Energie-Projekt Windräder in Vorst: Grüner Strom und grüne Wiese

Vorst · Baustelle in Vorst: SL Naturenergie baut in der Rottheide zwei Windräder. Bürger und Stadt sollen finanziell profitieren.

Ein fertiggegossenes Windrad-Fundament (Durchmesser 22 Meter, 668 Kubikmeter   Beton, rückbaubar) am Standort Willicher Fleuth. Bei Vorst werden zurzeit zwei Anlagen errichtet. Ende Juni werden die Stahlsegmente der Türme angeliefert und mit Hilfe eines Raupenkrans zusammengebaut.  

Foto: SL Naturenergie

Maureen Nauen, Unternehmenssprecherin der Firma SL Naturenegie, lädt die Presse zum Baustellengespräch nach Vorst ein. Sie nennt den Treffpunkt „Windfeld an der Tönisvorster Straße“. Die Stadt nennt diese Felder und Wiesen unweit der Schlufftrasse  „Vo-52 Vorst –Willicher Fleuth“.

Es ist der Bereich zwischen Oedter Straße im Norden, der Tönisvorster Straße (L 475) im Süden, der Stadtgrenze im Westen und einer dem Vorster Sportplatz und der Siedlungsstruktur vorgelagerten Verbindunglinie im Osten.  Für Vorster ist es die Rottheide, ihr Naherholungsgebiet mit Flöthbach.

Die Stadt Tönisvorst hat am 19. März einen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Vo-52 „Vorst –Willicher Fleuth“ gefasst und eine Veränderungssperre gem. § 14 BauGB erlassen. Kernaussage:  In diesem Gebiet darf nicht höher als 130 Meter gebaut werden. Die Stadt setzt darauf, durch diese Maßnahme ihre Chancen zu erhöhen, die von der Firma SL Naturenergie geplanten zwei Windkraftanlagen (Maximal-Höhe inklusive Rotorblatt 199 Meter) an diesem Standort letztlich zu verhindern.

Kreis Viersen genehmigt,
Stadt Tönisvorst klagt

Der Kreis Viersen hat dem Unternehmen am 27. März als zuständige und übergeordnete Behörde eine Änderungsgenehmigung erteilt. Man habe SL Naturenergie „nach sorgfältiger Abwägung der Sachlage“ die Möglichkeit eingeräumt, mit dem Bau der Windkraftanlagen sofort zu beginnen und sie nach Fertigstellung auch zu betreiben. Das von der Stadt Tönisvorst verweigerte Einvernehmen wurde seitens des Kreises ersetzt.

Seit mehr als einem Jahr klagen Stadt und Bürger gegen die beiden geplanten und genehmigten Windkraftanlagen in Vorst. Eine Initiative kritisiert den Standort im Landschaftsschutzgebiet.

Grund: Nach Ansicht der Stadt ist die Festsetzung einer Windenergiezone bei Vorst an der Grenze zu Süchteln im Regionalplan der Bezirksregierung verfassungswidrig. Die Kommune sieht ihre in der Verfassung verankerte Planungshoheit verletzt. Der Regionalplan habe gegen das ausdrückliche Votum der Stadt eine Fläche für die Windkraft in Vorst ausgewiesen. Gerichtlich entschieden ist diese Angelegenheit nicht.

SL Naturenergie engagiert sich in Nordrhein-Westfalen. NRW ist eins der energieverbrauchstärksten Bundesländer. Mehr als 30 Mitarbeiter betreuen für SL Windenergieprojekte, von der Standortplanung bis über den Betrieb hinaus. Seit 1996 wurden laut Unternehmen mehr als 100 Windenergie- und 30 Photovoltaikanlagen an über 30 Standorten realisiert. Wesel, Sonsbeck, Rees sind darunter, aktuell Niederkrüchten, bald auch Vorst.

Bau der Zufahrt und Fundamente für zwei Anlagen seit April

SL Naturenergie hat im April auf eigenes Risiko mit dem Bau der Zufahrtswege und des Fundaments der zwei Anlagen begonnen. „Für die Zuwegung und die Montageflächen wurden ca. 6000 Tonnen Schotter verlegt“, so Maureen Nauen, „die nach Aufbau der Anlagen wieder zurückgebaut werden.“    Die Fundamentbauer haben je Anlage 668 Kubikmeter Beton verbaut.

Ende Juni, Anfang Juli werden die Turmteile geliefert.  Es handelt sich um Stahltürme. Jeder Turm besteht aus zwölf Segmenten. Sie werden in Containern angeliefert. So wird auf Schwerlastverkehr verzichtet. Die Anlieferung der Teile erfolgt nachts. 40 Lkw-Fahrten sind eingeplant. Der Zusammenbau erfolgt vor Ort. Dazu wird ein Raupenkran installiert, der die Segmente in die Höhe zieht. Sechs bis acht Mitarbeiter der Firma Enercon werden den Aufbau erledigen.

Es geht um zwei Anlagen des Typs E 126 EP 3 des Unternehmens Enercon. Ihren ersten Antrag hatte SL Naturenergie auf den Daten der Anlage E 126 EP4 aufgebaut. „Die Anlage jetzt hat einen Generator aus einem Guss, das Maschinenhaus ist schmaler“, so Maureen Nauen. Die Optik entfaltet weniger Wucht.

An der Gesamthöhe der Windräder (Nabenhöhe 135 Meter plus Rotorblatt) ändert sich nichts. Sie sei Stand der Technik, so Milan Nitzschke, stellvertretender Geschäftsführer von SL Naturenergie. „In dieser Höhe ist in Deutschland überall Wind.“ Moderne Anlagen, wie auch die für Vorst, erreichten mehr Volllaststunden, könnten mehr Strom erzeugen, seien wesentlich effizienter. Nitzschke ist überzeugt von der Energiegewinnung durch Windkraft. Die Windenergie sei in Deutschland im Rückstand. Nur mit ihr aber könne die Energiewende gelingen. Mit der Erzeugung von sauberem Strom.

Trotzdem gebe es kaum ein Projekt ohne Klageprozesse, so Nitzschke. Lange Vorlaufprozesse verzögern die Umsetzung. Er betont den Unternehmensstandpunkt:  „Wenn es Baurecht gibt, dann bauen wir.“ Mit der Energiewende müsse man zu Potte kommen, es liege auch in der Verantwortung von Kommunen, sauberen Strom zu erzeugen. Und dies in Nordrhein-Westfalen dezentral zu tun.

Von der Tönisvorster Straße ist der Schotterweg zum gegossenen Fundament fertig. Es fußt nur 0,3 Meter tief im Boden, misst 22 Meter im Durchmesser. Nach Ende der Betriebszeit werde und könne die Anlage und die Zuwegung rückstandslos wieder zurückgebaut werde, so Milan Nitzschke. Eine Rückbau-Bürgschaft ist verfügbar.

Verbraucher können an Stromerzeugung verdienen

Verbraucher verbrauchen Strom. Sie kaufen Strom. Sie können laut SL Natuzrenergie an Stromerzeugung auch verdienen.  „Wo wir Anlagen errichten, bieten wir Möglichkeiten zu partizipieren“, so Nitzschke und Nauen. Neben der Zahlung der Gewerbesteuer werde eine Stiftung ins Leben gerufen. „Je nach Ertrag der Anlagen werden jährlich rund 15 000 Euro für Vereine und gemeinnützige Projekte aus dem Gemeindegebiet zur Verfügung stehen.“

Sobald die Türme stehen, werde eine Bürgerbeteiligung angeboten. In Niederkrüchten ist das jetzt der Fall. Bürger können Geld über eine Laufzeit von 20 Jahren auf einem  „Windsparbuch“ hinterlegen. Es handelt sich um sogenannte Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt (Einlagen ab 500 Euro), die mit fünf Prozent pro Jahr über die gesamten Laufzeit (mindestens zehn Jahre)  verzinst werden.

Das Betreiben von Windenergieanlagen ist mit Auflagen verbunden. Artenschutz, Lärm- und Schallschutz, Schlagschatten werden berücksichtigt, die Anlagen entsprechend programmiert, so die Unternehmensvertreter. SL Naturenergie will in weiteren Baustellengesprächen dazu informieren.

Mehr Infos zu den geplanten Windkraftanlagen in Vorst, zu anhängigen Klageverfahren, Energiezielen und zu Technik und Daten der Anlagen gibt es online: