Stahlproduzent Outokumpu: Rückzug aus Willich?
Der finnische Stahlproduzent Outokumpu verkauft möglicherweise seine Deutschland-Niederlassung.
Willich. Die rund 175 Mitarbeiter des Outokumpu Service-Centers in Willich bangen um ihre Zukunft. Möglicherweise wird der Standort an der Hans-Böckler-Straße 36 verkauft. Am Dienstag haben die Angestellten in einer Belegschaftsversammlung von den Plänen des finnischen Edelstahl-Herstellers erfahren. Klar ist nichts. „Wir können nur abwarten“, sagt Michael Nau, Vorsitzender des Betriebsrats. Noch ist nicht geklärt, an wen verkauft wird, wann verkauft wird und ob überhaupt verkauft wird.
Die Maßnahme ist Teil des Konzepts, das Outokumpu der EU-Kommission vorgelegt hat. Hintergrund ist die Übernahme der Thyssen-Krupp Edelstahlsparte Inoxum durch den finnischen Global Player. Das 2,7 Milliarden Euro schwere Vorhaben hatten Outokumpu und Thyssen-Krupp bereits Anfang des Jahres bekannt gegeben.
Um grünes Licht vom Kartellamt zu bekommen, sprich eine Monopolbildung zu verhindern, müssen die Finnen sogenannte Abhilfemaßnahmen leisten. Die EU-Kommission fordert das finnnische Unternehmen auf, einen Teil seiner aktuellen und künftigen Kapazitäten von Outokumpu und Inoxum zu verkaufen. In einer ersten Runde hatte sich Outokumpu zum Verkauf der schwedischen Schmelz- und Kaltwalzkapazitäten bereit erklärt.
Auf der akutellen Liste steht ein Inoxum-Werk in Italien mit rund 2000 Mitarbeitern. „Der Verkauf des Werkes ist sicher“, erklärt Nau. Weitere Optionen sind das Service-Center in Willich und zwei weitere Service-Center in anderen Ländern.
Im Gegensatz zu den Nirosta-Mitarbeitern sind die in Willich nicht tariflich abgesichert. Das Werk gehöre nicht zu den Mitgliedern des Arbeitgeber-Verbandes Stahl, so Nau. „Die Angst ist groß.“, sagt er. Als Vorsitzender des siebenköpfigen Betriebsrats hat der Mitarbeiter der EDV-Abteilung alle Hände voll zu tun. Zahlreiche Mitarbeiter kommen mit Beratungs- und Gesprächsbedarf zu ihm — „alles neben der normalen Arbeit“.
Denn da am Standort weniger als 200 Angestellte beschäftigt sind, werde er in seiner Position nicht freigestellt. „Die Leute haben Angst und ihren Arbeitsplatz und um ihre Existenz.“
Erste Klarheit erhoffen sich Nau und die anderen Mitarbeiter am 16. November. Bis dahin hat sich die EU-Kommission Zeit gegeben, um die Pläne von Outokumpu zu prüfen.
Outokumpu unterhält an der Hans-Böckler-Straße den Deutschland-Standort. Von hier aus werden unter anderem Edelstahl-Produkte vertrieben. Es gibt ein weiteres, allerdings viel kleineres Service-Center in Gingen in Baden-Württemberg.
Zu Inoxum gehört unter anderem auch das Tochter-Unternehmen Nirosta in Krefeld, das Edelstahlwerk. Sollte das Willicher Service-Center verkauft werden, wäre denkbar, dass Krefeld der neue deutsche Hauptstandort wird. Denn dieses Werk soll auf jeden Fall erhalten bleiben — das hat Outokumpu schon erklärt.