Vor der neuen Festspielsaison Schlossfestspiele Neersen setzen auf Frauenpower

Neersen · In der Auswahl der Stücke betont Intendant Jan Bodinus zur 40. Spielzeit die Präsenz starker Frauencharaktere. Der Vorverkauf läuft sehr gut. Mehrere Gastspiel-Extras sind bereits ausverkauft.

Sie haben ein spannendes und frauenlastiges Programm erstellt: Sabine Mroch, die Vorsitzende des Festspielvereins, und Intendant Jan Bodinus.

Foto: Norbert Prümen

Einem Versprechen gleich, zeigt sich die Sonne zur Vorstellung der diesjährigen Schlossfestspiele von ihrer schönsten Seite. Das scheint angemessen angesichts des Vorhabens, die 40. Spielzeit auch mit Tanz und Musik zu feiern. Zur Vorstellung des diesjährigen Programms verrät Sabine Mroch, Leiterin des Festspielvereins, dass sich der runde Geburtstag mit der zehnjährigen Intendanz von Jan Bodinus decke. Der hatte bereits im vergangenen Jahr mit dem Casting für die diesjährige Spielzeit begonnen, um Akteure zu finden, die nicht nur gut schauspielern, sondern auch singen und tanzen. Unter dem großen Aufgebot von Darstellerinnen und Darstellern finden sich daher zur Pressekonferenz neben bekannten auch viele neue Gesichter ein.

Bodinus verspricht „eine bunte, laute und festliche Spielzeit“ unter dem Motto „Frauenpower/ Powerfrauen“. „In der Geschichte des Theaters sind Frauen immer wieder unterbesetzt. Wir bieten daher eine Spielzeit, in der die Frauen überrepräsentiert sind. Die Stücke greifen da wunderbar ineinander“, begründet der Intendant die Auswahl. Bodinus wird das Kinderstück „Mulan“ über eine junge Frau in einer männerdominierten Welt selbst inszenieren. „Die wenigsten wissen, dass Mulan keine Walt Disney-Geschichte ist, sondern eine chinesische Legende nach einem Gedicht aus nur wenigen Zeilen“, so der Intendant.

„Mulan“ zeigt nach seiner Einschätzung, was im Einstehen für Werte über Freundschaft bis Miteinander möglich ist. Kostümbildnerin Nuschin Rabet kündigt an, die Darstellenden mit asiatischer Opulenz und Farbenpacht auszustatten. Sie habe dafür bereits wunderbare Stoffe ausgewählt. Bühnenbildner Christian Baumgärtel verrät, dass zu den Kulissen ein großes chinesisches Tor und eine Bildrolle zur unterstützenden Abbildung der Geschichte gehören werden.

Sascha Littig führt Regie beim ersten Abendstück, Dan Goggins Musical „Non(n)sens“. Das handelt von fünf munteren Ordensschwestern, die über eine Benefizveranstaltung das Geld für die Bestattung von vier, durch eine Fischvergiftung ums Leben gekommenen Mitschwestern auftreiben wollen. Littig verspricht eine Open Air-Aufführung mit viel Tanz sowie sehr unterschiedlichen Musikrichtungen. „Ich habe versucht, das Stück zu ent-amerikanisieren und die Handlung nach Neersen verlegt. Es ist toll, dass das hier eine katholisch geprägte Gegend ist.

Musikalische Bühnenlesung
als besonderes Gastspiel-Extra

Da werden die Leute noch mehr Zusammenhänge verstehen. Das Stück ist natürlich auch für Nicht-Katholiken geeignet“, sagt der Regisseur, der ebenso die Choreographie zum Stück betreut. Für beide Abendstücke liegt die musikalische Leitung bei Heinz Hox.

Zweiter im Bunde der Verantwortlichen für die Abendstücke auf der Freiluftbühne ist Matthias Freihof. Der Regisseur versichert, Neersen sei für ihn zur Theaterheimat geworden. Als „Stadtkind Berlins“ genieße er die Atmosphäre des Ortes – „zumindest für eine Weile“. Freihof bringt mit dem Festspielensemble Richard Harris´ Komödie „Stepping Out“ als zweite Abendpremiere auf die Bühne. Das Stück erzählt von den Stepp-Kursen der erfolglosen Profi-Tänzerin Mavis, die sieben Frauen und einen Mann unterrichtet. Freihof kündigt jede Menge Situationskomik und Lärm an. Er hebt hervor, einige Eingriffe vorgenommen zu haben, um das Stück aus den 1980er Jahren aus seiner zeitlichen Verankerung zu lösen. „Zum ersten Mal wird es auf dieser Bühne eine Girls-Reihe geben“, so Freihof. Als besonderen Hingucker in der Ausstattung verspricht er eine von innen beleuchtete Showtreppe.

Zu den Höhepunkten der Gastspiel-Extras zählt die musikalische Bühnenlesung „Schatten über dem Nichts“ mit Schauergeschichten und Märchen der schwarzen Romantik, gestaltet von Katharina Thalbach und der Band The Beauty of Gemina Acoustic. Der Abend ist, wie zum Beispiel auch der Udo-Jürgens-Abend auf der großen Freilichtbühne und die Produktion „Der Tatortreiniger“ mit Jan Schuba nach der gleichnamigen Kult TV Serie, ausverkauft. Zur deutschen Erstaufführung „Sixpack im Speckmantel“ mit Darsteller Kay Szacknys führt Bodinus Regie. Auch in diesem Jahr klingen die Festspiele mit der Opern- und Operettengala aus.

(anw)