Willich Schüler entführen in 1001 Nacht
Die Willicher Europaschule präsentierte ein Musical, in dem orientalische und europäische Einflüsse gemischt wurden.
Willich. Schon der Titel des Abends gibt die Richtung vor: „Kalif Drosselbart und die Wunderlampe“ heißt das neue Musical der Robert-Schuman-Europaschule in Willich. Der Name setzt sich zusammen aus den Märchen Kalif Storch, Aladin und die Wunderlampe und König Drosselbart. Europäisches und orientalisches Kulturgut wurde kräftig gemixt und geschüttelt. Und heraus kam ein bezaubernder und begeisternder Abend, der jenseits des gängigen Lernkanons erstaunliche Talente, viel Fleiß und Disziplin zum Vorschein brachte.
Dafür haben die Schüler gemeinsam mit Lehrerin Ulli Brasseler ein intelligentes und ansprechendes Drehbuch geschrieben, das mehr als zwei Stunden reine Spielzeit umfasst und in dem Gesang, Tanz, Schauspiel und Musik vereint sind. Eigens erstellte prächtig-orientalische Bühnenbilder, eine bis in Detail sorgfältige Ausstattung und wunderbare, fantasievolle Kostüme entführten die Zuschauer in die Welt der Märchen von tausendundeiner Nacht, zu den Geschichten der vom Tode bedrohten Prinzessin Scheherazade, die sich nur durch die Macht ihrer Geschichten am Leben erhalten kann.
Eingerahmt und kräftig-deftig kommentiert wird das Geschehen durch Schüler der Jetztzeit, die gerade gemeinsam nachsitzen müssen und sich dabei mit Geschichten unterhalten. Die eingebetteten Songs reichen von aktuellen Hits bis zu Rock-Klassikern und Raps und lösen bei den Zuschauern große Begeisterung aus. Es schwingen die Arme im Takt mit, Feuerzeuge und leuchtende Smartphones werden in die Höhe gehalten. Immer wieder sorgen witzige Bemerkungen und Gags für große Erheiterung, etwa wenn der Geist aus der Flasche auf einem Roller dienstbeflissen heranrollt. Und der fliegende Teppich mit den Worten „Hey, alter Perser, schwing deine Fransen herüber“ herbeigerufen wird.
Die aktuelle Nachrichtenflut mit schrecklichen Bildern von der Zerstörung der Städte in Syrien und von schier endlosen Flüchtlingsströmen nach Europa hätten die Beschäftigung mit dem Orient ausgelöst, erklärt Lehrerin Ulli Brasseler. „Uns war es wichtig, das aufzugreifen, was uns mit den Menschen verbindet, die ihre Heimat verlassen und zu uns kommen.“ Die Schüler der Internationalen Klasse an der Schule wurden befragt, sie zeigten Bilder des Basars von Aleppo vor seiner Zerstörung, die dann Vorgabe für das entsprechende Bühnenbild wurden. Sie beschrieben Schilder mit arabischer Sprache und halfen bei Aussprache und authentischer Ausstattung.
Seit September haben sich rund 100 Schüler auf diese Aufführung vorbereitet. Sie mussten sich vor der Besetzung zunächst in einem Casting vorstellen. Unermüdlich wurde dann in den Mittagspausen und an Wochenenden geprobt, gemalt und gebaut. Ältere Schülerinnen studieren Tänze eigenständig mit jüngeren Schülerinnen ein. Lehrerin Ulli Brasseler erstand in den Herbstferien in Marokko die ersten Kostüme — außergewöhnlicher Einsatz aller Beteiligten, der in einem außergewöhnlichen Abend endete. Finanzielle Unterstützung gab es durch das Kulturrucksack-Projekt der Stadt Willich.