Hilfe zur Selbsthilfe Eine, die das Lernen lehrt
St. Tönis · Martina Lindhoff hilft Schülern, wenn Lernfrust zu groß wird, Erfolge ausbleiben, Prüfungsangst sich ausweitet. Mit ihrer Beratung will die St. Töniserin den Spaß am Lernen wecken.
Ein Coach, wie er im Lehrbuch steht, ist Jürgen Klopp, aktuell Fußball-Lehrer des FC Liverpool. Der englische Traditionsclub steht als amtierender Champions-League-Sieger unangefochten auf Platz eins der Premier League. Die Reds greifen schon zur Halbzeit der Saison nach dem Titel.
Coach Klopp zeichnet sich durch Kommunikationsfreude aus. Er fordert und fördert, sagt an und motiviert, stärkt die Stärken und bearbeitet mit Spielern Schwachpunkte. Gutes Training, guter Teamgeist – da gelingen neue Höhen in der Punktejagd. Klopp ist jemand, der seine eigene Begeisterung übertragen kann.
Ein Coach ist auch Martina Lindhoff. Sie ist nicht minder enthusiastisch auf „ihrem“ Feld. Mit ihrer Begeisterung für Wissen will sie vor allem Schüler anstecken, die sich mit dem Lernen schwer tun.
Die Tönisvorsterin, gebürtig aus der Bonner Gegend, unterrichtet als Sonderpädagogin an der Krefelder Realschule Horkesgath. Sie hat 27 Jahre Berufserfahrung. Vor drei Jahren hat sie sich zusätzlich als Lerncoach selbstständig gemacht.
„Ich selbst finde das Lernen spannend“, sagt sie. Ihre Begeisterung daran will sie durch professionelles Coachen übertragen, mit anderen, deutlich weniger Begeisterten erarbeiten.
Lindhoff ist davon überzeugt: „Jeder kann das Lernen lernen.“ Die Lösung seiner Probleme trage der Mensch in sich. Wie man lernt sei entscheidend. Und auch die Frage nach dem bevorzugten Sinneskanal: Über das Sehen? Hören? Oder muss Bewegung das Lernen begleiten?
Vor etlichen Jahren hat Lindhoff die Beratungslehrerausbildung gemacht. „Beraten ist gut, aber ich habe mir gesagt, es muss noch mehr geben.“ Die Idee, den Schülern gezielt beim Lernprozess zu helfen, setzte sich fest, reifte. Sie recherchierte im Netz, fand Workshops und Kurse zu Lerncoaching, belegte Seminare, häufte Wissen an.
„Neurolinguistisches Programmieren“ (NLP) ist ihr Schlüsselwort. Die Sprache (Linguistik) beeinflusse die Wahrnehmung, das Verhalten und damit das emotionale Erleben – sowohl positiv, als auch negativ, so Lindhoff auf ihrer Homepage. Die Sprache ist im Neuronalen System repräsentiert. Durch Techniken des NLP könnten Veränderungen herbeiführt und diese langfristig gefestigt werden.
Bei der Problemlösung auf genannte Stärken zurückgreifen
Was heißt das? Lindhoff gibt ein Beispiel, wie sie Ressourcen aktiviert. Oft seien Menschen mit solchen Glaubenssätzen unterwegs: „Mathe kann ich sowieso nicht!“ Diese Sätze, oft wiederholt, setzten fest. Sie gelte es wieder einzureißen. „Mit dem Schüler oder Klienten spreche ich über Kompetenzen, Stärken in allen Bereichen des Lebens, in Schule, Beruf, Freizeit, Sport.“ Sie lasse die Stärken auf Karten aufschreiben und auf dem Boden auslegen. „Wenn wir dann ein Problem ansprechen, geht es darum, den Blick ins Positive zu richten, auf die genannten und erkannten Stärken zurückzugreifen.“
Wer grundsätzlich schüchtern sei, aber beim Fußballspielen Stärke beweise, der könne diese als kraftvoll empfundene Situation auf andere Bereiche übertragen. Damit den Anker auswerfen.
Schüler im Grundschulalter bis hin zu Oberstufenschülern suchen die Hilfe von Martina Lindhoff. Wer kommt, habe schon einen Leidensweg zurückgelegt, weiß sie.
„Ich gebe keine Nachhilfe“, betont Lindhoff. Es geht in den drei bis fünf Sitzungen, für die sie Schüler bei sich zu Hause Auf dem Haspel 1 in St. Tönis emfpängt, darum, Lernwege zu erarbeiten, individuell abgestimmt und die Kreativität von Lernen zuzulassen. Beispiel: „In einer Memo-Technik verortet man Vokabeln im Raum, visualisiert sie.“
Auch die Zeit spiele beim Lernen eine Rolle: „Viele Schüler“, sagt Lindhoff, „lernen zu kurz vor einer Arbeit.“ Heute lernen, morgen ausspucken, da sei das Aufgenommene danach schnell wieder weg.
Sie rät zu übersichtlichen Lernstrecken, zu Etappen von 20 bis 40 Minuten, und dazu, sich dazwischen immer wieder einmal zu bewegen und frische Luft zu schnappen.
Ohne Disziplin gelinge das Lernen nicht, sagt Lindhoff. Lernziel sei es für sie als Coach, den Weg passgenau fürs Kind zu machen.
„Ich muss halt in die Schule“ – dieser Satz sei richtig und bedeutet für manche Schüler auch eine Durststrecke, die man überwinden müsse. Martina Lindhoff weiß übrigens genau, wovon ihr Gegenüber spricht. „Ich bin auch total ungern zur Schule gegangen.“ Nun aber habe die Pädagogin aus Tönisvorst in der Beratung eine Bestimmung gefunden. „Das ist echt meins!“
Wieder an sich glauben, auf die eigene Stärke vertrauen – das ist der Schlüssel zum Erfolg. Liverpool-Coach Jürgen Klopp würde das wohl unterschreiben.