Kuhstraße: Anwohner verärgert über Ratsentscheid

Iris Hansen, Initiatorin einer Unterschriftensammlung, wirft den Politikern „Mauschelei“ vor. Auch die Opposition sieht den Vorgang sehr kritisch.

Vorst. Die Pläne für die Bebauung des Pfarramt-Grundstückes an der Kuhstraße sind beschlossen. Wie berichtet, fanden sie in der letzten Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause eine Mehrheit — inklusive der Festlegung auf eine Quote von einem Stellplatz pro Wohnung. In nichtöffentlicher Sitzung kamen noch einmal sechs Stellplätze auf einem Nachbargrundstück hinzu. Diese anzumieten, soll der Investor vertraglich zugesichert haben.

Bei den Nachbarn kommt dadurch Frust auf. Das Bauprojekt sei im Stadtrat durchgewunken worden, schreibt Iris Hansen, Initiatorin einer Unterschriftensammlung. Niemand im Rathaus habe ihr den Erhalt der Unterschriften bestätigt, das Gespräch mit den Initiatoren gesucht oder sie über das Ergebnis der Prüfung informiert. In der Vorlage zur Sitzung des Stadtrates seien alle Einwände der Bürger „mit fadenscheinigen Argumenten abgeschmettert worden“.

Sie kritisiert auch, wie der Punkt auf die Tagesordnung kam. Zwar sei die Einladung zum öffentlichen Teil der Sitzung pünktlich zwei Wochen vorher versendet worden, aber der Punkt sei erst am 6. Juli noch schnell ergänzt worden — „nicht für jeden ersichtlich“.

In der Sitzung des Stadtrates musste Bürgermeister Thomas Goßen erst einmal abstimmen lassen, ob der Punkt nachträglich auf die Tagesordnung gesetzt werden könne. Kein Vorster war vorgewarnt und zur Sitzung erschienen. Iris Hansen ist wütend: „Das Gemauschel zwischen CDU, GWG und katholischem Kirchenvorstand hat wohl gut funktioniert.“ Damit ist gemeint, dass der CDU-Bürgermeister mit dem Kirchenvorstand Martin Dahmen, der lange CDU-Kreistagsabgeordneter war, und GWG-Vorstand Michael Aach, der vor seinem neuen Posten Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion war, gemeinsame Sache gemacht haben.

Iris Hansen

In den sozialen Netzwerken äußert sich auch Michael Schütte, Fraktionsvorsitzender der GUT. Der ehemalige CDU-Ratsherr war sogar CDU-Ortsvereinsvorsitzender. Wegen der Haltung seiner Fraktion zu diesem Vorster Thema war Schütte aus Fraktion und Partei ausgetreten. Als GUT-Ratsherr findet er, dass das ganze Prozedere sehr zu wünschen übriggelassen habe. Der SPD-Antrag in letzter Minute, doch 1,5 Stellplätze festzulegen, wurde durch eine Mehrheit aus CDU, FDP und UWT abgelehnt. Michael Schütte benennt den Zwiespalt: „Wir brauchen auch Wohneinheiten im innerstädtischen Bereich. Die dürfen aber nicht um jeden Preis kommen.“ Schütte dankt den Initiatoren und Unterstützern der Unterschriftenaktion: „Macht weiter so. Sagt weiter eure Meinung, bringt euch ein, dann erreichen wir das Beste für unseren Ort.“

Jürgen Cox, Fraktionsvorsitzender der Grünen, findet das Ganze nur beschämend und erklärt, er sei wirklich frustriert. Er kritisiert, wie alles im Rat und vorher abgelaufen sei und wie machtlos Teile der Politik und insbesondere die Bürger wären. Cox denkt darüber nach, einen überparteilichen Stammtisch in Vorst zu gründen, um anstehende Themen im Vorfeld zu diskutieren.

Iris Hansen ist „sehr enttäuscht“ und will gar nicht an das Park-Chaos denken, das aus ihrer Sicht entstehen wird. Über das Projekt hinaus habe sich für sie sehr deutlich gezeigt, dass die Verwaltung und die größte Fraktion kein Interesse daran hätten, sich mit den Bürgern an einen Tisch zu setzen. Die Stadt denke nicht langfristig, die Bürger fühlten sich machtlos. Eine Patentlösung hätten die Anwohner auch nicht, aber eine Einladung, gemeinsam über Vorst frei nachzudenken, wäre für sie ein Lösungsansatz. hb