Austellung bei Philara Saisonstart in der Kunstszene mit Leunora Salihu

Die 43-jährige Bildhauerin entpuppt sich in der Privatstiftung Philara auch als großes zeichnerisches Talent.

Leunora Salihu in der Sammlung Philara

Foto: Philara / Déjan Saric

Gil Bronner hat die Saison in seiner Privatstiftung Philara mit einer Einzelausstellung von Leunora Salihu eröffnet. Die Meisterschülerin von Tony Cragg kombiniert in ihren Skulpturen Leichtes mit Schwerem, Organisches mit Konstruktivem, hermetisch Geschlossenes mit offenen Strukturen. Dabei präsentiert sie sich als Systematikerin und Perfektionistin, kompensiert diese Strenge jedoch durch leichten Humor.

Normalerweise wird die überdimensionierte Stirnwand in der großen Ausstellungshalle an der Birkenstraße mit dem kapitalsten Werk des jeweiligen Künstlers bestückt. Leunora Salihu tut dies nicht. Sie hängt auf die weiße, leere Wand lediglich eine faustgroße keramische Form, einen roten, glänzenden Kreisel, als wolle sie vom Geheimnis ihrer Werke noch nichts verraten.

Doch gleich im ersten Ausstellungsraum beweist sie ihr Können in Papierarbeiten. Hier zeigt sie, wie sie ihren formalen Prinzipien durch eine Vielfalt von Ideen und Assoziationen immer wieder neue Impulse gibt. Die Basis ihres Handwerks hatte sie in ihrer Heimatstadt Pristina vor allem in den grafischen Künsten gelegt. Die Zeichnung, in Tusche und Feder, zeigt die Spontaneität ihres Denkens und Handelns. Nun kann sie in ihrer Wahlheimat Düsseldorf aus dem Vollen schöpfen. Insektenfüße werden zu teuflischen High Heels, über denen sich der abstrakte Körper windet und dreht. Der Brustkorb, seit ihren Anfängen in der Bildhauerei ein Lieblingsmotiv, mutiert zu einem vielgliedrigen Flügeltier. Eine Luftröhre endet in einer erogenen Zone.

Im Hauptraum zeigt sich ihre Expertise in den keramischen Künsten und Farbglasuren. Seit ihrem ersten Stipendium vor zehn Jahren im Europäischen Keramischen Werkzentrum (EKWC) in Holland lässt sie der Ton mit all seinen Materialeigenschaften nicht mehr los. Noch heute brennt sie in diesem Elite-Zentrum und beweist in ihrer Schau bei Philara, wie fehlerfrei sie den Umgang mit den Tonscheiben beherrscht, wie raffiniert sie die Würste aus dem „Fleischwolf“ erzeugt und in einer uralten Handwerkskunst in keramische Körper verwandelt. Scheinbar maschinell fügen sich die Teile zu dreidimensionalen Gebilden. Beim Nähertreten bemerkt man, dass sie zugleich feinste Unregelmäßigkeiten besitzen, weil die Künstlerin Salihu jedes einzelne Element per Hand ritzt.

Die 43-Jährige war bislang Gastprofessorin in Gießen. Es wäre nicht überraschend, wenn man diese hochbegabte Frau in ihrer Wahlheimat an die Kunstakademie berufen würde. Die Sammlung Philara ist bis zum 25. Oktober in der Birkenstraße 47a (Hinterhof) zu sehen. Die Öffnungszeiten sind freitags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 18, Führung 15 Uhr, und sonntags 14 bis 18 mit Führung 15 Uhr.