbeet unter einer Laterne aufgestellt, können die Bürger ab sofort kostenfrei Bücher entnehmen und eigene, gut erhaltene Exemplare, die nicht mehr gelesen werden, für andere Menschen einstellen. „Wir hatten schon einmal über einen solchen Bürgerschrank gesprochen. Letztendlich waren es engagierte Bürger, die den Stein für dieses herausragende Projekt ins Rollen gebracht haben und die jetzt sogar als ehrenamtliche Paten in den Einsatz gehen“, sagt der Tönisvorster Bürgermeister Uwe Leuchtenberg. Es handelt sich um das Vorster Ehepaar Kristina und André Zimmermann. Denen kam die Idee, sich für einen Bücherschrank einzusetzen beim Aussortieren der eigenen Bücher.
„Wir kennen sämtlich Bücherboxen der Umgebung und haben uns gefragt, warum Tönisvorst nicht ein solches Angebot hat“, sagt Kristina Zimmermann. Die Zimmermanns nahmen Anfang des Jahres Kontakt zum Bürgermeister auf. Leuchtenberg wiederum wusste von dem Projekt der Westenergie, die in ihrem Einzugsgebiet seit Längerem Bücherschränke aufbauen. Er kontaktierte die Westenergie und fragte nach, ob es vorstellbar sei, ein solches Angebot auch in der Apfelstadt umzusetzen. Leuchtenberg stieß auf offene Türen. Wobei der Energiedienstleister in diesem Fall mit der NEW zusammenarbeitete. Gemeinsam mit der Stadt Tönisvorst wurde überlegt, wo ein solcher Schrank aufgebaut werden kann.
Letztendlich fiel die Entscheidung für den Markt 3 in Vorst. Ein zentraler Platz mit viel Publikumsverkehr, Sitzmöglichkeiten, guter Beleuchtung und einem schönen Ambiente. Für die Westenergie, die seit 2011 Bücherschränke in Städten und Gemeinden aufstellt, ist der Vorster Schrank die Nummer 253, aber erst der zweite Schrank, der gemeinsam mit der NEW realisiert wird, die sich ebenfalls kulturell für die Bürger einbringt. „Unsere Bücherschränke sind regelrechte Stadtmöbel, die vom Kölner Architekten Hans-Jürgen Grewe konzipiert werden. Wir bestellen quasi schlüsselfertig“, bemerkt Frithjof Gerstner, Kommunalmanager von Westenergie.
Der formschöne Schrank aus Cortenstahl und Glas ist ein wirklicher Hingucker. „Gemeinsam haben wir mit dem Angebot die Möglichkeit, den kulturellen Austausch auf eine nachhaltige Weise zu unterstützen“, betont Thomas Knur, Kommunalpartner der NEW. Leuchtenberg könnte sich auch einen Bücherschrank in St. Tönis vorstellen.
Einmal die Woche wird aufgeräumt und sortiert
Beckers hat das erste Buch entdeckt, das sie mitnehmen möchte. „Ich werden den Schrank auf jeden Fall auch bestücken“, sagt die Vorsterin. Kristina und André Zimmermann sind als die Paten zukünftig einmal in der Woche an dem neuen Stadtmöbel anzutreffen. „Wir werden dann sortieren und gegebenenfalls umräumen“, sagen die beiden, die zum Auftakt gleich vier prall gefüllte Tüten mit Büchern mitgebracht haben.