„Sternzeichen“-Konzert in der Tonhalle Düsseldorf Wie eine erregende Filmmusik über Romeo und Julia

Düsseldorf · Alpesh Chauhan dirigierte das jüngste „Sternzeichen“-Konzert der Düsseldorfer Symphoniker in der Tonhalle. Solistin war die Pianistin Yeol Eum Son.

Die Südkoreanerin Yeol Eum Son spielte Mozart.

Foto: Tonhalle/Susanne Diesner

Für den Konzertgebrauch ist Sergej Prokofjews Ballettmusik zu Shakespeares „Romeo und Julia“ zu lang. Deshalb stellte der Komponist drei Suiten von jeweils einer Stunde zusammen, die alle ihren Weg ins Repertoire fanden. An dieses Zeitmaß hat sich auch Dirigent Alpesh Chauhan gehalten, der für das jüngste „Sternzeichen“-Konzert der Düsseldorfer Symphoniker eine eigene Fassung zusammenstellte.

Chauhan, erster Gastdirigent des Orchesters, war für den erkrankten Jonathon Heyward eingesprungen, der eigentlich Prokofjews 6. Sinfonie es-Moll dirigieren wollte. Sie soll nachgeholt werden, denn das Leitungsteam der Tonhalle plant, Heyward in der nächsten Konzertsaison mit diesem Werk wieder einzuladen.

19 Nummern aus Prokofjews bildstarker Ballettmusik hat Chauhan zu einer filmischen Szenenfolge angeordnet. Der Brite wirft sich mit Leidenschaft in die Partitur, lässt sich von ihrem Schwung so mitreißen, dass er zuweilen ein Stand- und ein Spielbein hat. Die Düsseldorfer Symphoniker erwecken Shakespeares Charaktere höchst agil zum Leben: die zarte Julia, den leidenschaftlichen Romeo, den frechen Mercutio, den gravitätischen Pater Lorenzo. So wird Prokofjews expressive Musik zum theatralen Raum, in dem ätherischer Geigenklang die Balkonszene beschwört und das tiefe Blech Julias Tod einen tonnenschweren Grabstein setzt.

Einen Kurzauftritt hat der Chor des Städtischen Musikvereins. Alexander Zemlinsky hat den 23. Psalm („Der Herr ist mein Hirte“) für Chor und Orchester vertont. Zu den Klängen von Harfe, Glockenspiel und Triangel wird der Psalm zunächst von Frauenstimmen intoniert. Doch bald hebt sich der Chor eindrucksvoll über das groß besetzte Orchester hinweg, steigert das Glaubensbekenntnis ins Ekstatische (Einstudierung: Dennis Hansel-Dinar).

Dass Mozarts dramatisch gefärbtes Klavierkonzert d-Moll (KV 466) vom gewichtigen Rahmen nicht zerdrückt wird, liegt wesentlich am Spiel der Südkoreanerin Yeol Eum Son. Ihr Zugriff ist nachgerade ideal: prägnant und klar, variantenreich und nobel. Sie sucht den kammermusikalischen Dialog mit dem Orchester, kann den Ecksätzen aber durchaus einen Hauch von Sturm und Drang geben.

(demi w.g.)