In Tönisvorst wird Autonomes Fahren vorangetrieben

Die Technologie-Firma Noffz expandiert und hat ein neues Gebäude in Betrieb genommen.

Foto: Kaiser

Tönisvorst. In der Kurve des Tempelswegs zwischen Impuls und LVR liegt das Firmengebäude von Noffz Technologies. Jetzt hat das Technologie-Unternehmen ein 1000 Quadratmeter großes Betriebsgebäude für Produktion und Entwicklung auf der anderen Straßenseite übernommen. Einige Mitarbeiter sind bereits in die neue Dependance gezogen. Der Gebäudezuwachs ist ein äußeres Zeichen für die Expansion dieses Tönisvorster Unternehmens, das der Ingenieur Wilfried Noffz einst im Keller seines St. Töniser Hauses gründete. Im nächsten Jahr wird 30-jähriges Bestehen gefeiert. Und mit den Geschäftsführern Markus Solbach und Manuel von Helden sowie Tobias Noffz, Sohn des Firmengründers, ist auch schon die Zukunft des Unternehmens gesichert.

Der ganze Stolz des Unternehmerteams steht im Treppenhaus: eine Weltneuheit, die auf Messen besonders in den USA schon für große Aufmerksamkeit gesorgt hat. Für den Laien ist der Tester ein unscheinbarer Kasten mit einem Touch-screen. Elektronisch werden Ziele für einen Automobil-Radar-Sensor variabel mit bis zu 600-Meter-Radius simuliert. Mit einer innovativen Entwicklungslösung gelingt es, diese Distanzen in einem gerade einmal etwa drei Meter hohen Testsystem zu simulieren Mit der Uni München wurden Wände entwickelt, die die Radarwellen nicht reflektieren. Das Ganze ist sehr aufwendig und wurde zusammen mit dem amerikanischen Partner National Instruments entwickelt.

Solche Radar-Sensoren sind für autonomes oder teilautonomes Fahren von Automobilen unerlässlich. Sie sichern schon heute in Fahrzeugen der Oberklasse als Abstandhalter das sichere Fahren auf der Autobahn. Und da diese Teile absolut sicher funktionieren müssen, wird das Testen aller Teile enorm wichtig. Noffz Technologies ist in diesem Nischenmarkt an der Weltspitze, ein „Hidden Champion“, wie Managing-Partner Markus Solbach es beschreibt. Das mittelständische Familienunternehmen arbeitet eng mit Automobilkonzernen, den wichtigsten Zulieferfirmen und Smartphone-Herstellern zusammen.

Das Unternehmen ist Teil einer gigantischen Entwicklung dieser digitalen Zukunftsmärkte. Entsprechend wächst es beständig: Allein in diesem Jahr wurden 20 neue Mitarbeiter eingestellt, 16 davon in Tönisvorst. Insgesamt 110 Mitarbeiter arbeiten für Noffz, neben Tönisvorst auch in Ungarn, Mexiko, USA und China.

Das Unternehmen am Tempelsweg platzt aus allen Nähten. Aber anders als einige Nachbarunternehmer will Noffz in Tönisvorst bleiben. Mit jährlichen Zuwachsraten von über 25 Prozent haben sich Umsatz und Personal in den vergangenen Jahren verdoppelt. Der Umsatz von zehn Millionen Euro im Jahr 2015 kletterte 2017 auf 21 Millionen. Das Sympathische ist aber auch, dass Wilfried Noffz kein Interesse hat, sein 1989 gegründetes Unternehmen meistbietend zu verkaufen oder einen Investor ins Boot zu holen. Gerade feierte das Unternehmen ein Sommerfest mit den Mitarbeitern und deren Familien. Die gute Stimmung möchte die Familie Noffz erhalten.

Schwieriger wird es, neue Mitarbeiter zu finden. Das Unternehmen bildet selber aus, bietet ein duales Studium oder Bachelorarbeiten im Bereich der Hochfrequenztechnologie an. Viele vermuten High-Tech-Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg, nicht aber am Niederrhein. Der Name Noffz Computer Technik ist auch so allgemein, dass sich kaum jemand vorstellen kann, an was dort gearbeitet wird. Aber wenn Noffz Senior, Junior und Markus Solbach von ihren Projekten erzählen, merkt man, wie sie dafür brennen. hb