Niederrheinische Chor-Gala in Anrath Chöre beeindrucken mit variantenreichem Gesang 

Anrath · Die drei Chöre der Niederrheinischen Chor-Gala in Anrath boten den Zuhörern einen unterhaltsamen Abend. Sie beeindruckten mit variantenreichem Gesang aller Couleur und eigenen, teils a cappella vorgetragenen Interpretationen.

Der Kammerchor „Ergo Cantamus“ war Gastgeber des Konzertes, das unter dem Dach des Chorverbands Linker Niederrhein stattfand.

Foto: Norbert Prümen

Die nunmehr dritte Niederrheinische Chor-Gala zeichnete vor allem zwei Dinge aus: große Vielfalt in der Darbietung und hohes Engagement aller Beteiligten. Dazu die hörbare Freude, nach den harten Pandemiejahren endlich wieder vor Publikum singen zu dürfen. Unter dem Dach des Chorverbands Linker Niederrhein hatte der Willicher Kammerchor „Ergo Cantamus“ noch zwei weitere Chöre in die Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums nach Anrath eingeladen: das Frauenvokalensemble Femme Chorale der Polizei Krefeld und die „Restroom Singers“ der Polizei Duisburg.

Moderiert wurde das gut besuchte Konzert, eine Benefizveranstaltung für die Chorstiftung NRW, am frühen Sonntagabend vom Präsidenten des Chorverbands Linker Niederrhein, Hans-Theo Ohlenforst, der gleichzeitig aktiver Sänger bei „Ergo Cantamus“ ist und mit seiner launigen Art schnell die Sympathie des Publikums gewann. Jeweils Blöcke von vier Stücken trug jeder Chor in den beiden Konzerthälften vor. Den besinnlichen Auftakt machte „Ergo Cantamus“ mit einer modernen Version des Vaterunsers. „Manchmal denke ich, wir sind verloren, doch Gebete haben ihre eigene Kraft“, sangen die elf Sänger a cappella und auswendig unter dem zurückhaltenden Dirigat von Chordirektor Stefan Thomas. Es waren erfahrene Sänger, die nur einmal im Monat proben und sich ansonsten selbstständig das Repertoire erarbeiten. Das war – wie bei allen Chören an diesem Abend – breit angelegt. Der Bogen spannte sich von spirituellen, besinnlichen Werken und Volksliedern über Klassisches aus Oper und Operette bis hin zu Popsongs aller Couleur. Langeweile war jedenfalls nicht angesagt. Pfiffige und anspruchsvolle Arrangements, oftmals aus der Feder der Chorleiter, machten etwa aus dem Volkslied „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ ein anspruchsvolles und sehr witziges Stück.

„Restroom Singers“ waren
eine Klasse für sich

Das Frauenvokalensemble Femme Chorale der Polizei Krefeld präsentierte sich mit rund 20 Sängerinnen auf der Bühne. Der Chor wurde 2015 gegründet und zeichnet sich auch durch sein soziales Engagement aus. Geleitet wird er – ebenso wie die „Restroom Singers“ – von Musikdirektor Axel Quast, der die Damen am Flügel begleitete. Gefühlvoll waren ihre mehrstimmigen Interpretationen von bekannten Ohrwürmern, etwa der Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ oder von „Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein“. Eine Klasse für sich waren die „Restroom Singers“ der Polizei Duisburg. Den Chor gibt es seit 1989, in der jetzigen Formation singen die Herren seit 2016 zusammen. Sie traten bereits im Petersdom in Rom auf, in der Frauenkirche Dresden und waren als Unterhalter auf ein Kreuzfahrtschiff geladen. Die zehn Herren sind absolute Profis. Chorleiter Axel Quast fügte sich in die exzellente Riege ein. Schöne Stimmen, ausgezeichnete Intonation und Artikulation, dazu witzige kleine Choreografien, mit großer Gelassenheit und Souveränität vorgetragen. Dem Publikum machte es Spaß von den gefräßigen Mönchen und dem Schicksal von Großvaters Gebiss zu erfahren. Immer wieder traten einzelne Sänger mit Solopartien in den Vordergrund. „Wir wollen dahin, wo die schon sind“, so formulierte Hans-Theo Ohlenforst sein Kompliment an diese Formation.

Zu einem Höhepunkt des Abends entwickelte sich der Auftritt von zwei jungen Musikschülern der Kreismusikschule Viersen. Matthias Schiffer ist 15 Jahre alt. Jonas Moll, der kurzfristig für die erkrankte Marie Keller eingesprungen war, erst 14 Jahre.

Die beiden Jungen werden von Kamilla Küppers-Smagulova unterrichtet und überzeugten am Flügel mit der virtuosen Bewältigung höchst anspruchsvoller Literatur. Das entlockte dem Publikum viele „Wows“ und Bravorufe.

Nach der Pause stieg die Stimmungskurve noch einmal an. Die leichtere, aber nicht leichter zu bewältigende Muse wurde stärker betont. Etwa bei Songs der Kölner Kultband „Bläck Fööss“, bestens interpretiert durch die „Restroom Singers“. Das Frauenvokalensemble stand hör- und spürbar ganz hinter dem Song „Für Frauen ist das kein Problem“, der die weiblichen Multi-Tasking-Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellt. Mit der „Bohemian Rhapsody“ bewältigte der Chor eine große Aufgabe. Gänsehautmomente schuf „Ergo cantamus“ zum Abschluss mit klassischer Männerchorliteratur, wie der Landerkennung von Edvard Grieg und einem sehr beeindruckenden Solo des Chorleiters Stefan Thomas.