Aktion gegen Gewalt an Frauen in Tönisvorst Sitzbänke machen auf Tabu-Thema aufmerksam
Tönisvorst · Mit zahlreichen Aktionen begleitet die Stadt Tönisvorst den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Bleibende Elemente sind zwei orangefarbene Sitzbänke.
In ihrem knalligen Orange und mit dem Holzelement, das die Silhouette einer Frau zeigt und über die Rückenlehne herausragt, fällt sie auf dem Rathausplatz in St. Tönis und dem Markt in Vorst direkt ins Auge: Dort steht jetzt jeweils eine Sitzbank. Sie sollen auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen und zum Gespräch anregen. „Dieses Tabu-Thema gehört in die Öffentlichkeit, damit es kein Tabu-Thema mehr ist“, sagt Tönisvorsts Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD). Mehr noch: Mit dem auf die Rückenlehne geschriebenen Text „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen – Hilfetelefon 116016“ wird auf die bundesweite Telefonnummer aufmerksam gemacht, die Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen Unterstützung bietet. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden dort beraten.
Die beiden Bänke in St. Tönis und Vorst sollen ein bleibendes Element zahlreicher Aktionen der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Viersen sein, die auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. So werden am kommenden Samstag, dem offiziellen Orange Day, die Kirchen St. Cornelius in St. Tönis und St. Godehard in Vorst von 17 bis 22 Uhr orange angestrahlt, in fast allen Bäckereien in Tönisvorst werden Backwaren in Aktionstüten ausgegeben, auf denen Telefonnummern und Kontaktdaten verschiedener Hilfs- und Beratungsstellen aufgeführt sind (siehe Info).
Am Montag kamen die Bürgermeister von Willich, Kempen und Tönisvorst auf dem Willicher Marktplatz zusammen, um mit den Gleichstellungsbeauftragten Kerzen anzuzünden. Neben Bürgermeister Leuchtenberg sind auch die städtische Gleichstellungsbeauftragte Helga Nauen und Tönisvorsts Karnevalsprinzessin Magdalena I. (Ackermann) zur offiziellen Vorstellung der orangefarbenen Bänke auf den Rathausplatz gekommen. Magdalena Ackermann unterstützt die Aktion und möchte am Ende ihrer Amtszeit das Frauen- und Kinderhaus des SKF in Viersen mit einer Spende bedenken. „Mit dem Herz in der Hand durchs Tönisvorster Narrenland“ – das ist das Motto der Karnevalssession 2023/24. Und für Magdalena Ackermann ist es auch Verpflichtung, sich sozial zu engagieren.
Die Zahlen seien erschreckend, sagt Tönisvorsts Gleichstellungsbeauftragte Helga Nauen: „Jede vierte Frau in Deutschland ist Opfer häuslicher Gewalt, zwei Drittel aller Vergewaltigungen finden zu Hause, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz statt. Jede vierte Frau über 16 Jahren erfährt in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt.“ Konkrete Zahlen für Tönisvorst würden nicht erfasst – „aber hier sieht es nicht besser oder schlechter aus als anderswo“, sagt Uwe Leuchtenberg – und verweist auch auf nicht körperliche Gewalt, die nicht so einfach zu erkennen sei. „Dazu zählen die ökonomische, die digitale, die sexuelle und die psychische Gewalt“, sagt Helga Nauen und betont, dass diese Formen der Gewalt enorme gesundheitliche Langzeitfolgen nach sich ziehen. Wer Informationen zum Thema Gewalt gegen Frauen sucht, wird bis zum 10. Dezember (dem internationalen Tag der Menschenrechte) im Foyer des Verwaltungsgebäudes an der Bahnstraße 15 in St. Tönis fündig: Dort werden unterschiedliche Broschüren und Infomaterialien zu Hilfe- und Beratungsangeboten ausgelegt.